Geography Reference
In-Depth Information
IMPORT
INTRAREGIONAL
EXPORT
Nordamerika: 57,9
Nachfolgestaaten
UdSSR: 457,5
Afrika: 16,9
übrige Welt: 24,0
Afrika: 229,3
Norwegen nach Europa: 83,5
Naher Osten: 140,1
Niederlande nach Europa: 41,4
intraregional: 46,0
Nordamerika: 33,7
Mittel- und Südamerika: 29,7
übrige Welt: 9,7
Abb. 8.7 Handelsströme für die energetisch wichtigen Erdöl- und Erdgaslieferungen nach Europa in Millionen Tonnen Öläquivalent
im Jahr 2008 (verändert nach: Bundeszentrale für Politische Bildung 2009).
Diese Diskrepanz zwischen Verfügbarkeit und Bedarf
zeigt Abbildung 8.7 für die wichtigsten Energieträger
Erdöl und Erdgas (Bundeszentrale für Politische Bildung
2009). Sie macht deutlich, dass sich nur ein kleiner Anteil
des Handels mit Energieträgern zwischen europäischen
Ländern abspielt. Innerhalb des europäischen Handels
spielen Exporte aus Norwegen und in kleinerem Umfang
aus den Niederlanden die größte Rolle. Den Hauptteil
seines Erdöls und Erdgases bezieht Europa aus den
Nachfolgestaaten der UdSSR, gefolgt von Lieferungen
aus Afrika und dem Nahen Osten. Importe aus Nord-
und Südamerika und anderen Herkunftsregionen spie-
len eine untergeordnete Rolle, ebenso wie Exporte von
Energieträgern aus Europa insgesamt nur relativ geringe
Mengen umfassen.
Diese Muster des Handels sind typisch für die Aus-
tauschbeziehungen zwischen industrialisierten, wirt-
schaftsstarken und nicht industrialisierten Staaten, so-
genannten „Entwicklungsländern“. Die wichtigsten Wirt-
schaftsnationen handeln untereinander zwar viel mit
verarbeiteten Gütern, jedoch nur wenig mit Rohstoffen.
In ärmeren Ländern ist der Anteil der nicht verarbeite-
ten Produkte an den Gesamtexporten deutlich größer,
wie Abbildung 8.8 zeigt.
„Dabei tritt ein deutliches Muster zutage: Die soge-
nannten Triade-Regionen beziehen Rohstoffe aus ihrem
jeweiligen Hinterland, fast ließe sich sagen aus ihren
„Kolonien“, da es sich bei den Lieferregionen zum Teil
um Entwicklungsländer und für Westeuropa sogar tat-
sächlich um frühere Kolonien handelt. In seinem Fall ist
das insbesondere Afrika, für Nordamerika ist es Latein-
amerika und für Asien ist es der Mittlere Osten“ (Sachs
& Santarius 2006). Selbst in großräumigen Vergleichen
tritt dies signifikant zutage (Hahn 2009).
Diese Aufteilung des Handels und der Wirtschafts-
einnahmen mag auf den ersten Blick nach einem guten
Deal für die Rohstoffe exportierenden Länder klingen:
Schließlich verfügen sie mit ihren Rohstoffvorkommen
auch über günstige Devisenquellen. Doch dieser Handel
hat seine Kehrseiten und zwar sowohl auf der wirt-
schaftlichen als auch auf der ökologischen Seite: Die
Konzentration vieler ärmerer Länder auf den Export
von Rohstoffen beruht oftmals auf Strukturen, die be-
reits während der Kolonialzeit geschaffen wurden. Da-
mals nutzte Europa seine Kolonien zur Extraktion von
Rohstoffen, verhinderte aber gleichzeitig den Ausbau
verarbeitender Industrien. Diese Entwicklung findet
heute in der Außenhandelspolitik ihre Weiterführung,
über die europäische Länder versuchen sicherzustellen,
dass ihre eigene wirtschaftliche Vormacht nicht gefähr-
det wird. Ein aktuelles Beispiel hierfür ist die Rohstoff-
initiative der Europäischen Union, über die versucht
wird, die Versorgung Europas mit wirtschaftlich wichti-
gen Rohstoffen sicherzustellen. Globalisierungskritiker
bemängeln an dieser Form der Außenhandelspolitik,
dass sie versuche, ärmeren Ländern die Konditionen
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