Geography Reference
In-Depth Information
Abb. 8.10 Jordanien gehört zu den drei
wichtigsten Exporteuren von Phosphat,
das insbesondere in der Düngemittel-
herstellung benötigt wird. Im Hafen von
Aqaba werden Schiffe mit dem Rohstoff
beladen (Foto: Hans Gebhardt).
Verkehrsgeographische Aspekte
Industriestaaten, vor allem aber der Bedarf bevölke-
rungsreicher Schwellenländer wie China oder Indien
wird die Konflikte um knappe Ressourcen weiter ver-
schärfen. Das Ende des Ost-West-Konflikts um 1990 hat
hieran wenig geändert, im Gegenteil: Neue geopolitische
Orientierungen schaffen neue Konflikte und Konflikt-
konstellationen hinsichtlich des Zugangs zu weltwirt-
schaftlich bedeutsamen Ressourcen.
Zentrale Konfliktthemen aus politisch-geographi-
scher Sicht in einer globalen Perspektive sind insbe-
sondere die folgenden: Konflikte um die großen Wälder
dieser Erde, neben den tropischen Wäldern auch die
borealen Nadelwälder, Konflikte um fossile Energien,
insbesondere Erdöl und Erdgas, bei denen der Bedarf in
den letzten Jahren stark gestiegen ist (vor allem in den
süd- und ostasiatischen Ländern wie China und Indien).
Für Europa bedeutsame Rohstoffe müssen aus aller Her-
ren Länder herangeschafft werden. Getreide und Agrar-
produkte werden aus Nordamerika verschifft, Eisenerz
kommt aus Brasilien nach Europa, auch auf dem Kohle-
markt wird Importkohle aus den Vereinigten Staaten für
Europa immer wichtiger.
Der allergrößte Teil des Rohstofftransports erfolgt
auf dem Seeweg (Abb. 8.10). Dessen Nachteil langer
Transportzeiten wurde durch massive Vergrößerungen
der Ladekapazitäten ausgeglichen. Große Supertanker
fassen inzwischen über 550 000 tdw ( tons dead weight ),
Massengutfrachter über 250 000 tdw. Flüssige und gas-
förmige Materialien werden am kostengünstigsten in
Rohrleitungen transportiert, was zum Ausbau eines
weitläufigen, nationale Grenzen überquerenden Netzes
von Erdöl- und Erdgaspipelines geführt hat.
Die jüngeren Probleme der globalen Rohstofftrans-
porte liegen wohl weniger im Bereich ökologischer
Folgen oder ökonomischer Kosten, sondern auch im
Bereich der Transportsicherheit. 2008 wurden weltweit
293 Schiffe überfallen und 49 von ihnen entführt. Im
Jahr 2007 gab es vor Somalia 31 Fälle von Piraterie, vor
der Küste von Nigeria sogar 42. Oftmals schwer bewaff-
nete, organisierte Banden überfallen Schiffe auf See und
vor Anker, greifen die Besatzung an, rauben Schiffs-
ladungen oder bringen ganze Frachter in ihre Gewalt,
um diese weiterzuverkaufen bzw. Lösegeldforderungen
zu stellen.
Sozialgeographische Aspekte
Die globale Wirtschaft entwickelt immer längere und
differenzierte Produktionsketten. Das heißt, der Weg
vom Rohstoff zu einem konsumfähigen Verkaufspro-
dukt ist lang, er erfolgt in verschiedenen Produktions-
schritten und an verschiedenen Produktionsstandorten.
Dabei gilt generell, dass Produzenten der ersten Stufe
der Kette eher wenig, solche gegen Ende der Kette aber
exorbitant verdienen. Initiativen wie „Fair trade“ versu-
chen - letztlich weitgehend vergeblich - hier etwas stär-
ker symmetrische Beziehungen herzustellen und zum
Beispiel Kaffeebauern in Mittelamerika einen fairen
Preis für den Kaffee anbieten zu können.
Bis vor relativ kurzer Zeit waren die Geographien der
Rohstoffe und Ressourcen kein zentrales Thema der
Humangeographie. Güter wie Rohöl, Erdgas oder Kohle,
Eisen, Kupfer oder Nickel waren - trotz der Sprünge auf
dem Ölmarkt - verhältnismäßig billig im Vergleich zu
anderen Kostenfaktoren der Unternehmen. Das hat sich
Politisch-geographische Aspekte
Die Auseinandersetzungen um einige Schlüsselressour-
cen der Industriegesellschaften in den kommenden
Jahrzehnten werden härter; von Nachhaltigkeit ist dabei
nur selten die Rede. Der wachsende Bedarf der alten
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