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Die kurz dargelegten Vorgänge finden auch
im Grundwasser statt. Das Kohlenstoffdioxid
stammt aus der Atmosphäre und wird mit Nie-
derschlägen eingetragen, stammt aus organi-
schen Abbauprodukten der belebten Bodenzone,
oder es steigt aus der Tiefe auf. Dann ist es entwe-
der vulkanischen Ursprungs (postvulkanische
Exhalationen), Abbauprodukt biogener Sedi-
mente (C OLOMBO et al., 1968; H OEFS , 1973) oder
thermisches Zersetzungsprodukt von Karbonat-
gesteinen, die im Verlauf tektonischer Vorgänge
in größere Tiefen abgesunken sind.
Die im Grundwasser gelöste Kohlensäure
wirkt auf die in den Gesteinen der Grundwasser-
leiter enthaltenen Karbonate ein. In welchem Ma-
ße diese Reaktion erfolgt, hängt vom Karbonat-
(Kalk-)Gehalt der Gesteine, vom Kohlensäurege-
halt des Grundwassers und dessen Strömungen
ab. Zur Vertiefung der Kenntnis um diese Vorgän-
ge wird auf den Abschnitt „Carbonate Systems“
in M ATTHEß et al. (1992) verwiesen.
Kalkstein (CaCO 3 ) ist nur gering wasserlös-
lich (nach S ONTHEIMER et al. (1980) für Calcit:
L (CaCO 3 ) = 14 mg/l bei 20 °C). Mit steigender
CO 2 -Konzentration nimmt die Löslichkeit je-
doch zu. Zwischen den an der Reaktion beteilig-
ten Konzentrationen an CO 2 , HCO 3 - - und Ca 2+ -
Ionen stellt sich ein Gleichgewicht ein, das Kalk-
Kohlensäure-Gleichgewicht :
c (HCO 3 - ) =
Stoffmengenkonzentration der im
Wasser gelösten, im HCO 3 - -gebun-
denen Kohlensäure (sog. halbge-
bundene Kohlensäure) (mmol/l).
Diese Beziehung gilt streng genommen nur für
Wässer mit gleicher Calcium- und Karbonat-
Härte, also mit äquivalenten Mengen an Ca 2+ -
und HCO 3 - -Ionen. Da diese Bedingung aber in
der Praxis recht selten erfüllt ist, beschrieben
T ILLMANS & H EUBLEIN (1912) dieses Gleichge-
wicht durch die nach T ILLMANNS (J OSEPH T ILL -
MANNS , deutscher Wasserchemiker, 1876-1935)
benannte Gleichung:
( ( 1
( 1
2
2
c
(CO )
K
c
1 HCO ))
c
2 Ca
)
(Gl. 103)
2
Ti
3
1
1
HCO
c (
)
= Äquivalentkonzentration der im
Wasser gelösten, im HCO 3 - ge-
bundenen Kohlensäure (sog.
halbgebundene Kohlensäure)
(mmol/l); die Äquivalent-
konzentration von 1 mmol/l,
(früher: mval/l), dies entspricht
einer Massenkonzentration von
β
3
(sog. halbgebundene Kohlen-
säure) = 22 mg/l oder
β
(HCO 3 - ) = 61 mg/l oder
2,8 °dH (Karbonat-Härte),
CaCO 3 + CO 2 + H 2 O
i
Ca 2+ + 2 HCO 3 - .
1
2
Ca
2
= Äquivalentkonzentration der
Calcium-Ionen (mmol/l) (frü-
her: c (eq) in mval/l).
c (
)
Bei ihren Überlegungen zur Bestimmung dieses
Gleichgewichts stellten T ILLMANS & H EUBLEIN
(1912) nach der von B ODLÄNDER (1900) aufge-
stellten Beziehung folgende Gleichung auf:
Das System freie Kohlensäure - in Hydrogenkar-
bonat-Ionen gebundene Kohlensäure im Kalk-
Kohlensäure-Gleichgewicht, entsprechend der
T ILLMANS -Gleichung für reine Wässer, zeigt die
Kurve in Abb. 62. Unter der Kurve befindet sich
der Bereich der im HCO 3 - gebundenen, oberhalb
der der freien, aggressiven Kohlensäure (CO 2 ). Im
Gleichgewicht stehen solche Wässer, deren CO 2 -
und HCO 3 - -Ionen-Konzentration auf der Kurve
liegen.
Da das Grundwasser auch gelöste Ionen ande-
rer Stoffe enthält und sich deren Ionenstärke I auf
das Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht auswirkt,
muss ein von der Ionenstärke abhängiger Korrek-
turfaktor f Ti
3
c
K
c
(
CO
)
( (
HCO
))
Gl. 103
2
Ti
3
c (CO 2 )
=
Stoffmengenkonzentration des im
Wasser zu freier Kohlensäure ge-
lösten Kohlenstoffdioxids (sog.
zugehörige freie Kohlensäure), be-
rechnet als CO 2 (Molmasse M =
44 g/mol) (mmol/l),
K Ti
=
temperaturabhängige TILL-
MANS-Konstante (l 2 /mmol 2 )
(Tab. 34),
für die T ILLMANS -Konstante K Ti
ein-
 
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