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Grundwasserleiter eindringt. Das derart infiltrie-
rende Wasser wird als Uferfiltrat oder Seihwas-
ser bezeichnet; nach der DIN 4049-3, wird zwi-
schen beiden Begriffen unterschieden: Uferfiltrat
ist Wasser aus oberirdischen Gewässern, die un-
mittelbar in den Grundwasserraum, Seihwässer
solche, die in den Sickerraum (-zone) eingedrun-
gen sind. Eine umfassende Darstellung aller Vor-
gänge bei der Uferfiltration wurde vom Fachaus-
schuss „Wasserversorgung und Uferfiltrat“ des
BUNDESMINISTERIUMS DES INNERN (BMI,
1975) erarbeitet und durch einen Bericht zur
künstlichen Grundwasseranreicherung (BMI,
1985) ergänzt. Weitere Hinweise finden sich bei
K UßMAUL et al. (1977).
Voraussetzung für die Uferfiltration ist ein hy-
draulisches Potenzialgefälle vom oberirdischen
Gewässer zur Grundwasseroberfläche. Derartige
Gegebenheiten können von Natur aus be- oder
entstehen, z.B. durch Hochwässer, topographi-
sche Besonderheiten (Flussschleifen usw.). Sie
können aber auch künstlich erzeugt werden
(Stauhaltungen, Grundwasserabsenkungen, z.B.
durch Wasserförderungen). Eine weitere Voraus-
setzung ist die Durchlässigkeit des Gewässerbetts.
Die starke Verschmutzung der Gewässer in der
Vergangenheit brachte es jedoch mit sich, dass die
Gewässerbetten vielfach verschlammten, d.h. die
Poren des Sediments an der Gewässersohle abge-
dichtet wurden. Die Bildung einer solchen Selbst-
abdichtung (oder Kolmation ) kann folgende Ur-
sachen haben:
steht durch stärkere Strömungen, z.B. bei Hoch-
wässern, und erhöht die Durchlässigkeit der Ge-
wässersohle. Untersuchungen (z.B. G AT Z et al.,
1987) haben gezeigt, dass nachteilige (qualitative)
Veränderungen des Grundwassers durch Uferfil-
trat auf nur kleine Bereiche beschränkt bleiben.
Der Ermittlung des Uferfiltratanteils bei Wasser-
förderungen dienen folgende Methoden:
Hydrologische Methode
Der Abfluss eines Gewässers wird an mehreren
Stellen stromoberhalb und stromunterhalb ge-
nau gemessen. Die Abflussdefizite werden durch
Differenzbildung festgestellt und quantitativ er-
fasst.
Geohydrologische Methode
Durch Erfassen der geohydraulischen Verhält-
nisse in einem definierten Gebiet werden die
Strömungen des Grundwassers quantitativ er-
mittelt. Dazu werden für mehrere Zeiten nach
(möglichst zeitgleichen) Grundwasserstands-
messungen Grundwassergleichenkarten erstellt
(Abschn. 3.6.1). Dadurch können die Bereiche,
aus denen das Wasser den Fassungen (Brunnen)
zuströmt, insbesondere der Uferfiltratanteil, ab-
gegrenzt werden.
Hydrochemische Methode
Sofern uferinfiltriertes und landseitiges Wasser
eine unterschiedliche chemische Beschaffenheit
haben, lässt sich unter günstigen Voraussetzun-
gen durch Vergleich der Analysen-Parameter der
Uferfiltratanteil errechnen. Geeignet sind solche
Ionen, die im Untergrund ungehindert beweglich
und beständig sind, vor allem Natrium, Chlorid
und Borat. Wenn sich die Konzentrationen sol-
cher „Leitionen“ bei der Uferfiltration nicht än-
dern, kann der Uferfiltratanteil am geförderten
Mischgrundwasser nach folgender Beziehung er-
rechnet werden:
oberflächig abgelagerte oder in den Poren-
raum eingedrungene Sedimentpartikel,
abgelagerte oder auf der Sohle lebende Mikro-
organismen, insbesondere fadenartige und
solche mit kieselsäurehaltigen Schalen,
unlösliche Fällungsprodukte, z.B. im Poren-
raum ausgeflockte Kolloide, Eisen-, Mangan-
und Calcium-Verbindungen.
Die Kolmation wird besonders häufig im Bereich
von Stauhaltungen beobachtet, in denen das
Fließgewässer seine Schleppkraft verliert. Dies
hat zur Folge, dass trotz bestehenden Potenzialge-
fälles kein oder kaum Oberflächenwasser infil-
triert.
Der umgekehrte Vorgang, nämlich dass feine
Partikel aus dem Gewässerbett herausgespült
werden, wird als Suffosion bezeichnet. Diese ent-
c
c
Mw
Gw
Gl. 29
c
c
Fw
Gw
χ
(chi) =
Anteil des Uferfiltrats am Misch-
grundwasser (1),
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