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insgesamt acht nationalen Minder-
heiten angehören: der deutschen,
weißrussischen, ukrainischen, tschechi-
schen, litauischen, armenischen, russi-
schen und slowakischen. Dazu kom-
men vier ethnische Minoritäten: Ka-
raimer, Lemken, Roma und Tataren.
Einen Sonderfall stellen die Kaschu-
ben dar, die in Ostpommern leben
und eine dem Polnischen sehr nahe
verwandte Sprache sprechen. Von
polnischer Seite her wurde das Ka-
schubische deshalb lange Zeit als pol-
nischer Dialekt aufgefasst und die Ka-
schuben als eine polnische Volksgrup-
pe. So war ihr rechtlicher Status über
viele Jahre hinweg nicht eindeutig ge-
regelt. Mit dem Minderheitengesetz
2005 fand das Kaschubische nun aus
der rechtlichen Grauzone heraus und
wurde in den Rang einer gesetzlich
anerkannten Sprache gehoben.
Nun sind das natürlich alles Kli-
schees. Aber bleiben wir noch ein
bisschen dabei. Denn auch dem
„Fremdling“, wie man in Polen biswei-
len noch altmodisch zu Ausländern
sagt, bleibt nicht verborgen, dass sich
in manchem Klischee sogar ein winzi-
ges Körnchen Wahrheit verbirgt.
Zum Beispiel wäre da das, was man
neupolnisch „Networking“ nennt,
was aber gleichwohl auf eine lange
Tradition zurückblicken kann: der Um-
stand, dass es garantiert niemals scha-
den kann, einen Bekannten oder Ver-
wandten zu haben, der jemanden
kennt, der einen Bruder oder Cousin
hat, der eine Position innehat, über die
man mit jemand in Kontakt treten
kann, der an der Stelle arbeitet, bei der
man eigentlich vorsprechen möchte.
Zu Zeiten der Volksrepublik waren
solche Bekanntschaften absolut unver-
zichtbar, heute sind sie noch viel mehr
als das - nämlich eine Frage der Höf-
lichkeit. Undenkbar, mit einem Anlie-
gen direkt mit der Tür ins Haus zu fal-
len. Ohne eine Reihe kommunikativer
Zwischenstationen unverblümt seine
Sache voranzutreiben, das wäre ein-
fach respektlos. „Bekanntschaft ha-
ben“ ist dagegen die hohe Schule der
zwischenmenschlichen Umgangsfor-
men. Auf den persönlichen Kontakt
und darauf, sich glänzend miteinander
unterhalten zu können, wird sehr viel
Wert gelegt.
Aufgrund dieser Kontaktfreudigkeit
gelten die Polen vielen als die „Italie-
ner des Nordens“. Fröhlich, großzü-
gig, herzlich, ein Völkchen eigensinni-
ger Individualisten, das nichtsdesto-
Stereotypen und Klischees
Ob aber Kaschube, Pommer oder
Podlasier, Großpole, Kleinpole oder
Kujawier, man kultiviert, wie überall in
der zivilisierten Welt, liebevoll seine
Stereotypen. Besonders gepflegt wer-
den sie in Bezug auf die polnischen
Hauptstädter, die wie alle Hauptstäd-
ter auf der Welt als hochnäsig, laut
und ruppig gescholten werden. Dage-
gen sagt man den Krakauern eine dis-
tinguierte Lebensart nach, während
die Leute in der Woiwodschaft Groß-
polen als die Schotten von Polen gel-
ten, die Masuren als rückständig und
die Goralen in der südlichen Bergwelt
als Hinterwäldler.
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