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des Wassers, das zur Bewässerung verwendet wird,
unsachgemäße Bewässerungsverfahren, schlechter
Wasserabfluss)
Lebens- und Futtermitteln bedroht. Es gibt umfassende
Belege dafür, dass der Großteil der Kosten, die aufgrund
der Verschlechterung der Bodenqualität entstehen, nicht
von den unmittelbaren Landnutzern getragen wird, son-
dern häufig auf die Gesellschaft und auf Wirtschaftsteil-
nehmer entfällt, die sich weit weg vom Ort des Problems
befinden.
Auf der Grundlage der beschränkten Daten, die der-
zeit vorhanden sind, ist es schwierig, aktuelle Trends in
die Zukunft zu extrapolieren. Allerdings besteht bei den
menschlichen Tätigkeiten, die zu Belastungen führen,
eine Tendenz nach oben. Die Klimaveränderung ver-
schärft aufgrund steigender Temperaturen und extre-
mer Witterungsbedingungen sowohl die Treibhausgas-
emissionen aus dem Boden als auch schädliche
Phänomene wie Erosion, Erdrutsche, Versalzung und
Verluste organischer Substanzen. Alles dies lässt darauf
schließen, dass die Verschlechterung der Bodenqualität
sich in Europa - möglicherweise in schnellerem Tempo
- fortsetzen wird.
Einsatz von Düngemitteln und anderen Produk-
tionsmitteln, insbesondere bei intensiv bewirtschaf-
teten Flächen mit geringer Durchlässigkeit und be-
grenzten Auswaschungsmöglichkeiten
Verwendung von stark salzhaltigen Abwässern zu
Bewässerungszwecken
Entsorgung von stark salzhaltigen Abwässern auf
Bodenflächen
Verunreinigung des Bodens mit stark salzhaltigem
Wasser und industriellen Nebenprodukten
Die vom Menschen verursachten Faktoren mit dem
größten Einfluss sind Bodennutzung, Landwirtschafts-
systeme, Bodenbewirtschaftung und die Schädigung des
Bodens. Ungeeignete Bewässerungsverfahren (wie die
Verwendung von stark salzhaltigem Wasser für Bewässe-
rungszwecke) und ein unzureichender Wasserabfluss
führen zur Versalzung.
Versalzung und Sodifizierung treten häufig in Bewäs-
serungsgebieten auf, in denen geringe Niederschläge,
hohe Verdunstung oder die Merkmale der Bodentextur
die Auswaschung der Salze aus dem Boden erschweren,
die sich so in den Oberflächenschichten des Bodens
ansammeln. Die Bewässerung mit stark salzhaltigem
Wasser führt zu einer erheblichen Verschärfung dieser
Problematik. In Küstengebieten kann die Versalzung
auch mit der übermäßigen Entnahme von Grundwasser
zusammenhängen, die zur Deckung des Bedarfs einer
zunehmenden Urbanisierung und Industrialisierung
und der sich ausdehnenden Landwirtschaft notwendig
ist. Wenn zu viel Grundwasser entnommen wird, kann
der normale Grundwasserspiegel absinken, mit der
Folge, dass Meerwasser eindringen kann.
Zusammenfassend ist die Verschlechterung der Bo-
denqualität in Europa ein ernsthaftes Problem. Auslö-
sender oder erschwerender Faktor sind menschliche
Tätigkeiten wie nicht angepasste land- und forstwirt-
schaftliche Praktiken, industrielle Tätigkeiten, Tou-
rismus, die Zersiedelung der Landschaft durch Ausbrei-
tung von Städten, Industrie und Bauarbeiten. Diese
Tätigkeiten verhindern aufgrund ihrer negativen Aus-
wirkungen, dass der Boden seine vielfältigen Funktio-
nen für Mensch und Ökosysteme erfüllt. Dadurch
kommt es zu einem Rückgang von Bodenfruchtbarkeit,
Kohlenstoffgehalt und biologischer Vielfalt, einer nied-
rigeren Wasserrückhaltungskapazität, zu Störungen des
Gas- und Nährstoffkreislaufs und zu einem verringerten
Abbau von Schadstoffen. Die Verschlechterung der Bo-
denqualität hat direkte Auswirkungen auf die Qualität
von Wasser und Luft, die biologische Vielfalt und den
Klimawandel. Zudem wird die Gesundheit der europä-
ischen Bürger beeinträchtigt und die Sicherheit von
Europa als water stressed area
Achim Schulte und Sophia Rohde
Die Probleme in der Wasserversorgung weiter Teile
Europas nehmen erschreckende Ausmaße an. So wird in
Istanbul aufgrund der anhaltenden Trockenheit der letz-
ten Jahre regelmäßig das Wasser für bis zu 36 Stunden
abgestellt. In Barcelona wird geplant, in Zeiten großer
Wasserknappheit, wie beispielsweise im Frühjahr 2008,
die Stadt per Schiff oder Leitungen vom Ebro oder der
Rhone mit Wasser zu versorgen; die Schiffsladungen
sind bereits mit 22 Millionen Euro veranschlagt. In
Zypern haben der gestiegene Wasserverbrauch und die
zunehmende Trockenheit zu einer so eklatanten Wasser-
knappheit geführt, dass Wasser per Schiff aus Griechen-
land herantransportiert wurde, um die zyprischen
Haushalte dreimal pro Woche für etwa 12 Stunden zu
versorgen. Die Tanker holen dabei das Wasser aus einem
Land, das selbst mit erheblichen Problemen zu kämpfen
hat, um die enorme Nachfrage nach Wasser besonders
aus der Landwirtschaft zu befriedigen (EUA 2009, EEA
2010a, 2010b).
Das andere Extrem dokumentieren in den letzten
Jahren katastrophale Überschwemmungen an zahlrei-
chen Flüssen Europas. So sind in der Dekade 1998 bis
2009 weite Gebiete Europas mehrfach betroffen gewe-
sen, zum Beispiel Mitteleuropa, das Rhone- und das
Ebrotal (Abb. 2.31). Besonders schwer hat es dabei in
Europa das nördliche und westliche Rumänien und das
südliche England getroffen, wo nahezu jedes Jahr in dem
genannten Zeitraum ein schweres Hochwasser auftrat
(EEA 2010a).
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