Geography Reference
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Abb. 7.20 KV-Terminal in Busto
Arsizio/Italien (Foto: HUPAC).
Wichtig ist die weitere Optimierung von Logistiksys-
temen, angefangen bei der Bündelung von Transporten
bis hin zur Frage, inwieweit tatsächlich jegliche Ware in
zeitoptimierten Transportketten geliefert werden muss.
Gleichzeitig sollte durch die Unternehmen eine stärkere
Nutzung von überbetrieblichen Kooperationen, wie
Frachtbörsen, Allianzen oder City-Logistik-Konzepten,
angestrebt werden. Die Politik wird sich mit der Frage
beschäftigen müssen, inwieweit sie eine Internalisierung
der externen Kosten des Verkehrs vorantreiben will, bei-
spielsweise durch Erhöhung von Kraftstoffpreisen und
die Einführung von road pricing .
Aufgrund der Anforderungen der Kunden laufen bis-
her alle Entwicklungen auf immer schnellere, immer
zuverlässigere und immer kundenspezifischere Logistik-
systeme heraus. Dies bedeutet aber auch bei aller Opti-
mierung der Systeme immer mehr Verkehr. An dieser
Stelle ist die Frage zu stellen, ob diese Entwicklung tat-
sächlich so weiter gehen kann und soll.
Errichtung des Straßennetzes in der römischen Zeit,
zum anderen für die Entstehung der Eisenbahnnetze zur
Zeit der Industrialisierung. In diesen beiden Epochen
wurde die Geographie der europäischen Fernhandels-
wege angelegt bzw. als Reaktion auf veränderte Rah-
menbedingungen neu ausgerichtet.
Für den überwiegenden Teil der historischen Ent-
wicklung des Fernhandels gilt, dass dieser lange nur ein
außerordentlich kleines Segment des Handels insgesamt
darstellte. Aufgrund der fehlenden Infrastrukturen und
technischen Voraussetzungen für den Transport von
Gütern an Land (nicht zuletzt auch in Ermangelung
einer allgemeinen Geldwirtschaft) war Handel vorwie-
gend lokal und regional ausgerichtet. Er diente haupt-
sächlich der Versorgung der Bevölkerung mit Lebens-
mitteln, Brennstoffen, Bekleidung und Ähnlichem sowie
der Versorgung von Landwirtschaft und Handwerk mit
notwendigen Betriebsstoffen. Fernhandel war die Aus-
nahme von der Regel; er diente einer vermögenden
Schicht zur Versorgung mit Luxusgütern. Erst vom
Hochmittelalter an (ab dem 11. Jahrhundert) entstan-
den regionale Spezialisierungen zum Beispiel der Tuch-
herstellung, in deren Folge in größerem Umfang Fern-
handel betrieben wurde. Auch wurden zunehmend
Rohstoffe und Veredelungswaren (Salz, Wein, Getreide)
gehandelt, mit dem aufkommenden Kolonialismus
nicht zuletzt aus den Ländern der sogenannten Periphe-
rie zur Versorgung des Zentrums. Die sich daraus erge-
bende großräumige Arbeitsteilung wird auch als Früh-
form von Globalisierung verstanden. Qualitativ galt der
Fernhandel aber durchaus als bedeutend: Braudel
(1992) bezeichnete ihn als real big business , sah ihn als
einen Wegbereiter des merkantilen Kapitalismus an sich.
Der Aufstieg des Fernhandels konnte sich im Mittel-
alter auch deshalb entfalten, weil die Römer durch den
Das Netzwerk der europäischen
Fernhandelsstraßen - historische
und aktuelle Perspektiven
Markus Hesse
Evolution der Fernhandelswege
Das Netzwerk der europäischen Fernhandelswege hat
sich im Kontext spezifischer historischer Voraussetzun-
gen entwickelt. Vor dem Hintergrund sich entfaltender
Märkte waren technologische Basisinnovationen zen-
trale Impulsgeber für die Entstehung und Transforma-
tion der Fernhandelswege. Dies gilt zum einen für die
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