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bestimmen. Häußermann & Siebel (1987) etwa heben
hervor, dass angesichts der konstitutiven Widersprüche
städtischen Lebens eine Versöhnung dieser Widersprü-
che nur in utopischer Perspektive möglich sei: „in der
durchgesetzten Demokratie, in der verwirklichten sozia-
len Gleichheit, in der freien Assoziation psychisch unbe-
schädigter Menschen und in der Versöhnung mit der
Natur“.
manche Regionen stärker profitiert als andere. Zudem
hat die steigende Bedeutung des Faktors Wissen dazu
geführt, dass sich Städte mit einem besonderen Umfeld,
einer hohen Lebensqualität, einer hohen Dichte an wis-
senschaftlichen Einrichtungen und Absorptionsmög-
lichkeiten besonders positionieren konnten. Schließlich
dürfte innerhalb der Europäischen Union ein weiterer
Faktor einen Einfluss haben: die Hoffnung auf eine ent-
sprechende Regionalförderung. Allerdings gibt es gegen-
wärtig keine Hinweise darauf, dass entsprechende EU-
Förderprogramme aufgelegt werden.
Man könnte erwarten, dass bei einem derart promi-
nenten Begriff einheitliche Vorstellungen darüber beste-
hen, welche Städte mit ihrem Umland als Metropol-
regionen gelten können. Dies ist keineswegs der Fall. So
spricht die OECD von 42 Metropolregionen in ihren
europäischen Mitgliedsstaaten, METREX, das Netzwerk
der europäischen Ballungs- und Großräume, vertritt
50 Metropolregionen, das BBSR (2010) kommt auf 125
analytisch definierte Metropolräume in Europa, EURO-
STAT, das Statistische Amt der Europäischen Union,
benennt 255 und DIJKSTRA (2009) 258 Metropolenre-
gionen.
Die Abbildung 7.7 macht diese Spannbreite deutlich,
die ihren Grund in zwei Sichtweisen auf Metropolregio-
nen hat, einer (regional-)politischen und einer analyti-
schen. Allerdings ist keine von beiden in sich kohärent.
Die erste Perspektive kann ein reines Selbstbild der
Regionen sein. So ist beispielsweise die rumänische
Stadt Oradea mit 220 000 Einwohnern ein Mitglied von
METREX. Damit lässt sich der Eindruck kaum vermei-
den, dass sich fast jede Stadt für eine Metropolregion
halten kann. Aber auch andere Auswahlprozesse gibt es.
So hat in Deutschland die Ministerkonferenz für Raum-
ordnung die elf deutschen Metropolregionen von euro-
päischer Bedeutung in drei Beschlüssen von 1995, 1997
und 2005 offiziell benannt. Trotzdem sollte daraus nicht
abgeleitet werden, es handle sich um eine homogene
Raumkategorie. Zwar weisen alle deutschen Metropol-
regionen gemeinsame Merkmale auf, aber zwischen
ihnen gibt es hinsichtlich der Organisationsstruktur, der
räumlichen Ausdehnung, der thematischen Fokussie-
rung, der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit usw. recht
große Unterschiede (Ludwig et al. 2008 und BBSR
2009). Einen entsprechenden Auswahlprozess auf euro-
päischer Ebene gibt es nicht, und angesichts einer dann
noch stärkeren Heterogenität der benannten Regionen,
verstärkt um die unterschiedlichen Sichtweisen der EU-
Mitgliedsstaaten bei der Auswahl, würde dies kaum zu
einem befriedigenden Ergebnis führen. Ebenso wenig ist
aus politischen Gründen derzeit eine Benennung durch
die EU-Kommission denkbar.
Eine zweite Abgrenzung basiert auf externen Analy-
sen. DIJKSTRA (2009) definiert eine Metropolregion als
eine oder mehrere NUTS-3-Einheiten mit städtischen
Metropolregionen in Europa
Rupert Kawka
Spätestens seit dem Europäischen Raumentwicklungs-
konzept (EUREK) von 1999 ist der Begriff der Metro-
polregionen im regionalpolitischen und regionalplane-
rischen Wortschatz etabliert und hat auch Einzug in den
alltäglichen Gebrauch gefunden. Damit geht eine be-
stimmte Vorstellung einher: Metropolen sind Städte von
zumindest europaweiter, wenn nicht sogar globaler Be-
deutung mit einer großen Einwohnerzahl, also Wo r l d
Cities oder sogar Global Cities (Sassen 2001). Dahinter
verbirgt sich die Idee, dass eine Metropole bestimmte
Funktionen im internationalen Kontext wahrnehmen
muss. Gleichzeitig sind sie auch Orte höchster Zentra-
lität für eine Region.
Diese Funktionen sind aber nicht nur in der Kern-
stadt verortet, sondern auch das Umland mit seinen
Bewohnern und Funktionen zählt dazu. Daher ist der
Begriff Metropolregionen gegenüber Metropolen tref-
fender. Das Beispiel der internationalen Flughäfen ver-
deutlicht dies: Sie liegen meist außerhalb der Städte,
existieren aber überhaupt nur aufgrund der Kernstadt -
von Ausnahmen wie Hahn im Hunsrück abgesehen,
auch wenn es sich Frankfurt-Hahn nennt. Und aus glo-
baler Perspektive sind die Entfernungen zwischen den
Metropolfunktionen innerhalb einer Region auch weni-
ger bedeutend: Von China aus betrachtet liegen die
Unternehmenssitze in München und das Schloss Neu-
schwanstein in direkter Nachbarschaft, erst vor Ort wird
die Distanz dazwischen relevant. Der regionale Bezug ist
somit wichtig und birgt einen wichtigen Ansatzpunkt
für raumentwicklungspolitische Aspekte.
Es stellt sich die Frage, warum Metropolregionen in
Europa überhaupt diesen Stellenwert bekommen haben.
Dazu haben verschiedene Entwicklungen beigetragen:
Die weltweiten Verflechtungen haben in der Wirt-
schafts- und Finanzwelt, in Politik und Wissenschaft,
Kultur und Sport etc. über die Jahre zugenommen.
Gerade durch das Wachstum in asiatischen Ländern
haben die Wirtschaftbeziehungen in andere Hightech-
oder Billiglohnländer zugenommen. Moderne Kommu-
nikationsmöglichkeiten und günstigere Transportmög-
lichkeiten haben diesen Prozess befördert. Davon haben
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