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Exkurs 4.5
Französischer Zentralismus in den Comics von Asterix
und Obelix
Bereits im Jahre 1947 wies der französische Geograph
J. Gravier in einem Buch mit dem etwas reißerischen Titel
„Paris et le désert francais“ („Paris und die französische
Wüste“) auf die weitreichenden und überwiegend negativen
räumlichen Folgen des Zentralismus in Frankreich hin. Die
„französische Wüste“ taucht auch in den bekannten As-
terix-Comics auf, wenn beispielsweise in dem Heft „Die Lor-
beeren des Cäsar“ ein reicher und überheblicher Großstäd-
ter aus Lutetia (Paris) den aus der Bretagne stammenden
Häuptling Majestix mit den Worten düpiert: „Weißt du,
leben kann man nur in Lutetia. Das übrige Gallien ist gut für
Wildschweine.“
Noch amüsanter ist die Persiflage des französischen
Zentralismus in einigen Passagen des Asterix-Bandes „Die
große Überfahrt“, wenn dort der Fischhändler Verleihnix
des kleinen, direkt am Meer gelegenen Dorfes Fische nicht
„einfach so aus dem Meer“ verkauft, sondern sie aus dem
fernen Lutetia (Paris), der Hauptstadt, bezieht.
Comics dieses Typs würden für Deutschland nicht funk-
tionieren. Nur in Berlin leben zu können, ist hier kein Thema.
für den Weg einer vollen Föderalisierung entschie-
den, und auch der Staatsaufbau in Spanien weist eine
Reihe vollföderativer Momente auf.
Herrschaft ein zentralistischer Staat, in dem Verwal-
tungsfunktionen, aber auch eine Vielzahl wirtschaft-
licher und kultureller Funktionen in einer Stadt - Paris
- konzentriert sind, denen erst im weiten Abstand die
übrigen Metropolen folgen, Lyon an zweiter Stelle.
Die relative Bedeutung von Paris für Frankreich hat
sich in den letzten Jahrhunderten stetig vergrößert, wie
sich gleichsam indikatorhaft an seiner Bevölkerungsent-
Großbritannien und Frankreich mit ihren dominanten
Hauptstadtregionen London und Paris sind die beiden
typischen Vertreter eines zentralistischen Staatsaufbaus
in Europa. Frankreich ist seit der Zeit absolutistischer
Exkurs 4.6
Symbole staatlicher Macht in Paris
Ein Besuch in der Hauptstadt Paris mit ihren unzähligen
Symbolen staatlicher Macht und französischer gloire zeigt
auch in der Architektur eine ungewöhnliche Konzentration
staatlicher Funktionen und staatlicher Repräsentation. Kei-
ner der Herrscher in Vergangenheit und Gegenwart, der
nicht in Paris seine „Duftmarken“ hinterlassen hätte, ange-
fangen von den prächtigen Gärten und Palais' der absolu-
tistischen Herrscher über die Symbole der über die Stadt
hinweggefegten Französischen Revolution bis zu den Monu-
menten französischer Größe im Rahmen der Pariser Welt-
ausstellungen mit dem Eiffelturm als dem bekanntesten
Weltausstellungsbauwerk. In jüngerer Zeit haben zeitgenös-
sische französische Präsidenten ihre Spuren hinterlassen.
La Défense, die neue Stadtrandsiedlung im Westen, wurde
von Charles de Gaulle initiiert, das Centre Pompidou von
seinem Nachfolger, zahlreiche weitere Staats- und Symbol-
bauten verdankt die Stadt Francois Mitterand, dem „Ram-
ses“ unter den französischen Präsidenten, der sich zuletzt
in der neuen Nationalbibliothek im Osten der Stadt, der
Bibliothèque Francois Mitterand , ein standesgemäßes Denk-
mal gesetzt hat. Die Achse von der alten Stadtmitte Rich-
tung Westen wurde von den Herrschern Frankreichs zu
einer regelrechten Axe triomphale entwickelt. Sie beginnt
mit den frühneuzeitlichen Bauten des Louvre, setzt sich
über die Pariser Prachtstraße Champs Elysées bis zum Arc
de Triomphe fort, den Napoleon I. zur Erinnerung an seine
Siege initiiert hatte, und führt schließlich nach La Défense.
In Zukunft wird sie wohl noch weiter nach Westen fortge-
führt.
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