Geography Reference
In-Depth Information
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Europäische Union der 27 Länder
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Euro-Raum
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Abb. 5.35 Quoten der Jugendarbeits-
losigkeit im Euro-Raum und in der
Europäschen Union (verändert nach:
Eurostat 2010b).
I
II III IV I
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2010
etwa jeder Fünfte erwerbslos. Die niedrigste Jugendar-
beitslosigkeit weisen die Niederlande mit rund 8 Pro-
zent, die höchsten Raten Spanien und Estland mit rund
40 Prozent auf (Eurostat 2010b). Diese überaus hohen
Werte entstanden vor allem infolge der Wirtschaftskrise
seit 2008, als die Jugendarbeitslosigkeit immens empor-
schnellte (Abb. 5.35). Die hohe Jugendarbeitslosigkeit
in Europa wirft die Frage des Zugangs junger Menschen
zu Erwerbsarbeit auf, sei es auf der Suche nach einer
Lehrstelle oder nach einem Arbeitsplatz. Ein versperr-
ter Zugang zu Erwerbsarbeit lässt negative Folgen für
die weitere Erwerbsbiographie, aber auch für die über-
greifende Lebensperspektive der jungen Menschen er-
warten.
In Bezug auf die Genderunterschiede lag lange Zeit
die Arbeitslosigkeit bei Frauen deutlich höher als bei
Männern; dies hat sich EU-weit allerdings in der jüng-
sten Wirtschaftskrise verändert, und die Arbeitslosen-
quote ist bei Männern leicht höher als bei Frauen (Abb.
5.36). Dies kann unter anderem damit erklärt werden,
dass die Arbeitslosigkeit in der letzten Krise vor allem
blue-collar -Arbeiten im verarbeitenden Gewerbe, etwa
in der Automobil- und Maschinenbauindustrie, betrof-
fen hat, während Teile der Dienstleistungsarbeit weniger
von der Krise berührt waren, besonders Bildung, Pflege
und Gesundheit. Allerdings sind Frauen, zumindest in
Deutschland, viel stärker als Männer in der Teilzeitarbeit
vertreten. Außerdem sind in Deutschland mehr als zwei
Drittel der geringfügig Entlohnten weiblich und arbei-
ten zum Beispiel als Aushilfskraft in Supermärkten, Rei-
nigungskraft, Pflegerin und so weiter. Schließlich gibt
es Unterschiede bezüglich der Arbeitslosenquoten von
Frauen und Männern in den verschiedenen europä-
ischen Ländern (Abb. 5.36).
Arbeitslosigkeit kann sich verfestigen und zur Seg-
mentation der Arbeitsmärkte führen - mit besonderer
Benachteiligung bestimmter Bevölkerungsteile. Dem-
entsprechend wird Arbeitslosigkeit in der amtlichen
Statistik unterschieden: Als weniger problematisch er-
scheint die friktionelle Arbeitslosigkeit, die als Suchar-
beitslosigkeit zum nächsten Job führt. Die saisonale
Arbeitslosigkeit verändert sich im Jahresverlauf, und die
konjunkturelle Arbeitslosigkeit lässt auf einen beruf-
lichen Wiedereinstieg in der nächsten Wachstumsphase
hoffen. Besonders problematisch stellt sich demgegen-
über die strukturelle Arbeitslosigkeit bzw. Sockelarbeits-
losigkeit dar. Diese Verfestigung von Arbeitslosigkeit
drückt sich in den Quoten von Langzeitarbeitslosigkeit
aus (Erwerbslosigkeit von mindestens einem Jahr).
Langzeitarbeitslosigkeit betrifft vor allem Personen ohne
oder mit geringer Berufsausbildung. Sie sind zum einen
am meisten von dem Risiko betroffen, erwerbslos zu
werden, und sie weisen zugleich deutlich weniger Chan-
cen auf, in Zeiten von hohen wirtschaftlichen Wachs-
tumsraten wieder in den Arbeitsmarkt integriert zu wer-
den (Fuchs 2005a). Die Arbeitslosigkeit von Personen
mit geringer formaler Ausbildung stellt ein sehr großes
Problem in verschiedenen europäischen Ländern dar,
besonders in Mittel- und Osteuropa.
Aber auch in Deutschland liegt der Anteil gering
Qualifizierter mit rund 15 Prozent deutlich über der
Arbeitslosenquote von Personen mit erweiterter Sekun-
darausbildung beziehungsweise Abitur (ca. 7 Prozent),
Hochschulabschluss oder anderer berufsbezogener wei-
tergehender Ausbildung (rund 3 Prozent). Auch auf-
grund insgesamt geringerer formaler Ausbildung sind
Migranten überdurchschnittlich häufig von Arbeits-
losigkeit betroffen; in Deutschland waren 2007 etwa
 
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