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Merkmal/Einflussfaktor
Ostdeutschland
Polen
Betriebsgröße und -anzahl
Dominanz verhältnismäßig weniger großer
Betriebe mit >1 000 ha
relativ hoch aufgrund großer Flächen,
jedoch verhältnismäßig hoher Arbeitsauf-
wand aufgrund begrenzter Technik und
Technologie
nationale und internationale Märkte (primär
Osteuropa) wurden über betriebsexterne
Organisationen erreicht
staatliche Kollektive
wenige große Betriebe, Dominanz einer
großen Anzahl kleiner Betriebe <10 ha
sehr niedrig aufgrund kleiner Nutzflächen
und veralteter Technik
Produktivität
Märkte und Vertriebssysteme
hoher Anteil an Subsistenzwirtschaft und
Produktion vor allem für lokale bis nationale
Märkte
Großbetriebe als staatliche Kollektive, v. a.
aber kleine, private Familienbetriebe
Eigentums- und Besitzverhältnisse
politische Rahmenbedingungen
Zentralverwaltungswirtschaft
trotz sozialistischen Systems verschiedene
Freiheiten für Kleinbetriebe
Abb. 5.12 Situation der Landwirtschaftsbetriebe vor 1989 am Beispiel Ostdeutschlands und Polens (Quelle: Dannenberg 2007).
besonders niedrig ist. Gerade in Polen zeigt sich jedoch
deutlich, dass auch ein vergleichsweise hoher Kapitalbe-
satz pro Hektar nicht unbedingt mit hoher Produkti-
vität einhergeht. So sind die dort vorherrschenden
Kleinbetriebe in der Regel durch stark veraltete Maschi-
nen und Gebäude gekennzeichnet, deren Wert eher for-
maler denn praktischer Natur ist. Demgegenüber konn-
ten sich viele Großbetriebe gezielt modernisieren,
indem sie vor allem arbeitssparende und effizientere
Maschinen anschafften (IAMO 2004).
Betrachtet man die Einkommenssituation in den
MOEL, so lässt sich diese grundsätzlich als schwach ein-
schätzen. Mit Ausnahme von Estland und der Tschechi-
schen Republik lag das Einkommen der mittel- und ost-
europäischen Bauern in allen Ländern im Jahr 2003, also
vor dem EU-Beitritt, im Schnitt unter dem eines durch-
schnittlichen Arbeiters. Dies sollte sich durch den Bei-
tritt in die Europäische Union und die damit verbunde-
nen Subventionszahlungen jedoch deutlich verbessern
(IAMO 2004). In der Tat stiegen die Einkommen aus
landwirtschaftlicher Produktion in allen MOEL, die in
die EU eintraten - mit Ausnahme Sloweniens -, im Zeit-
raum von 2005 bis 2008 (Europäische Kommission
2010b, Eurostat 2010).
Zukünftige Entwicklung
Die zukünftige Entwicklung der landwirtschaftlichen
Struktur und der damit verbundenen Situation für die
hier Beschäftigten hängt von einer Vielzahl von Faktoren
ab. Insgesamt ist zu erwarten, dass sich ausgehend von
Merkmal/Einflussfaktor
Ostdeutschland
Polen
Betriebsgröße und
-anzahl
•trotz Aufteilung staatlicher Betriebe weiterhin
viele große Betriebe >1 000 ha
•zudem Einrichtung vieler kleinerer Familienbetriebe
•nach 1989 Anstieg der Betriebsanzahl, aktuell geht
die Anzahl der Betriebe wieder zurück
•Rückgang der Betriebsanzahl aufgrund zahl-
reicher Schließungen kleiner Betriebe
•weiterhin Dominanz kleiner Betriebe <20 ha
•langsame Zunahme der Betriebsgrößen aufgrund
von Flächenkauf aus staatlichem Besitz und
geschlossenen Kleinbetrieben
•weiterhin gering aufgrund kleiner Nutzflächen
und veralteter Technik
•Steigerung der Produktivität durch technischen
Fortschritt und höheren Kapitaleinsatz sowie
Anstieg der Nutzflächen vieler kleiner Betriebe
•hoher Anteil an Teilsubsistenzwirtschaft und Pro-
duktion vor allem für lokale bis nationale Märkte
•beginnende Konzentration im Bereich Weiter-
verarbeitung
•langsame Privatisierung und Aufteilung der
Staatsbetriebe
•Kleinbetriebe in Privatbesitz
Produktivität
•Steigerung der Produktivität durch technischen
Fortschritt und neue Technologien
Märkte und
Vertriebssysteme
•nach Wegfall der Vertriebsorganisationen Aufbau
vor allem regionaler, in Teilen internationaler Märkte
•fortschreitende Konzentration im Bereich Weiter-
verarbeitung
•große Betriebe als juristische Personen oder
Personengesellschaften
•kleine Betriebe als Einzelunternehmen in
Privatbesitz
Eigentums- und
Besitzverhältnisse
politische Rahmen-
bedingungen
•marktwirtschaftliche Prinzipien
•reformierte Agrarpolitik und wachstumszielorien-
tierte regionale Strukturpolitik im Rahmen der
EU-Mitgliedschaft
•marktwirtschaftliche Prinzipien
•reformierte Agrarpolitik und wachstumszielorien-
tierte regionale Strukturpolitik im Rahmen
der EU-Mitgliedschaft
Abb. 5.13 Aktuelle Situation der Landwirtschaftsbetriebe Ostdeutschlands und Polens (Quelle: Dannenberg 2007).
 
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