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Abb. 1 Exemplarische gravitative Massenbewegungen in Europa. a) Felssturz in Randa, Mattertal, Schweiz (April und Mai
1991), b) Berggleitung Groapa Vântului am und im Siriu-Stausee, Buz ă u-Gebirge, Rumänien (März bis September 2006),
c) Schuttstrom in Chiriesti, Buz ă u-Gebirge, Rumänien (aktiv seit Juli 2009), d) Multiple Muren und Rutschungen im Klein-
sölktal, Österreich (Juli 2010; Fotos a, b und c: Thomas Glade, Foto d: Markus Mayerl, Wildbach- und Lawinenverbauung,
Gebietsbauleitung Ennstal und Salzatal).
waren im gleichen Zeitraum etwa 177 000 Menschen von
Evakuierungen betroffen oder wurden obdachlos. Diese
Zahlen belegen deutlich, dass gravitative Massenbewe-
gungen eine ernstzunehmende Naturgefahr in Europa dar-
stellen.
Ein Weg, um auf die räumlichen Gefährdungen durch
gravitative Massenbewegungen hinzuweisen, stellen regio-
nale, nationale und kontinentale Gefahrenhinweiskarten
dar. Neben zahlreichen regionalen und nationalen Beispie-
len (z. B. Dikau & Glade 2003) gibt es aktuell Bestrebungen
eine Gefahrenhinweiskarte für gravitative Massenbewegun-
gen in Europa zu erstellen. Eine erste Variante wurde
mittels einer statistischen Gefährdungsmodellierung er-
stellt (van den Eeckhaut et al. 2011; Abb. 2), in der ein
Inventar gravitativer Massenbewegungen, Geologie, Böden,
Landnutzung und topographische Parameter verwendet
wurden. Die Gefahrenhinweiskarte gibt einen ersten Über-
blick über die durch gravitative Massenbewegungen gefähr-
detsten Regionen Europas, die sich besonders über die
Hoch- und Mittelgebirge erstrecken. Aufgrund des Maß-
stabs enthält die Karte allerdings größere Ungenauigkeiten
als zum Beispiel verfügbare nationale Gefahrenhinweis-
karten.
Gravitative Massenbewegungen werden vor allem durch
Erdbeben oder hydro-meteorologische Ereignisse (z. B.
Starkniederschläge, langanhaltenden Dauerregen, Schnee-
schmelze) ausgelöst. Oft geht die Ursache auch auf den
Menschen zurück. Es ist davon auszugehen, dass sich die
Frequenz und das Ausmaß der gravitativen Massenbewe-
gungen infolge der Klimaerwärmung verändert. Direkt kön-
nen erhöhte Starkniederschläge zur Auslösung von gravita-
tiven Massenbewegungen führen, indirekt kann aber auch
durch eine Klimaerwärmung der Permafrost zurückgehen
und bisher stabilisierte Fels- und Schuttmassen für die
Mobilisierung freisetzen. Über die Klimaveränderung hinaus
greift im Rahmen des Globalen Wandels gleichzeitig auch
der Mensch nachhaltig in den Landschaftshaushalt ein, sei
es durch die direkte Modifikation der Erdoberfläche über
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