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eine „subtropische Zone der Wintergerste“ ein, in wel-
cher sich im Mittelmeerraum aber auch Winterweizen
und Baumkulturen wie Oliven und Orangen hervorhe-
ben. In Anlehnung an die Arbeiten Engelbrechts stellte
Troll (1925) die Bedeutung klimatischer Einflussfakto-
ren und die Zusammenhänge zwischen landwirtschaft-
licher Nutzung und natürlicher Vegetation heraus. Er
unterschied in Europa acht Landbauzonen und be-
nannte die südlich der „submediterranen Mais-Weizen-
Zone“ gelegenen Gebiete als „mediterrane Olivenzone“.
Für kaum eine andere Anbauzone ist eine einzelne Kul-
turpflanze derart kennzeichnend wie für den Mittel-
meerraum der Öl- oder Olivenbaum (Exkurs 5.3). Ein
differenzierteres Bild vermitteln die von Andreae (1983)
ausgewiesenen landwirtschaftlichen Bodennutzungssys-
teme Europas, die sich jeweils aus der Kombination und
Gewichtung verschiedener Produktionsrichtungen der
Agrarbetriebe ergeben. Neuere Entwicklungen wie bei-
spielsweise die Ausweitung des Grünmaisanbaus in vie-
len Gebieten Mitteleuropas haben die Raummuster
deutlicher verändert. Eine Übersicht zu aktuellen Struk-
turen und Verteilungsmustern der Agrarwirtschaft in
Europa geben Klohn & Windhorst (2009).
Besondere Aufmerksamkeit haben in geographischen
Untersuchungen die Verlagerung von Nutzungsgrenzen
und die Herausbildung räumlicher Schwerpunkte der
Agrarwirtschaft erfahren. Die Nordgrenzen der Verbrei-
tung des Anbaus verschiedener Kulturpflanzen durch-
ziehen Europa. Sie stellen Grenzsäume dar, in denen
Phasen der Ausweitung und des Rückzugs des Anbaus
Abb. 2 Ausgedehnte Ölbaum-
Monokulturen prägen weithin die
Landschaft der Provinz Jaén im
Osten Andalusiens, die als Schwer-
punkt der spanischen Olivenöl-
produktion bekannt ist
(Foto: Andreas Voth 2004).
tion des Anbaus ergibt sich aus der Spezialisierung der
wichtigsten Produktionsgebiete, die besonders günstige
Standortbedingungen aufweisen. In weiten Gebieten Anda-
lusiens bedecken Ölbaumkulturen fast die gesamte land-
wirtschaftliche Nutzfläche. Der Ölbaum ist an die ausge-
prägte Sommertrockenheit hervorragend angepasst. Zur
Produktivitätssteigerung werden jedoch immer mehr Öl-
baumhaine mit Tropfbewässerung ausgestattet. Leichter
mechanisierbare Pflanzungen und Monokulturen mit höhe-
rer Bestandsdichte lösen die traditionellen Mischkulturen
ab. Dank Intensivierungsmaßnahmen und Flächenauswei-
tungen hat die Olivenölproduktion seit den 1980er-Jahren
wieder deutlich zugenommen. Ursächlich für die jüngere
Dynamik sind nicht nur die Subventionen der EU, son-
dern auch das wachsende Qualitäts- und Gesundheits-
bewusstsein immer breiterer Konsumentenschichten. Trotz
fortschreitender Mechaniserung ist der Bedarf an Saison-
arbeitskräften immer noch sehr hoch und stellt ein grund-
legendes Problem der einseitig auf den Olivenanbau aus-
gerichteten Gebiete dar, ebenso wie die Entsorgung großer
Mengen an Rückständen aus der Olivenverarbeitung.
Agrarpolitische Anreize und Nachfrageimpulse bewirken
gegenwärtig eine zunehmende Qualitätsorientierung der
Olivenölproduktion, die zum Beispiel in einer Aufwertung
regionaler Olivenölsorten, Herkunftsbezeichnungen, neuen
Präsentationsformen und in der Erschließung neuer Märk-
te zum Ausdruck kommt (Voth 2005).
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