Geoscience Reference
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sickerung (punktförmige unterirdische Versicke-
rung in einem Schacht mit durchlässiger Sohle
und/oder Wandung) in allen Bundesländern be-
vorzugt eingebaut. Ausführliche Anleitungen für
Planung, Bau und Betrieb von Anlagen zur Versi-
ckerung von Regenwasser werden im Arbeitsblatt
DWA-A 138 (DEUTSCHE VEREINIGUNG FÜR
WASSERWIRTSCHAFT, ABWASSER UND AB-
FALL, 2005) gegeben.
Unterschiedliche Typen von Versickerungsan-
lagen wirken sich unterschiedlich auf die Wasser-
haushaltsgrößen, insbesondere die Grundwasser-
Neubildungsrate, aus. Die „Pilotstudie zum Ein-
fluss der Versickerung auf den Wasserhaushalt ei-
nes Stadtteils - Phase II“ im Auftrag des
MUNLV-NRW (AZ: IV-9-042234, C OLDEWEY &
G EIGER , 2001) zeigte, dass je nach den hydrogeo-
logischen und hydrologischen Verhältnissen ein
Anstieg des Grundwasserstands infolge einer
Niederschlagswasserversickerung über dezentra-
len Versickerungsanlagen möglich ist. In Neubau-
gebieten mit geringen Durchlässigkeitsbeiwerten
des Untergrundes kann die Versickerung von
Niederschlagswasser von mehr als 75 % der
Dachflächen, je nach Flächennutzung vor der Be-
bauung (Acker oder Grünland), zu einer höheren
Grundwasserneubildung und damit zu einem
u.U. unerwünschtem Anstieg des Grundwasser-
standes (Gefahr der Kellervernässung) führen
(G ÖBEL et al., 2004).
Die nachträgliche Einrichtung von Versicke-
rungsanlagen in eine bestehende Altbebauung ist
ebenfalls als problematisch einzustufen. Generell
muss hier davon ausgegangen werden, dass infol-
ge fortschreitender Versiegelung und veränderter
Abflusssituation die Grundwasserstände bereits
in der Vergangenheit abgesunken sind. Die
Niederschlagswasserversickerung kann dazu füh-
ren, dass sich im Umfeld der Altbebauung die
Flurabstände deutlich verringern. In den Fällen,
in denen eine negative Auswirkung auf den
Grundwasserstand weitestgehend ausgeschlossen
werden soll, besteht mit technischen Mitteln, wie
Wasserhaushaltsbilanzierung und/oder numeri-
sche Grundwassermodellierung, die Möglichkeit,
die Menge des zu versickernden Regenwassers zu
optimieren (C OLDEWEY et al., 2002). Eine Anlei-
tung zur Kopplung der Regenwasserversicke-
rung mit weiteren Systemen der naturnahen Re-
genwasserbewirtschaftung haben G ÖBEL et al.
(2007b) erarbeitet. Spezielle wasserdurchlässige
Flächenbefestigungen, die hinsichtlich ihrer Ver-
dunstungsrate optimiert wurden, stellen eben-
falls einen Beitrag zur naturnahen Regenwasser-
bewirtschaftung dar (S TARKE et al., 2010; S TARKE
et al., 2011).
Neben den quantitativen Effekten spielen die
qualitativen Effekte der Regenwasserversicke-
rung vor dem Hintergrund des Boden- und Ge-
wässerschutzes eine entscheidende Rolle. Auch
hier entscheiden die hydrogeologischen Gege-
benheiten (Durchlässigkeiten und Reinigungs-
vermögen des Bodens) über den Einsatz der Re-
genwasserversickerung. Der qualitative Zustand
des Regenwasserabflusses resultiert aus der Pri-
märbelastung der Niederschläge und einer zu-
sätzlichen Belastung am Abflussbildungsort. Un-
terschiedliche Typen von Abflussflächen (z.B.
Dachflächen, Straßenflächen) bedingen ein spe-
zifisches Schadstoff-Spektrum und Konzentra-
tions-Niveau (G ÖBEL et al., 2007a). Eine Empfeh-
lungsmatrix zur angepassten Regenwasserversi-
ckerung für unterschiedliche Abflussflächen un-
ter Berücksichtigung der hydrogeologischen
Besonderheiten haben G ÖBEL et al. (2008) erar-
beitet.
Zur Beurteilung der Versickerungsfähigkeit
des Untergrundes für die Regenwasserversicke-
rung wurde vom Bayerischen Landesamt für
Wasserwirtschaft ein Ratgeber (2000) herausge-
geben, in dem eine einfache Geländemethode be-
schrieben wird. Hierzu wird eine Grube mit den
Abmessungen 50 cm
50 cm und einer Tiefe von
ca. 20 cm unterhalb des Mutterbodens ausgeho-
ben. Vor Versuchsbeginn wird die Grube ca. eine
halbe Stunde bewässert, um eine bessere Aufnah-
me des Wassers zu erreichen. Nach dieser Vorbe-
wässerung wird die Grube bis zur Höhe der Mut-
terbodenschicht mit Wasser aufgefüllt und die
Absenkung des Wasserspiegels gemessen. Auf
Grundlage dieser Absenkung erfolgt eine grobe
Einstufung der Durchlässigkeit, die der anschlie-
ßenden überschlägigen Abmessung der Versicke-
rungseinrichtung zugrunde gelegt wird. Beispiele
für Anlagen zur Regenwasserversickerung unter
besonderer Berücksichtigung der gestalterischen
Aspekten im urbanen Raum geben G EIGER et al.
(2009).
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