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Te n s ide sind grenzflächenaktive organische
Substanzen, die als Wasch- und Reinigungsmittel
eingesetzt werden; Waschmittel sind pulverför-
mige oder flüssige Produkte zum Reinigen von
Textilien und Industrieprodukten. Diese beste-
hen aus waschaktiven Substanzen (Anteil 8 % bis
15 %), nämlich sog. Tensiden (Detergentien), bei
denen (Abschn. 3.9.7.1.7) zwischen methylen-
blauaktiven (MBAS) anionischen, disulfinblau-
aktiven (DBAS) kationischen und bismutaktiven
(BiAS) nichtionischen Tensiden unterschieden
wird. Es sind dies grenzflächenaktive Verbindun-
gen, welche als „Schmutzlöser“ wirken, die nach
der ehemaligen Tensidverordnung von 1986 in
Waschmitteln zu mindestens 90 % biologisch
abbaubar sein mussten. Dennoch reicht diese Ab-
baumenge häufig nicht aus, sodass der nicht ab-
gebaute Rest immer noch Gewässer verschmut-
zen kann. Außerdem enthalten Waschmittel teil-
weise 30 % bis 40 % (im Interesse des Gewässer-
schutzes) mit Zeolithen gemischte anorganische
Phosphate (Pentanatriumtriphosphat), ferner
teilweise Borate als Bleichmittel (Natriumper-
borat, das bei Temperaturen > 60 °C aktiven
Sauerstoff abgibt, jetzt häufig ersetzt durch Per-
carbonate) und schließlich Zusatzstoffe wie En-
zyme zum Abbau von Eiweiß, Natriumsulfat (zur
Verbesserung der Rieselfähigkeit) sowie Parfüm-
öle.
Wegen ihrer hohen Persistenz (Widerstandsfä-
higkeit gegen mikrobiellen oder physikalisch-
chemischen Abbau) haben die organischen Ha-
logen-Verbindungen erhöhte Beachtung gefun-
den. Von den ca. 500 auf dem Markt befindlichen
organischen Halogen-Verbindungen werden nur
wenige in großen Mengen hergestellt, daher sind
bisher auch nur wenige als Schadstoffe im
Grundwasser aufgetreten, insbesondere jedoch
und z.T. schon recht verbreitet die leichtflüchti-
gen Chlorkohlenwasserstoffe (LCKW). Organi-
sche Halogen-Verbindungen sind in zwei Grup-
pen unterteilt, in schwer- und in leichtflüchtige
Verbindungsklassen, beide sind jedoch toxisch,
einige kanzerogen. Ihre Schadwirkung ist deshalb
besonders hoch, weil sie sich wegen ihrer Fettlös-
lichkeit in der Nahrungskette und deshalb zuletzt
im menschlichen Fettgewebe anreichern.
Unter den schwerflüchtigen organischen Ha-
logen-Verbindungen sind besonders die Chlor-
pestizide (z.B. DDT, Lindan = HCH) und die po-
lychlorierten Biphenyle (PCB) zu beachten, die
nach Schweizer Untersuchungen bereits in Bo-
denschichten nachweisbar sind, die nach dem
Jahre 1930 sedimentiert wurden, in Grund-
wässern jedoch bisher nur in Spuren (maximal
10 ng/l) gefunden wurden. Zu den organischen
Halogen-Verbindungen gehört auch die Gruppe
der sog. Dioxine und Furane, die bei niedrigtem-
peraturigen Verbrennungen in industriellen Pro-
duktionsverfahren, thermischen Prozessen (z.B.
Müllverbrennung) und bei photochemischen
Prozessen entstehen. Die exakte Bezeichnung ist
Dibenzodioxine und Dibenzofurane, sie können
jeweils bis zu 8 Chlor- und/oder andere Halogen-
Atome an ihren aromatischen Ringen besitzen.
Insgesamt kann daher die Gruppe der polychlo-
rierten Dibenzodioxine 75 und die der polychlo-
rierten Dibenzofurane 135 verschiedene Einzel-
stoffe, sogenannte Kongenere, umfassen. Jedes
Kongener weist eine unterschiedliche Toxizität
auf. Ähnlich wie bei PCB werden nur einige die-
ser Kongenere als Einzelstoffe analysiert, es wer-
den aber nicht wie dort Konzentrationen, son-
dern Toxizitätsäquivalente angegeben. Die gif-
tigste Verbindung ist TCDD (2, 3, 7, 8-Tetrachlor-
dibenzo-para-dioxin), willkürlich in der Toxizität
gleich 1 gesetzt. Den übrigen Verbindungen wer-
den Toxizitätsäquivalentfaktoren (je nach zu-
grundliegendem Modell von 0,001 bis 0,5) zuge-
wiesen. Die gemessenen Konzentrationen werden
mit diesen Faktoren multipliziert, summiert und
als Toxizitätsäquivalente angegeben.
Dioxine und Furane sind jedoch für das
Grundwasser im Allgemeinen insofern wenig ge-
fährlich, als sie sehr stark im Boden sorptiv ge-
bunden werden, nur sehr wenig wasserlöslich
sind (Wasserlöslichkeit 8 bis 200 ng/l), einen
niedrigen Dampfdruck von 2,02 · 10 -7 Pa (bei
25 °C) und einen hohen Octanol/Wasser-Ver-
teilungskoeffizienten (ca. 7) aufweisen. Im Trink-
wasser Deutschlands wurden bisher keine Dioxi-
ne oder Furane nachgewiesen.
Eine erstmals im Jahre 2006 auffällig geworde-
ne Stoffgruppe ist die der perfluorierten Verbin-
dungen (perfluorated compounds; (PFC) ), frü-
her als Perfluortenside (PFT) bezeichnet. Sie
werden als Stoffe mit amphiphilem Charakter
(sowohl mit hydrophilen als auch lipophilen Ei-
genschaften) als Imprägniermittel für Stoffe ver-
wendet. Über den Abwasserpfad gelangten sie in
Klärschlämme und Oberflächenwässer im Hoch-
sauerlandkreis. Danach wurden sie in einigen
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