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Karneval und Fastenzeit
Ostern
Silvester und Neujahr läuten mit lau-
tem Knall gleich den Karneval ein, ei-
ne fröhliche, vergnügliche Zeit mit vie-
len Festen und Tanzveranstaltungen.
Faschingsdonnerstag wird in Polen
„Fetter Donnerstag“ (Tłusty Czwartek)
genannt, Auftakt zur letzten Woche
vor Anbruch der 40-tägigen Fasten-
zeit, zu dem das ganze Land mit Mar-
melade oder Eierlikör gefüllte Berliner
Pfannkuchen (pączki) verspeist. Oder
auch Liebesschleifen (faworki), in Fett
ausgelassene, puderzuckerbestreute
Teigstreifen, die den Pfannkuchen als
Kalorienbomben keinesfalls nachste-
hen. In der Nacht von Faschingsdiens-
tag zu Aschermittwoch wird auf der
„Heringsfeier“ noch einmal ausgelas-
sen getanzt, dazu isst man Hering in
allen nur denkbaren Variationen - Fa-
nal der heraufziehenden Fastenzeit.
Denn am Aschermittwoch ist ja be-
kanntlich alles vorbei.
Mit einer Ausnahme: Am vierten
Sonntag der Fastenzeit, also am Früh-
lingsanfang, ertränkt man vergnügt die
„Marzanna“. Die arme Strohpuppe,
die den Winter symbolisiert, wird dazu
durch die Orte geschleift, mit Schimpf
und Schande bedacht, ihrer Kleider
beraubt und schließlich im Fluss, See,
Teich oder Tümpel ertränkt. Falls nicht
vorhanden, tut es sogar eine Pfütze.
Das „Ertränken der Marzanna“ ist bei
Kindern und Jugendlichen ganz be-
sonders beliebt, da mit dem Absaufen
der Strohdame nicht nur der Frühlings-
anfang, sondern auch der „Tag des
Schuleschwänzens“ gefeiert wird.
Palmsonntag, der an den Einzug Jesu
Christi in Jerusalem erinnert, leitet die
Feierlichkeiten der vorösterlichen Kar-
woche (Wielki Tydzień) ein. Hauptge-
genstand dieses farbenfrohen Kirchen-
fests wären eigentlich Palmzweige,
doch ist Polen nicht Palästina, und so
greift man in Ermangelung einer sub-
tropischen Vegetation auf Weiden-
und Buchsbaumzweige zurück. Bis zu
acht Meter hoch werden sie kunstvoll
mit bunten Blumen, Bändern und
Schleifen geschmückt, vom Priester
geweiht und anschließend in einer
Prozession feierlich durch die Orte
getragen.
Unter der Karwoche finden zahlrei-
che Mysterienspiele statt, die das Lei-
den des Heilands auf dem Kreuzweg
nachstellen. Berühmt sind die Mysteri-
enspiele von Kalwaria Zebrzydowska
südwestlich von Krakau oder auch im
kaschubischen Wejherowo nahe der
Danziger Bucht.
Karfreitag ist in Polen, anders als in
Deutschland, kein Feiertag. Der To-
destag Jesu wird nicht gefeiert, son-
dern mit großer Trauer und fastend
begangen. Streng Gläubige nehmen
außer Wasser und Brot nichts zu sich,
nirgendwo erklingt Glockengeläut,
und in den Kirchen wachen die Men-
schen am symbolischen Christusgrab.
Karsamstag ist die lange Fastenzeit
bald endlich vorbei. Die traditionellen
Fastengerichte Hering und Żur (Sau-
ermehlsuppe) haben ausgedient; Fisch
und Suppentopf finden sich in man-
chen Regionen als Dankeschön an ei-
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