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noch den Eindruck von frühen bocage -Landschaften mit
extensiv genutzten Weidearealen darum herum. Die
hochmittelalterliche Blütezeit brachte vor allem den auf
Getreidebau spezialisierten Regionen eine rasche Ent-
wicklung hin zum Offenlandcharakter. Er war um 1300
schon typisch für das zentrale England, weite Regionen
des gemäßigten Europas und Teile des Mittelmeer-
raums. Später wurden in England viele dieser Offen-
landschaften zum Zwecke der Weidenutzung eingehegt,
während im östlichen Baltikum neues Offenland entwi-
ckelt wurde. Viele dieser offenen Landschaften konnten
ihren Charakter im 20. Jahrhundert erhalten, denn das
kommt dem Einsatz von Maschinen entgegen. Da die
Besitzverhältnisse jedoch oftmals wechselten, was im
westlichen Europa häufig mit Flurbereinigungen und im
östlichen Europa mit Kollektivierungen verbunden war
(Jaksch et al. 1996, Krönert et al. 1999, Schöne 2005), hat
sie Lebeau in drei genetische Untertypen untergliedert.
1938
1969
Hecken
Grünland
Wald
Ackerland
Lineare Siedlungen als Elemente
früher Planung
Lebeaus Karte weist einige Küstenregionen, namentlich
Poldergebiete, sowie bewaldete Mittelgebirgsregionen
aus, für die lineare Siedlungen mit daran angepassten
Fluren typisch sind. Deshalb vermitteln diese Land-
schaften einen sehr planmäßigen Eindruck. Sie wurden
hauptsächlich im Zuge des hochmittelalterlichen Lan-
desausbaus erschlossen.
1985
Mediterrane Landschaften
Mediterrane Landschaften werden von Lebeau mit Be-
zug auf Formen der Landnutzung klassifiziert (Grove &
Rackham 2001). Er gliedert vier Untertypen aus:
N
5 km
0
Offene Landschaften, durchsetzt mit Bäumen, darin
Haufendörfer, gelegentlich auch Streusiedlungen.
Ähnlichkeiten zu den Offenlandschaften des nörd-
lichen und mittleren Europas sind nicht zu überse-
hen, denn auch sie dienten vor allem der Produktion
von Getreide.
Abb. 5.2 Veränderungen in der halboffenen Kulturlandschaft
von Beden in Südschweden zwischen 1938 und 1985 (verän-
dert nach: Stanners & Bordeau 1995).
huertas: Dieser aus dem Spanischen kommende
Begriff bezieht sich auf Bewässerungslandwirtschaft
in Flussdeltas und Küstenhöfen. Ähnlich zu einigen
Schwemmlandbereichen des nördlichen Europas wird
auf sehr jungen Böden intensive Landwirtschaft
betrieben; dort bedarf es aber keinerlei Bewässerung.
Offene Ackerbaulandschaften
Offene Ackerbaulandschaften entwickelten sich ab dem
frühen Mittelalter. Das Ackerland ist nicht selten in
schmale Flurstücke der Eigentümer zergliedert, ohne
dass die Eigentumsgrenzen sichtbar sind. Die typische
Ackernutzung war Getreidebau, meist in Form von
Zwei- oder Dreifeldersystemen. Während des frühen
Mittelalters vermittelten manche dieser Landschaften
cultura promiscua: Diese mediterrane Mischkultur
war vor allem in Italien verbreitet. Wie der Name
andeutet, meint das eine Mischung von kleinen
Getreidebauparzellen, darin Oliven- und Maulbeer-
bäume und Reben neben und unterhalb dieser
Bäume. Dieses Bodennutzungssystem hatte sich wäh-
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