Geography Reference
In-Depth Information
Abb. 7.12 Auf der griechischen Insel
Lesvos wurde mit finanzieller Unter-
stützung durch die europäische
Gemeinschaftsinitiative LEADER
eine touristische Infrastruktur für das
Beobachten von Vögeln eingerichtet
(Foto: Birte Nienaber).
stand gegen die Erdölraffinerie in Extremadura, einer
der nach sozio-ökonomischen Kriterien „rückständigs-
ten“ Autonomien Spaniens mit Wein- und Olivenan-
bau und Tourismus auf dem spanischen Jakobsweg, seit
2004 zu erkennen ist. „Der Widerstand richtet sich dabei
nicht in erster Linie gegen die beabsichtigte Industriali-
sierung der Region, sondern vielmehr gegen die […]
Regierungspraktiken der politischen und unternehmeri-
schen ‚Elite' der Region, die aufs engste miteinander
‚verbandelt' ist“ (Fiedler 2010).
Um den sich wandelnden Funktionen der ländlichen
Räume gerecht zu werden, haben sich vor allem seit
Beginn der 1990er-Jahre Formen der integrierten länd-
lichen Entwicklung unter Berücksichtigung des Para-
digmas der Multifunktionalität entwickelt. Der Para-
digmenwechsel vom landwirtschaftlichen Produktivis-
mus hin zum ländlichen Entwicklungsparadigma führt
nun zu erneuten, nachhaltigen Verbindungen von
Landwirtschaft und ländlichem Wandel sowie der
Gesellschaft. „The emphasis now shifted to rural diversi-
fication, to bottom-up rather than top-down approaches,
to support for indigenous businesses to the encouragement
of local initiative and enterprise and, where these are
weak, to the provision of suitable training“ (Lowe et al.
1995).
Wiskerke (2001) bezeichnet diese neue ländliche Ent-
wicklung mit den Begriffen multi-actor, multi-level,
multi-aspect , um die vielschichtige Entwicklung zu ver-
deutlichen. Ländliche Entwicklung wird auf Ebene der
Landschaft ( countryside ) und der (wirtschaftlichen)
Akteure, sowohl durch neue Kooperationen zwischen
den unterschiedlichen Akteuren als auch durch Kon-
flikte zwischen landwirtschaftlichen und nichtlandwirt-
schaftlichen Gruppen ausgedrückt (Ploeg et al. 2000).
In den Fokus auch der europäischen Politik kam die
ländliche Entwicklung durch die Veröffentlichung „The
Future of Rural Societies“ (European Communities
1988). Als erstes Förderinstrument wurde unter diesem
Einfluss die Gemeinschaftsinitiative LEADER ( Liaison
entre actions de développement de l'économie rurale ) ein-
gerichtet, die bis 2006 bestand. Zwischen 1994 und 2006
wurden fast 4 Milliarden Euro in LEADER-Projekte in-
vestiert (Abb. 7.12). LEADER verfolgt damit folgende
Ansätze: territorialer Ansatz, bottom-up- Ansatz, regio-
nales Entwicklungskonzept, Zusammenarbeit verschie-
dener Sektoren und Ebenen in der Planung und Vernet-
zung von Akteuren. Damit soll eine möglichst große
Anzahl von Akteuren in die ländliche Entwicklung ein-
gebunden werden und somit zu einer verstärkten Ver-
knüpfung von Sozialem, Ökonomischem (v. a. der
Landwirtschaft) und Ökologischem beitragen. Durch
die Förderumstellung zur Förderperiode 2007 bis 2013
ist LEADER die vierte Achse des neu geschaffenen Euro-
päischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des
ländlichen Raumes (ELER) geworden, dessen Ziel eine
Schwerpunktverlagerung der europäischen Förderpoli-
tik auf die ländliche Entwicklung ist. Schon in der
Namensgebung dieses neuen Förderinstrumentes ist die
Verbindung zwischen ländlichem Raum und Landwirt-
schaft sehr deutlich. Dies zeigt sich auch in den weiteren
Achsen: „Wettbewerbsfähigkeit von Land- und Forst-
wirtschaft“ (sektoral), „Landmanagement“ (sektoral)
und „Ländliche Entwicklung im weiteren Sinne (insbe-
sondere der Lebensqualität und der Diversifizierung der
Wirtschaft)“ (raumbezogen).
Search WWH ::




Custom Search