Geography Reference
In-Depth Information
tionssystemen vor Ort existieren, läuft letztlich ins Leere.
Daher müssen neben urban amenities weitere Wettbe-
werbsvorteile der Städte betrachtet werden, um die Kon-
zentration der Kultur- und Kreativwirtschaft in den urbanen
Zentren zu erklären. Solche Wettbewerbsvorteile resultie-
ren beispielsweise aus generellen Agglomerationsvorteilen,
der Konzentration und Verschiedenartigkeit qualifizierter
Arbeitskräfte, aus dichten Milieustrukturen, die den innova-
tiven Austausch begünstigen sowie aus dem breiten Ange-
bot an Forschungsinstituten und Aus- und Weiterbildungs-
einrichtungen.
in Projektarbeit die Wertschöpfungsschritte spezialisier-
ter Werkzeugmacher und organisiert eine Logistik zum
Kunden just-in-time. Die Mehrheit der oben aufgeführ-
ten Dienstleistungen wird von den Unternehmen selbst
erstellt. Finanzdienstleistungen wie Leasingangebote,
die den Absatz der Produkte verbessern sollen, werden
dagegen über spezialisierte Dienstleister bezogen. Die
sterile Trennung zwischen Dienstleistungen und produ-
zierendem Gewerbe ist letztlich nur analytisch zu be-
gründen. In der Praxis ist die Wirtschaft zunehmend
durch hybride Produkte bzw. Marktangebote gekenn-
zeichnet, die ihren Nutzen für den Kunden erst aus der
Verknüpfung von Sach- und Dienstleistung erbringen.
Die Verzahnungen zwischen Industrie und Dienst-
leistungen zeigt sich auch in der Funktion, die Dienst-
leistungen im Innovationsprozess erfüllen. Dienstleister
treten nicht nur selbst als Innovatoren mit neuen oder
verbesserten Leistungen am Markt in Erscheinung. Sie
fungieren auch als Multiplikator von Industrieinnova-
tionen. Sie bringen vorhandenes Wissen in neuen Kon-
texten zur Anwendung und tragen so zur Verbreitung
von Problemlösungen bei. Dienstleistungsunternehmen
sind Partner ihrer Kunden im Innovationsprozess. Sie
beschleunigen die Innovationsentwicklung in der Indus-
trie. Wissensintensive, unternehmensorientierte Dienst-
leistungen sind ein stark wachsender Wirtschaftszweig.
Dort, wo sie wirken, steigern sie auch das durchschnittli-
che Wachstum anderer Branchen (Streich & Wahl 2006).
Warum jedoch konzentrieren sich unternehmens-
orientierte Dienstleistungen im Raum und bevorzugt
in den europäischen Metropolräumen? Einerseits profi-
tieren sie dort von einem heterogenen Kundenmarkt
und der Partizipation an lokalen Wissensnetzwerken.
Andererseits ermöglicht ihnen die gehobene Verkehrsin-
frastruktur in Metropolregionen, temporäre Nähe zu
Kunden außerhalb der Verdichtungsräume zeitnah zu
organisieren. Die Verkehrsinfrastrukturen - insbeson-
dere internationale Flughäfen - erleichtern darüber
hinaus die Vernetzung mit Akteuren in anderen Metro-
polräumen. Globale Wissensbeziehungen komplettieren
die lokalen Netzwerke. Drittens weisen Metropolräume
spezialisierte Arbeitsmärkte auf (Keeble & Nachum
2002). Der Zugang zu kreativen Köpfen, das heißt zu
Humankapital, ist insbesondere für wissensintensive
Dienstleistungsunternehmen von großer Relevanz. Uni-
versitäten managen Wissen. Sie vermitteln Studenten
experimentelles Denken sowie die Fähigkeit, Informa-
tionen aus verschiedenen Quellen zusammenzuführen
und durch individuelle oder kollektive Kreativleistun-
gen kontextuell in neues Wissen zu überführen. In
Metropolen bilden sich darüber hinaus auch außerhalb
der Universitäten Milieus der Kreativwirtschaft heraus,
die die Dynamik der lokalen Wissensproduktion und -
diffusion beschleunigen (Exkurs 5.13). Diese Milieus
lassen sich nur schwer planen. Ihre Entstehung und
Reproduktionsfähigkeit hängen stark mit dem Image
einer Metropole, dem Maß regionaler Toleranz oder all-
gemein mit dem Lebensumfeld, das eine Stadt kreativen,
gut verdienenden Arbeitnehmern bietet, zusammen.
Unternehmen, die kreative Köpfe beschäftigen wollen,
sind insofern regelrecht gezwungen, ihnen an die metro-
politanen Standorte hin zu folgen (von Einem 2009).
Dynamische Übergänge und
verflochtene Strukturen im
Mosaik der europäischen
Wirtschaftsregionen
Die aufgeführten Gegenüberstellungen der Regionsty-
pen geben das grobe strukturelle Muster des europä-
ischen Mosaiks der Wirtschaftsregionen wider. Sie sind
zunächst einmal schlüssig. Bei näherer, insbesondere
branchenspezifischer und raumzeitlicher Betrachtung
werden jedoch auch dynamische Übergänge und Asym-
metrien der wirtschaftlichen Strukturen deutlich. Die
regionalen Wirtschaftsstrukturen sind in Veränderung
begriffen. Strategische Handlungen von interagierenden
Unternehmen - zum Beispiel als Reaktionen auf Wett-
bewerb und neue Marktbegebenheiten - verändern
mittelfristig die funktionalen und institutionellen Ver-
flechtungen der Wirtschaftsregionen und schlagen sich
langfristig in veränderten regionalen Wirtschaftsstruk-
turen nieder.
Neue Anforderungen an Produktqualität, Varianten-
vielfalt, modische Trends, Innovationszyklen, Flexibi-
lität der Produktion und ergänzende Dienstleistungen,
begleitet von einem ständigen Kostendruck, machen
den Wettbewerb europäischer Unternehmen komplex.
Search WWH ::




Custom Search