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Daneben hat sich eine Reihe kommer-
zieller Privatsender wie PolSat, TVN
oder die digitale Plattform Cyfra eta-
bliert, die mit Serien, Talkshows und
bunter Nachrichtenwelt Quote ma-
chen. Nichtsdestotrotz hält das öffent-
lich-rechtliche Fernsehen immer noch
gut die Hälfte des Marktes.
Ganz anders sieht das beim Radio
aus. Nur noch ein Drittel der Bevölke-
rung lauscht den drei öffentlich-rechtli-
chen Rundfunkprogrammen von Pols-
kie Radio, PR1, PR2 und PR3. Sie fun-
ken landesweit gegen 200 regionale
oder lokale private und kirchliche
Radioanstalten an, die sich bei über
70 Prozent der Polen großer Beliebt-
heit erfreuen. Die unangefochtenen
Marktführer unter den Dudelsendern,
RMF FM und Radio Zet, sind im Unter-
schied zur Konkurrenz außerdem po-
lenweit zu empfangen, ebenso wie
der umstrittene radikalklerikale Sender
Radio Maryja.
Die Sendeerlaubnis erteilt der Staat-
liche Rat für Hörfunk und Fernsehen
(Krajowa Rada Radiofonii i Telewizji,
KRRiT). Seit 1993 lizensiert die staatli-
che Aufsichtsbehörde Funk- und TV-
Anstalten und überwacht die Einhal-
tung der Mediengesetze. Seit der Öff-
nung des polnischen Medienmarkts
für ausländische Investoren mit dem
EU-Beitritt 2004 ist diese Arbeit nicht
leichter geworden. Kapitalstarke Me-
dienkonzerne wie Springer und Ber-
telsmann strömen ins Land.
Die Konzentration in der Funk- und
TV-Welt zuungunsten der Meinungs-
vielfalt macht auch vor Polen nicht
Halt. Dem Versuch der nationalkon-
servativen Regierungspartei „Recht
und Gerechtigkeit“ (PiS), 2006 den
Nationalen Rundfunkrat mit einem
neuen Mediengesetz unter ihre Kon-
trolle zu bringen, konnte das polnische
Verfassungsgericht dagegen einen
Riegel vorschieben.
Zeitungen und Zeitschriften
Wer im polnischen Blätterwald die
Marktführerschaft innehat, lässt sich
bereits an den in Großbuchstaben auf-
gemachten bunten Schlagzeilen auf
den Titelseiten ablesen. Es ist die täg-
lich überregional erscheinende Boule-
vardzeitung „Fakt“, die wie die polni-
sche Schwester der deutschen „Bild-
zeitung“ anmutet. Und tatsächlich
stammt „Fakt“ aus dem Springer-Ver-
lag. Dass das ebenso schlichte wie po-
puläre Kleine-Leute-Blatt gerne als
Sprachrohr der PiS fungiert, daraus
wird in den Redaktionsstuben in War-
schau kein Hehl gemacht.
Da gibt sich „Dziennik“ („Tageszei-
tung“), die Nummer 3 der überregio-
nalen polnischen Tageszeitungen,
schon einen seriöseren Anstrich. Welt-
anschaulich rechtskonservativ und in
der Aufmachung an die deutsche
„Welt“ angelehnt, wird „Dziennik“
ebenfalls im Hause Springer Polska
produziert. Im April 2006 startete das
Blatt mit der Ansage: Frontalangriff auf
die unter dem Chefredakteur und Bür-
gerrechtler Adam Mischnik erschei-
nende, liberale „Gazeta Wyborcza“
(„Wahlzeitung“).
Bereits 1989 wurde die „Gazeta“
gegründet, um die ersten freien Wah-
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