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Menschen
und Mentalitäten
ten, im südlichen Ostpreußen, in
Westpreußen, Hinterpommern und
Schlesien angesiedelt; Gebiete, aus
denen zuvor viele Millionen Deutsche
vertrieben worden waren.
Ukrainer, Weißrussen, Litauer und
zahlreiche weitere Bevölkerungsgrup-
pen wurden ebenfalls dazu gezwun-
gen, das neue Polen zu verlassen. Wer
dennoch blieb, sah seine Sprache und
Kultur unterdrückt. Zuwiderhandlun-
gen hatten Verbote und Repressionen
bis hin zu langen Gefängnisstrafen zu-
folge. Polen wurde homogen polnisch
- zumindest der offiziellen Propagan-
da gemäß.
Nach dem Fall des Eisernen Vor-
hangs rückten die Minderheiten dann
wieder ins Licht. Bereits seit 1991 ist
etwa die Stellung der deutschen Mino-
rität im Deutsch-Polnischen Nachbar-
schaftsvertrag völkerrechtsverbindlich
geregelt, mit dem Recht auf eine eige-
ne Vertretung im polnischen Parla-
ment, der Möglichkeit, Vereine und
Verbände zu gründen sowie eigene
Publikationen herauszugeben. Anfang
2005 verabschiedete der Sejm, die ge-
setzgebende Kammer des polnischen
Parlaments, nach jahrelangen Diskus-
sionen schließlich ein Minderheiten-
gesetz. Seither sind in Städten und
Gemeinden mit einem nichtpolni-
schen Bevölkerungsanteil von mindes-
tens 20 Prozent mehrsprachige Orts-
schilder und Amtsbezeichnungen er-
laubt, außerdem darf die Minderhei-
tensprache bei Amtshandlungen als
Hilfssprache benutzt werden.
Offiziell zählt man heute anderthalb
Millionen polnische Staatsbürger, die
38,7 Millionen Einwohner zählt das
Land. Statistisch betrachtet leben 124
Menschen auf einem Quadratkilome-
ter, was etwa der Bevölkerungsdichte
Dänemarks entspricht. Auch das Zah-
lenverhältnis von Frauen zu Männern
bewegt sich im europäischen Durch-
schnitt. 51,7 Prozent Frauen und 48,3
Prozent Männer machen Polens Be-
völkerung aus, nicht zuletzt, da Evas
statistische Lebenserwartung (78 Jah-
re) die Adams um acht Jahre übertrifft.
Mehrheiten, Minderheiten
Über den längsten Zeitraum seiner
Geschichte hinweg war Polen stets ein
Vielvölkerstaat. Noch in der Zeit zwi-
schen den Kriegen 1918 bis 1939 zähl-
te mehr als ein Drittel der Menschen,
die auf dem Territorium der Zweiten
Republik lebten, zu nationalen, ethni-
schen oder religiösen Minderheiten.
Durch die Schrecken des Zweiten
Weltkriegs, durch die Judenvernich-
tung und schließlich Polens Westver-
schiebung mit Massenvertreibungen
und Neuansiedlungen änderte sich
dieses Bild.
Infolge der Grenzverschiebung
nach Ende des Zweiten Weltkriegs
fanden sich 6,5 Millionen Menschen
im alten polnischen Osten zwangswei-
se als Neubürger der Sowjetunion
wieder. Viele von ihnen flohen oder
wurden vertrieben und von der polni-
schen Führung, zusammen mit den
zahlreichen aus dem Exil Heimgekehr-
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