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Abb. 2.29 Erosionsrillen mit Sediment-
ablagerung am Hangfuß (Foto: Soil
Atlas of Europe).
Bodenstruktur zerstört wird, führt dies schließlich zur
Wüstenbildung.
Eine der Hauptfolgen von Bodenerosion ist der Ver-
lust an organischer Substanz. Zur organischen Substanz
im Boden gehören alle lebenden Bodenorganismen
ebenso wie die Reste abgestorbener Organismen in
ihren unterschiedlichen Zersetzungsstadien. Der orga-
nische Kohlenstoffgehalt des Bodens setzt sich aus einer
heterogenen Mischung aus einfachen und komplexen
kohlenstoffhaltigen Substanzen zusammen. Das Aus-
gangsmaterial für die organische Substanz sind Ernte-
rückstände, Tierdung und Gründünger, Kompost und
andere organische Stoffe. Zu einem Rückgang der orga-
nischen Substanz kommt es, wenn nicht ausreichend
zersetzende Organismen vorhanden sind oder die Zer-
fallsgeschwindigkeit aufgrund der Veränderung natür-
licher oder vom Menschen verursachter Faktoren zu
hoch ist. Die organische Substanz gilt als wichtiger Be-
standteil eines gesunden Bodens, ihr Rückgang führt zu
einer Bodenverschlechterung. Die organische Substanz
im Boden ist eine Nahrungsquelle für die Bodenfauna
und trägt zur biologischen Vielfalt im Boden bei, in-
dem sie als Speicher für Bodennährstoffe wie Stickstoff,
Phosphor und Schwefel dient. Sie ist der wichtigste Fak-
tor für die Bodenfruchtbarkeit. Der organische Kohlen-
stoff im Boden unterstützt die Bodenstruktur und ver-
bessert so die physikalischen Bedingungen, sodass die
Wurzeln den Boden besser durchdringen können.
Die organische Substanz absorbiert Wasser - sie kann
etwa das Sechsfache ihres Gewichts an Wasser speichern
- und ist deshalb lebenswichtig für die Vegetation auf
von Natur aus trockenen und sandigen Böden. Böden
mit organischer Substanz haben eine bessere Struktur,
die die Wasseraufnahmefähigkeit erhöht und die Anfäl-
ligkeit des Bodens für Verdichtung, Erosion, Wüstenbil-
dung und Erdrutsche verringert.
Weltweit betrachtet speichern die Böden rund das
Doppelte der Kohlenstoffmenge, die in der Atmosphäre
vorhanden ist, und das Dreifache der Kohlenstoffmenge,
die in der Vegetation vorkommt. Die Böden in Europa
sind ein riesiger Kohlenstoffspeicher, der rund 75 Milli-
arden Tonnen organischer Kohlenstoff enthält. Bei der
Zersetzung von organischer Substanz im Boden wird
Kohlendioxid (CO 2 ) in die Atmosphäre freigesetzt, wäh-
rend andererseits bei der Bildung organischer Substanz
der Atmosphäre CO 2 entzogen wird.
Rund 45 Prozent der europäischen Böden weisen
einen verringerten Gehalt an organischen Substanzen
auf; dies gilt hauptsächlich für die südeuropäischen Län-
der, aber auch für bestimmte Gebiete von Frankreich,
dem Vereinigten Königreich und Deutschland.
Der Kohlenstoffgehalt des Bodens wird vor allem
durch das Klima, die Bodentextur, die Hydrologie, die
Bodennutzung und die Vegetation beeinflusst. Die
organische Substanz zersetzt sich bei höheren Tempera-
turen schneller, daher enthalten Böden in wärmeren
Klimazonen meist weniger organische Substanz als
Böden in kälteren Regionen. In Böden mit feiner Bo-
dentextur ist der Gehalt an organischer Substanz in der
Regel höher als in groben Böden. Sie können daher
Nährstoffe und Wasser besser speichern und bieten
gute Bedingungen für das Pflanzenwachstum. Grobe
Böden sind besser belüftet, und der höhere Sauerstoff-
gehalt bewirkt eine schnellere Zersetzung der organi-
schen Substanz. Je nasser der Boden ist, umso weniger
Sauerstoff steht für die Zersetzung von organischer
Substanz zur Verfügung, sodass es zu einer Ansamm-
lung dieser Substanz kommt. Die Bodenbearbeitung
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