Geoscience Reference
In-Depth Information
4
4.7.1.2 Perspektiven des
Grundwasserschutzes
gruppen definiert und ihr Transportverhalten im
Grundwasser beschrieben.
Die im Rahmen der genannten Programme
ausgeführten Untersuchungen haben bisher be-
stehende Unsicherheiten bei der Bemessung der
Zone II, die dem mikrobiellen Schutz des Grund-
wassers dienen soll, beseitigen können. Nach ei-
ner zu Beginn des Programms gestarteten Umfra-
ge haben sich die bisher schon rechtskräftig fest-
gesetzten Zonen II offensichtlich bewährt. Auf
Grund der seit Jahren vorliegenden positiven Er-
fahrungen soll die 50-Tage-Linie als Kriterium
für die Bemessung der Zone II auch künftig ange-
wandt werden.
In der vierten Fassung des DVGW-Arbeits-
blattes W101 (DVGW, 1995b) wurden die hydro-
geologischen Kriterien zur Bemessung der
Schutzzonen mehr als in früheren Fassungen be-
rücksichtigt. Auch können künftig grundwasser-
überdeckende Schichten zu einer Verkleinerung
der Engeren Schutzzone (Zone II) führen, wobei
den von einem Arbeitskreis der Geologischen
Landesämter erarbeiteten Grundlagen (B OLSEN -
KÖTTER et al., 1984) gefolgt wurde. Außerdem
wurden die „Gefährlichen Handlungen, Einrich-
tungen und Vorgänge in den Schutzzonen“ (Ka-
pitel 4 der Richtlinie) entsprechend den heutigen
Gegebenheiten neu formuliert. Die Gefährdungs-
potenziale sind im Anhang, getrennt nach „Be-
einträchtigungen der Grundwasserbeschaffen-
heit“ und „Gefahrenherde“ aufgeführt. Wesent-
lich an der Neufassung ist jedoch, dass die Fest-
setzungsbehörden aufgefordert sind, entgegen
ihrer bisher häufig geübten Praxis Wasserschutz-
gebiete künftig nach Größe und Auflagen (Nut-
zungsbeschränkungen) den jeweiligen örtlichen
Verhältnissen anzupassen. „Die Richtlinie darf in
keinem Fall pauschal angewandt werden. Das
Wasserschutzgebiet muss den jeweiligen örtli-
chen Verhältnissen entsprechend differenziert
und modifiziert werden. Demnach muss jedes
Wasserschutzgebiet nach den geologischen und
hydrogeologischen Gegebenheiten betrachtet
und die Nutzungsbeschränkungen festgelegt wer-
den“ (DVGW, 2006). Da in dem Festsetzungsver-
fahren für das Wasserschutzgebiet eine weitrei-
chende Beteiligung von möglicherweise Betroffe-
nen und eine Erörterung mit diesen vorgesehen
sind, werden Rechtsmittel zur Überprüfung der
Angemessenheit auf die örtlichen Verhältnisse
nur im Ausnahmefall erforderlich. In jüngerer
Nach LAWA-Erhebung vom 31. Dezember 1997
sind in Deutschland 17 584 Wasserschutzgebiete
mit einer Fläche von 41 915,3 km 2 (entspricht
11,7 % der Fläche) festgesetzt. 50,27 % der
Schutzgebietsflächen werden landwirtschaftlich
genutzt, 39,37 % forstwirtschaftlich, der Rest an-
derweitig (Besiedlung, Verkehr usw.). Die mittle-
re Größe eines Schutzgebietes beträgt 2,4 km 2 .
Durch die Nutzungsbeschränkungen erwachsen
in den Flächen der Engeren Schutzzonen (Zone
II) erhebliche wirtschaftliche Schwierigkeiten,
vor allem in Siedlungs- und Ballungsgebieten.
Unsicherheiten entstehen zudem, weil in der
Schweiz 13 , wenn auch unter strengen Randbedin-
gungen, für die Zone II nur eine 10-Tage-Linie
gilt. Um die Vorgänge bei Transport und Elimina-
tion von Mikroorganismen in Grundwasserlei-
tern aufzuklären, initiierte der DVGW-/LAWA-
Ausschuss „Wasserschutzgebiete“ ein For-
schungsvorhaben, das vom Bundesminister des
Inneren gefördert wurde. Eine im Jahre 1980 vor-
gelegte Auswertung von nahezu 2 000 Veröffentli-
chungen mit z.T. konträren Ergebnissen unter-
strich die Dringlichkeit. Im Rahmen dieses Pro-
gramms wurden umfangreiche Labor- und Feld-
versuche durchgeführt (S CHMIDT et al., 1983). Auf
Grund dieser Untersuchungen muss von einer
mehrfach längeren Persistenz (Überlebensdauer)
als 50 Tage für Bakterien und Viren im Grund-
wasser ausgegangen werden. Weniger wichtig für
die Bemessung der Zone II ist die Abstands-
(„Fließ-“) Geschwindigkeit des Grundwassers als
vielmehr das Transportverhalten der Mikroben
(und Viren) sowie die Transportlängen (A LT H AU S ,
1983; R IEMER , 1983). Zahlreiche Steuergrößen
(insbesondere die Adsorption, Abschn. 3.9.4.2)
verhindern nämlich, dass die maximalen Trans-
portstrecken der eingetragenen Belastungen in
einem Grundwasserleiter gleich dem Produkt aus
Persistenz (Lebensdauer, bisher angenommen 50
Tage) und Abstandsgeschwindigkeit sind. Eine
Systematisierung des Transports chemischer
Stoffe im Untergrund in Abhängigkeit von ihrer
Eingabeart und -konzentration im Hinblick auf
die vorgegebene räumliche Dimensionierung der
Zonen in Trinkwasserschutzgebieten unternah-
men M ATTHEß et al. (1985). Dabei wurden Stoff-
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