Geoscience Reference
In-Depth Information
3
sowie Anteile von H 2 S, NO 2 - - und NH 4 + -Ionen.
Besonders in oberflächennahen Grundwasserlei-
tern finden Redoxreaktionen statt, meist mikro-
biell-katalytisch aktiviert. Konzentrationsvertei-
lungen von O 2 , NO 3 - , N 2 , N 2 /Ar,
Ein ähnlicher, häufig jedoch folgenreicherer
Vorgang ist die Ve r o c k e r u n g von Brunnenfiltern.
Solange nur das Fe 2+ -haltige reduzierte Grund-
wasser den Brunnenfilter umspült, scheidet kein
Eisen aus, da das in reduzierten Grundwässern
enthaltene Fe 2+ -Ion leichter wasserlösliche Ver-
bindungen bildet. Sobald jedoch der Wasserspie-
gel im Brunnen infolge Wasserförderung fällt,
strömt sauerstoffhaltige Bodenluft nach, welche
die Fe 2+ -Ionen im Haftwasser des Brunnenfilters
(insbesondere in Filterschlitzen und im Hohl-
raum der Filterkiese) zu Fe 3+ -Ionen oxidiert, die
ebenfalls als Fe 3+ -Hydroxide ausfallen und - in-
folge ständiger Wiederholung dieses Prozesses -
zur gefürchteten Filterverockerung führen. Die
Brunnen altern vorzeitig, ihre Leistung lässt
schnell nach (Abschn. 4.3.4.4). Eine Abhilfe stellt
die Vergleichmäßigung der Grundwasserförde-
rung dar.
15 N, Mn 2+ und
Fe 2+ ließen bei Untersuchungen von Grundwas-
serleitern des Pleistozäns bei Bocholt, Nordrhein-
Westfalen (L EUCHS , 1988), erkennen, dass die Mi-
kroorganismen mit abnehmendem Energiege-
winn pro Mol oxidierten organischen Kohlen-
stoffs nacheinander reduzieren. D.h. mit
zunehmender Tiefe tritt eine zunehmende Anrei-
cherung von O 2 , NO 3 - , Mn(IV)-Oxid und
Fe(III)-Hydroxid auf. Im Gegensatz zur Annah-
me von G ERB (1953) vollziehen sich solche Re-
duktionsvorgänge relativ kurzfristig. Im Fuhrber-
ger Feld nördlich von Hannover stellten B ÖTT -
CHER et al. (1989) für die Nitrat-Reduktion Zeit-
spannen von 1,2 bis 2,1 Jahren, für die
Sulfat-Reduktion von ca. 76 bis 100 Jahren fest.
Die Untersuchungen an massiven Verunreini-
gungsherden wie Mülldeponien (G OLWER et al.,
1976) haben gezeigt, dass sich im Unterstrom ei-
ner Deponie eine Reduktionszone herausbildet.
Die Reduktionszone entsteht unmittelbar unter
dem Einfluss reduzierender Substanzen aus dem
Müllkörper und geht bei zunehmendem Sauer-
stoff-Gehalt durch seitlichen Zustrom anderer
sauerstoffhaltiger Grundwässer in eine Über-
gangszone mit zeitweisen Sauerstoff-Gehalten
über. Die reduzierende Wirkung endet schließ-
lich an der Oxidationszone, wo wieder erhöhte
Gehalte an freiem Sauerstoff vorliegen (Abb.
132). Diese Prozesse wurden in Gerinneversu-
chen nachvollzogen und bestätigt (K RETZSCHMER ,
1989).
Änderungen des Redoxpotenzials wirken sich
nicht nur horizontal sondern auch vertikal aus.
So können z.B. infolge Grundwasserspiegel-
schwankungen in einzelnen Schichten die Redox-
potenziale ständig wechseln. Die Folge ist eine
Bodenverockerung. Dabei wird der Sauerstoff-
Gehalt unter dem Einfluss von Huminsäuren im
Grundwasser vermindert, Fe 2+ -Ionen können in
Lösung gehen. Fällt der Wasserspiegel, dringt sau-
erstoffhaltige Bodenluft nach, die gelösten Fe 2+ -
Ionen, die im Haftwasser die Bodenpartikel um-
hüllen, werden zu Fe 3+ -Ionen oxidiert, die - da
ihre Verbindungen schwer wasserlöslich sind - als
Fe 3+ -Hydroxid ausfallen (Raseneisenerzbildun-
gen).
δ
3.9.4.6 Eintrag und Transport
organischer Stoffe im Untergrund
Organische Stoffe finden in der Ökologie große
Beachtung, da einige dieser Stoffe kanzerogen
oder ab bestimmten Konzentrationen giftig sind
(P ARACELSUS T HEOPHRASTUS B OMBASTUS V ON
H OHENHEIM , schweizerischer Universalgelehrter;
1493-1541): „Sola dosis facit venenum!“ dt. „Al-
lein die Dosis macht das Gift!“). Dazu gehören
vor allem Pflanzenschutzmittel und Biozidpro-
dukte, die nur zu einem meist kleineren Teil die
Pflanzen erreichen, zum größeren Teil beim Ver-
sprühen in die Atmosphäre übertreten und zu
Schadstoffeinträgen in Boden und Grundwasser
führen (Abschn. 4.7.2.2). Ferner zählen dazu
(Abschn. 4.7.2.5) chlorierte Kohlenwasserstoffe
(CKW), polyzyklische aromatische Kohlenwas-
serstoffe (PAK) oder polychlorierte Biphenyle
(PCB) u.a.m. Vielfältig sind die Faktoren, die das
Transportverhalten solcher Stoffe bedingen. Da-
bei spielen organische Verbindungen eine aktive
und eine passive Rolle. Zum Aktiv-Verhalten ge-
hört ihre Eigenschaft, gelöst oder in fester Form
bei geohydrochemischen Prozessen als Komplex-
bildner, als Sorbent, als Reduktionsmittel oder als
Nahrung für Mikroorganismen zu wirken.
Wesentlicher ist jedoch ihr Passiv-Verhalten,
d.h. ihr Eintrag und ihre Ausbreitung im Unter-
Search WWH ::




Custom Search