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Abb. 6.8 Altersstruktur Frankreichs 1851, 1911, 1950 1965,
2010; verändert nach Rothenbacher 2002, UN 2010).
Männer
Alter
Frauen
7 8 8 9
1851
4 5 5 6 6 70
Zudem bildete die Sprachgrenze, die Flamen und Wallo-
nen weitgehend räumlich trennt, eine markante Kom-
munikationsbarriere, sodass sich Diffusionsprozesse
von der einen zur anderen Bevölkerung nicht oder nur
erschwert ausbreiten konnten. Die Säkularisierung war
je nach Sprachzugehörigkeit der Personen oder Haus-
halte unterschiedlich weit fortgeschritten und begüns-
tigte die bewusste Entscheidung für Familienplanung
entsprechend der Wirkungen des sozioökonomischen
Wandels. So nahmen frankophone Flamen, die überwie-
gend in den Städten wohnten, eine Vorreiterfunktion
bezüglich der Geburtenbeschränkung in Flandern ein.
Geburtenüberschüsse und Verlängerung der Lebens-
erwartung im Zuge des demographischen Übergangs
veränderten die Altersstruktur der Bevölkerungen. Am
Beispiel Frankreichs resultiert die Glockenform der
Alterspyramide für die Jahre 1851 und 1911 aus dem in
etwa parallelen Verlauf von Geburten- und Sterbeziffer
seit Beginn des 19. Jahrhunderts (Abb. 6.3 und 6.8). Das
natürliche Bevölkerungswachstum verzeichnete zu kei-
ner Phase sehr hohe Raten. Daher waren die jüngeren
Jahrgänge im Vergleich zur Alterspyramide von
Deutschland für 1880 vergleichsweise gering besetzt und
auch die Altersstruktur änderte sich bis 1911 kaum. Die
breite Basis der Alterspyramide für die Bevölkerung
Deutschlands (1880) spricht für eine nach wie vor hohe
Geburtenhäufigkeit (Abb. 6.9). Die leicht konkave Ver-
teilung der jüngeren Altersgruppen verweist auf die
hohe Säuglingssterblichkeit, die anschließend allerdings
- wie das konvexe Muster 1910 belegt - ähnlich wie die
Fruchtbarkeit einen deutlich Rückgang verzeichnete.
Die Glockenform für beide Alterspyramiden 1950
impliziert, dass der demographische Übergang abge-
schlossen ist. Geburten- und Sterberate waren bei gerin-
gem natürlichem Wachstum niedrig. Die Altersstruktur
spiegelt zudem die beträchtlichen Geburteneinbrüche
und die deutliche Übersterblichkeit der Männer als
Folge beider Weltkriege wider. Für beide Länder wurde
die Basis der Alterspyramiden aufgrund des Fruchtbar-
keitsrückgangs schmäler, die Spitze dagegen mit der stei-
genden Lebenserwartung breiter.
Im Verlauf des 19. Jahrhunderts wurde die Migration
aus Europa nach Übersee zur Massenauswanderung.
Die USA hatten unter den Zielen in Übersee eine über-
ragende Bedeutung, gefolgt von Argentinien, Kanada
und Brasilien (Gans 2011). Ein entscheidender Impuls
für den Exodus ging zum einen von der Unabhängigkeit
der USA 1776 und der meisten lateinamerikanischen
Staaten Anfang des 19. Jahrhunderts aus. Die Regierun-
gen hatten ein hohes Interesse an einer Besiedlung der
1 2 2 3 3 40
10
0
%
5
4
3
2
1
00
1
2
3
4
5
%
7 7 8 8 9
1911
4 4 5 5 6 65
1 2 2 3 35
10
5
0
%
5
4
3
2
1
00
1
2
3
4
5
%
6 7 7 8
1950
3 4 4 5 5 60
1 2 2 30
10
0
%
5
4
3
2
1
00
1
2
3
4
5
%
5 6 6 7 7 8
1965
2 3 3 4 4 50
1 20
10
0
%
5
4
3
2
1
00
1
2
3
4
5
%
1 00
95
8 90
7 7 80
2010
4 4 5 5 6 65
1 2 2 3 35
10
5
0
%
5
4
3
2
1
00
1
2
3
4
5
%
Männerüberschuss
Frauenüberschuss
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