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Einwanderung
Auswanderung
Netto-Migrationsrate
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Abb. 2 Auswanderung, Einwande-
rung und Netto-Migrationsrate von
Hochschulabsolventen (bezogen auf
die EU-15-Staaten), jährliche Durch-
schnittswerte der Jahre 2005-09,
in 1000 und Prozent. Die Nettomigra-
tionsrate von Luxemburg beträgt
33 Prozent und lässt sich daher in
der Abbildung nicht darstellen
(Daten: EULFS).
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dern für insgesamt fünf Erhebungsjahre durchgeführt und
nur erwerbstätige Personen im Alter zwischen 25 und 64
Jahren berücksichtigt (Ette & Sauer 2010a).
Die Ergebnisse zeigen, dass unter den europäischen
hochqualifizierten Auswanderern Franzosen mit 48 000 Per-
sonen vor Deutschen mit 45 000 und Briten mit 31 000 die
größte Gruppe darstellen. Umgekehrt leben im jährlichen
Durchschnitt aber auch 58 000 hochqualifizierte Einwan-
derer aus den übrigen Staaten der EU-15 seit maximal fünf
Jahren in Großbritannien (Deutschland: 48 000, Frankreich:
31 000). Die Konsequenzen dieser intraeuropäischen Mi-
gration für Ungleichheiten zwischen den Mitgliedsstaaten
werden erst bei Betrachtung der Nettomigrationsrate von
Hochqualifizierten deutlich (Abb. 2). Diese zeigt, dass es
insbesondere mit Griechenland und Italien die peripheren
EU-Staaten sind, die am wenigsten von der internationalen
Migration Hochqualifizierter profitieren. Am erfolgreichsten
sind hingegen Belgien und Luxemburg, die wegen ihrer zen-
tralen Lage innerhalb Europas und den dort ansässigen
europäischen Institutionen am attraktivsten für die Zuwan-
derer aus der EU sind. Deutschland weist mit einem durch-
schnittlichen positiven jährlichen Wanderungssaldo von
+3000 Akademikern pro Jahr eine weitgehend ausgegli-
chene Wanderungsbilanz Hochqualifizierter (Wanderungen
in die und aus den anderen EU-15-Staaten) auf, findet sich
damit aber nur im Mittelfeld der EU-15 wieder.
In der Diskussion um die steigende Bedeutung der in-
ternationalen Migration Hochqualifizierter wird häufig über-
sehen, dass es sich hier in der Regel um temporäre Wande-
rungen handelt. Analysen zu Verbleibs- bzw. Remigrations-
absichten von Auswanderern oder zum Verbleib spezieller
Bevölkerungsgruppen, zum Beispiel von Wissenschaftsför-
derorganisationen geförderter Personen, zeigen ein wider-
sprüchliches Bild der Dauerhaftigkeit der Auswanderung
(Buechtemann 2001, Prognos 2008, Erlinghagen et al.
2009). Verlässliche Angaben über das tatsächliche Rück-
wanderungsverhalten lassen sich erst viele Jahre nach der
ursprünglichen Auswanderung machen. Informationen über
Migrationsentscheidungen im Lebensverlauf liegen mit den
Daten der Deutschen Rentenversicherung vor, die Angaben
über abgeschlossene Erwerbsverläufe und damit ältere
Geburtskohorten der zwischen 1909 und 1950 geborenen
Personen enthalten. Danach waren etwa 4 Prozent der
männlichen erwerbstätigen Bevölkerung in Deutschland im
Laufe ihres Berufslebens im Ausland tätig, von denen
wiederum 70 bis 80 Prozent zurückgewandert sind. Diese
Werte werden von der Wanderungsstatistik für das heutige
Migrationsgeschehen weitgehend bestätigt. Von entschei-
dender Bedeutung ist jedoch nicht nur der Umfang der
Rückwanderungen allein, sondern auch die Qualifikation
der Remigranten. So zeigt sich in den vorliegenden Unter-
suchungen, dass das durchschnittliche Bildungsniveau,
gemessen am Anteil der Personen mit einem Hochschulab-
schluss, unter den deutschen Rückwanderern sogar leicht
höher liegt als unter den Auswanderern (Ette & Sauer
2010a, Liebau & Schupp 2010). Insgesamt ist somit gerade
bei Hochqualifizierten eher von einer brain circulation als
von einem brain drain auszugehen.
teres aktuelles Element der Pluralisierung der europä-
ischen Migration: auf die spezifische intraeuropäische
Migration, präziser die Migration zwischen den EU-
Mitgliedsstaaten. Über ein Drittel der Einwanderer in
Staaten der Europäischen Union stammt heute aus an-
deren EU-Mitgliedsstaaten (International Organization
for Migration 2010). Während die internationale Mi-
gration aus so genannten „Drittstaaten“ nationalen und
supranationalen Regulierungen und Einschränkungen
unterliegt, gilt für die ebenfalls internationalen Wande-
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