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pitel 1 und 3). Die Staatsgeschichte im 20. Jahrhundert war
wechselhaft und schmerzlich. Aus dem untergegangenen
Zarenreich als selbstständige Staaten hervorgegangen, ge-
rieten sie im Zweiten Weltkrieg in die deutsch-sowjetischen
Auseinandersetzungen und wurden zunächst sowjetisch,
später deutsch besetzt. Nach 1945 verschwanden sie für
40 Jahre als Sowjetrepubliken im kommunistischen Riesen-
reich. Damit verbunden war eine erhebliche Zuwanderung
von russischer Bevölkerung, vor allem in die Industriekom-
binate in Lettland und im östlichen Estland, und damit eine
bis heute anhaltende nationale Binnendifferenzierung der
Bevölkerung, welche vor allem in Lettland zu einer Reihe
von Konflikten führte (Rentnerproteste in Riga etc.).
Die Loslösung aus dem sowjetischen Staatsverband war
eindeutig und teilweise dramatisch verlaufen. Die balti-
schen Staaten bilden bis heute die einzigen ehemaligen
Sowjetrepubliken, welche niemals Mitglieder der GUS (der
„Gemeinschaft unabhängiger Staaten“) geworden sind. Ins-
besondere das auch sprachlich zu Finnland benachbarte
Estland entwickelte sich in den letzten Jahren sehr erfolg-
reich, sodass es (nach Slowenien) zu einem weiteren Kan-
didaten für die Einführung des Euro werden konnte, aller-
dings just in dem Augenblick, in dem die europäische
Gemeinschaftswährung auf den Prüfstand internationaler
Finanzspekulation geriet.
Südosteuropa: die „zweite Garnitur“
der Beitrittsländer
munistischen Regierungen in Rumänien und die ver-
schleppte Transformation in Bulgarien. Weak governan-
ce und das Fehlen klarer juristischer Regeln bescherten
ihnen erhebliche Wirtschaftsprobleme. Insbesondere
blieben aufgrund fehlender Rechtssicherheit, hoher
Kriminalität und verbreiteter Korruption zunächst
Auslandsinvestitionen weitgehend aus, der Außenhan-
del ging zurück und die südosteuropäischen Staaten,
sowieso schon mit dem negativen Image des „Balkan“
belegt, erlitten einen Imageschaden, unter dem sie zum
Teil bis heute leiden. Die wirtschaftlichen Basisdaten als
solche haben sich allerdings überall deutlich verbessert.
Der ersten Garnitur an Beitrittsstaaten standen die EU-
Aspiranten in Südosteuropa (Rumänien, Bulgarien)
gegenüber, in denen sich die politische und wirtschaft-
liche Wende deutlich mühsamer vollzog. Insbesondere
erfolgte in diesen Staaten der Abschied vom sozialisti-
schen Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell nur sehr
zögerlich, und das kostete diese Länder einige Jahre in
der Konkurrenz zu den erfolgreicheren Transforma-
tionsstaaten. Auch die Slowakei unter der Regierung
Meciar ist hier zu nennen, vor allem aber die postkom-
Abb. 4.35 Slowenien ist ein Kleinstaat
zwischen Alpensüdkamm und Adria. Mit
20 000 Quadratkilometern ist das Land
etwa so groß wie das Bundesland Hes-
sen. Über die neuen Autobahnen hat
man Slowenien in knapp 2 Stunden
durchquert. Der See von Bled (deutsch:
Veldes) bildet einen der landschaft-
lichen Höhepunkte im Übergangsbe-
reich von Alpen und Alpenvorland und
ein seit K.-und-K.-Zeiten beliebtes Tou-
ristenziel (Foto: Hans Gebhardt).
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