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Abb. 2.36 Gewächshauslandschaft
( paisaje plástico ) in der Ebene von
Carchuna (Provinz Granada;
Foto: Axel W. Drescher).
das Grundstück für deren Bau sichergestellt ist. Im
Osten der Costa del Sol wartet die Stadt Nerja auf die
Bauplanung aus Sevilla, während in Málaga die Kläran-
lagen deutlich zu klein geworden sind und an die Gren-
zen ihrer Kapazitäten stoßen. Spanien wurde deshalb
bereits von der EU-Kommission vor dem Europäischen
Gerichtshof (EuGh) verklagt. In anderen Ortschaften
wurden die Kläranlagen falsch konstruiert und konnten
nie in Betrieb genommen werden. In Valencia gibt es
eine infolge von Korruption und Misswirtschaft bank-
rotte Kläranlage, die umgehend außer Betrieb gehen
würde, wäre sie nicht von der Regionalverwaltung über-
nommen worden (Europa Press 2010) - um nur einige
Beispiele zu nennen.
Für Spanien, aber auch für die gesamteuropäische
Wasserbilanz ist eine Verbesserung der Wasserverwal-
tung unabdingbar: In der niederschlagsärmsten Region
Europas an der südspanischen Mittelmeerküste werden
Frühgemüse, tropisches und subtropisches Obst, Früh-
kartoffeln und andere Agrarprodukte produziert (Abb.
2.36). Trotz der Trockenheit verdankt es die Region
paradoxerweise seiner Klimagunst, dass der Obst- und
Gemüseanbau hier so rentabel ist: Die Durchschnitts-
temperaturen liegen im Dezember immer noch bei rund
12 °C, was den Anbau in Gewächshäusern (span. inver-
nadero ) auch ohne zusätzliche Beheizung ermöglicht.
Sowohl Luft- als auch Bodentemperaturen sind im Ge-
wächshaus deutlich höher als im Freiland. Im kältesten
Monat Februar bewirkt dies Temperaturunterschiede
von 2 bis 3 °C (Drescher 1988). In den Provinzen Al-
mería, Granada und Málaga werden heute auf einer Flä-
che von 50 000 Hektar etwa 2,7 Millionen Tonnen Obst
und Gemüse produziert (Downward & Taylor 2007) -
darunter Frühkartoffeln und subtropisches Obst, das in
Europa ausschließlich an den Küsten von Granada und
Málaga angebaut werden kann.
Jeder Deutsche konsumiert im Durchschnitt 9 Kilo-
gramm Gemüse aus Südspanien im Jahr (Lange 2006).
Bei Einsatz von Tröpfchenbewässerung in den Gewächs-
häusern geht man dabei über den Zeitraum von 8 bis
9 Monaten/Jahr von etwa 5000 Kubikmetern Wasserver-
brauch pro Hektar aus (Fernandez 2004). Bei einer
Gesamtanbaufläche von Frühgemüse in Südspanien von
ungefähr 50 000 Hektar bedeutet dies einen jährlichen
Wasserverbrauch von 250 Millionen Kubikmetern. Bei
einer angenommenen Menge von etwa 400 000 Tonnen
Frühgemüseimporten sind dies rund 11 Millionen Ku-
bikmeter „virtuelles Wasser“, welches nach Deutschland
importiert wird. Zum Vergleich: Der Wasserbedarf einer
deutschen Großstadt mit 200 000 Einwohnern liegt bei
etwa 15 Millionen Kubikmetern Trinkwasser im Jahr
(Lange 2006).
Hunderttausende Landwirte, Arbeiter und Techniker
sind in diesem Exportzweig beschäftigt und liefern stra-
tegisch wichtige Nahrungsmittel, die außerdem gesund-
heitlich weit über dem Sicherheitsniveau von Drittlän-
dern liegen, wobei die Technik, das Saatgut und die
Patente aus Mitteleuropa eingekauft werden müssen.
Insgesamt hat die bewässerte Fläche in Spanien zwi-
schen 1961 und 1996 um 80 Prozent zugenommen (EU
1999). Infolge des EU-Beitritts und damit der Markter-
weiterung wurde die Fläche besonders nach 1986 stark
ausgeweitet (Drescher 1988, 1993). Inzwischen ist eine
Sättigung eingetreten. Die rund 3 Millionen Hektar, die
bewässert werden könnten, sind am Limit der Stau-
dammkapazitäten. Salzwasserintrusionen verhindern den
Bau neuer Brunnen, geeignete Flächen für den Ge-
wächshausbau werden rar. Der Schädlingsdruck ist in-
zwischen so groß, dass zeitweise Gewächshäuser aus der
Produktion genommen werden müssen.
Um die Produktionsbedingungen auf Basis der na-
türlichen Niederschläge zu optimieren, sollte man auf
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