Geoscience Reference
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Überblick über die Historie
Schon in frühester Zeit wusste der Mensch das
Grundwasser zu nutzen. Zuerst schöpfte er es
wohl aus Quellen, entwickelte aber bald auch
technische Geräte zu seiner Erschließung. Etwa
3 000 v. Chr. wurden mit hölzernen Maschinen
Brunnen gebohrt. Im alten China wurden Bohr-
tiefen bis 1500 m erreicht. Großartige Anlagen
zur Wassererschließung waren lange Sickerungen
(arab. Kanat, Qanat ), die flach in Alluvionen ver-
legt wurden. Kanate wurden wahrscheinlich
schon vor 2 500 Jahren im Iran gebaut und dien-
ten gleichermaßen zur Trinkwasserversorgung,
wie zu landwirtschaftlichen Bewässerungen.
Ein Kanat-System soll in Ägypten 500 v. Chr.
4 700 km 2 Land bewässert haben.
Die geschichtliche Entwicklung der Wissen-
schaft vom Wasser, seinen Erscheinungsformen
über, auf und unter der Landoberfläche, seinen
Eigenschaften und natürlichen Zusammenhän-
gen (heute als Hydrologie bezeichnet) vollzog
sich dagegen recht langsam. Bis ins 17. Jahrhun-
dert hinein galt allein die Theorie der Griechen
(A RISTOTELES (griechischer Philosoph; 384-
322 v. Chr.), T HALES VON M ILET (griechischer Ma-
thematiker; 640-546 v. Chr.), P LATO (griechischer
Philosoph; 427-347 v. Chr.) und H OMER (Dich-
ter; ca. 1 000 v. Chr.)) und nach ihnen der Römer
(L UCRETIUS S ENECA (römischer Dichter und Phi-
losoph; 4 v. Chr.-65 n. Chr.), P LINIUS (römischer
Gelehrter; 23-79 n. Chr.), V ITRUVIUS ), wonach
das Grundwasser aus dem Meer durch unterirdi-
sche Kanäle unter Bergen hindurch in das Land
ströme. Man meinte, die Erde sei zu undurchläs-
sig, als dass dort Regenwasser versickern und das
Grundwasser ergänzen könne. Die technische
Nutzung verzeichnete jedoch schon früh erstaun-
liche Höhepunkte, wie die antiken Wasserversor-
gungen erkennen lassen ( S EXTUS J ULIUS F RONTI -
NUS , römischer Senator und Schriftsteller; 40-
103 n. Chr.). Die antike Theorie des Wasserkreis-
laufs wurde bis in die Renaissance hinein
übernommen. Selbst der deutsche Astronom
J OHANNES K EPLER (1571-1630) glaubte noch - in
Anlehnung an die altgriechische Lehre -, die Erde
nehme wie ein riesiges Tier das Meerwasser auf,
verdaue es und speie es als Süßwasser über Quel-
len und Flüsse wieder aus. Fast zur selben Zeit je-
doch lehrte in Frankreich der Philosoph B ERNARD
P ALISSY (1510-1589), dass Grundwasser durch
versickerndes Regenwasser ergänzt würde; allein
man glaubte ihm nicht.
Mit dem 17. Jahrhundert begann die Periode
des Messens. P IERRE P ERRAULT (französischer Hy-
drologe; 1608-1680) war es, der die Regenmen-
gen maß und den Abfluss der oberen Seine
schätzte. 1674 berichtete er, dass nur ein Sechstel
der Niederschläge über den Fluss abfließt. Auf-
grund dieser und eigener Messungen konzipierte
E DME M ARIOTTE (französischer Physiker; 1620-
1684) die Theorie der Grundwasserneubildungen
durch in den Erdboden versickernde Nieder-
schläge. Den dritten und entscheidenden Beitrag
leistete der englische Astronom E DMOND H ALLEY
(1656-1742), der Messungen der Verdunstung
ausführte und ein treffendes Bild des Wasser-
kreislaufs auf der Erde zeichnete.
Während des 18. und 19. Jahrhunderts wur-
den erste wesentliche geologische Erkenntnisse
gewonnen und damit die Voraussetzungen zum
Verständnis von Grundwasserbewegungen ge-
schaffen. Die Zeit hydrologischer Versuche be-
gann. Hier ist vor allem der französische Wasser-
bauingenieur H ENRY D ARCY (1803-1858) zu nen-
nen, der nach vorausgegangenen Versuchen von
G OTTHILF H EINRICH L UDWIG H AGEN (deutscher
Wasserbauingenieur; 1797-1884) und J EAN L OUIS
M ARIE P OISEUILLE (französischer Physiologe und
Physiker; 1799-1869) den Durchlässigkeitsbei-
wert k f einführte. HAGEN entdeckte 1839 die Ge-
setzmäßigkeit der laminaren Strömung homoge-
ner Viskositäten (H AGEN , 1839), die unabhängig
von ihm auch von P OISEUILLE (1841) hergeleitet
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