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verschiedene Mittelmeeranrainer in diesem Segment
zueinander in Konkurrenz treten (Italien versus Spanien
versus Griechenland versus Türkei versus Tunesien etc.).
Die Süderweiterung der EU war primär politisch-
geographisch bestimmt; die der Obristenherrschaft (in
Griechenland) bzw. den faschistischen Diktaturen (in
Spanien und Portugal) entkommenen Länder sollten
durch Wirtschaftsförderung und Einbindung in die
nunmehr EG (Europäische Gemeinschaft) genannte
Organisation als demokratische Staaten stabilisiert wer-
den. Ökonomisch hat sich die Europäische Gemein-
schaft damit - langfristig gesehen - eine ernste wirt-
schaftliche Hypothek aufgeladen, deren Folgen aktuell
mit der Griechenlandkrise und den Zahlungsschwierig-
keiten Portugals und Spaniens offenkundig werden.
eine Distanzierung vom sowjetischen Machtblock
diente“ (Reuber et al. 2005). Für die kommenden Jahr-
zehnte verband die Staaten des „neuen“ Europas vor
allem das gemeinsame Problem der Transformation von
Wirtschaft und Gesellschaft nach der politischen
We n d e .
Am Beginn der Ereignisse von 1989/90 hatten Glas-
nost, Perestroika, Streiks, Demonstrationen, Botschafts-
besetzungen und die erzwungene Ausreise von Bürgern
der ehemaligen DDR gestanden. Am Ende folgte ein tief
greifender Wandel des politischen, ökonomischen und
sozialen Systems. Politische und wirtschaftliche Ent-
scheidungsstrukturen wurden vollkommen verändert,
soziale und regionale Strukturen wandelten sich. Sehr
rasch wurde in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaf-
ten dieser Prozess mit dem Begriff „Systemtransforma-
tion“ umschrieben.
Das „neue Europa“ nach der
politischen Wende um 1990
Transformationsforschung und die
wirtschaftliche und gesellschaftliche
Transformation in den ehemaligen
COMECON-Staaten
Die neuen Beitrittsländer der EU nach 1990 entdeckten
im Prozess der Demokratisierung ihre gemeinsame
Geschichte mit Mittel- und Westeuropa wieder; sie
betrieben wie im Falle der Tschechoslowakei die Rhe-
torik einer „Rückkehr nach Europa“, das heißt eine
politische Selbstverortung, wobei die „Metapher der
kulturellen Gemeinsamkeit immer wieder als Legitima-
tionsgrundlage für eine […] Annäherung an die EU und
Heinz Fassmann
Die politischen Umbrüche im östlichen Europa 1989/90
haben Europa entscheidend verändert. Der „Eiserne
Exkurs 4.8
Schuldenstaat Griechenland - ein Fass ohne Boden?
Hans Gebhardt
Im Zuge der Wirtschaftskrise 2008 ist eine Reihe von
Mittelmeerstaaten der Europäischen Union in eine ernste
finanzielle Situation geraten. Angesichts des hohen Schul-
denstands und der nur verhalten erfolgreichen Wirtschaft
wird ihre Kreditwürdigkeit von der Finanzwelt, insbesondere
einigen internationalen Rating-Agenturen, als sehr kritisch
eingeschätzt. Damit verteuern sich weitere Kredite und die
Länder geraten in einen „Teufelskreis“, aus dem ihnen
immer wieder neu diskutierte „Finanz-Rettungsschirme“
der EU heraushelfen sollen.
Abgesehen von Irland, Spanien und Portugal hat sich
Griechenland zum größten Sorgenkind der Euro-Zone ent-
wickelt. Über Jahre war es dem Land erfolgreich gelungen,
die wahre Höhe seiner Verschuldung zu verschleiern, um
die Kriterien für die Einführung des Euro zu erfüllen. In den
Folgejahren erhöhten sich die Defizite noch gewaltig, nicht
zuletzt aufgrund innenpolitischer Versäumnisse. Eine drin-
gend notwendige Rentenreform wurde verschoben, in
erheblichem Umfang wurden Steuern nicht eingetrieben,
die sozialen Sicherungssysteme sind fast pleite und im
Staatsdienst hat sich ein wahrer „Wasserkopf“ an Beschäf-
tigten herausgebildet.
Nach wie vor spielt die Landwirtschaft eine relativ wich-
tige Rolle. Die beiden wichtigsten Wirtschaftszweige sind
der Fremdenverkehr und die Schifffahrt. Der Fremdenver-
kehr, in der Vergangenheit einer der stärksten Wachstums-
faktoren der griechischen Wirtschaft mit rund 18 Prozent
am BIP, stagniert inzwischen. Deutliche Rückgänge im
Gefolge der Wirtschaftskrise hat die zweite Säule der grie-
chischen Volkswirtschaft zu verzeichnen, die Handels-
schifffahrt. So ist die Zukunft Griechenlands innerhalb der
Euro-Zone derzeit (Anfang 2012) unsicher.
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