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1993
Helsinki
Oslo
2020
Stockholm
Helsinki
Kopenhagen
Oslo
Dublin
Warschau
Stockholm
Berlin
Amsterdam
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London
Prag
Kopenhagen
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Wien
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Paris
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Bern
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Bukarest
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Madrid
Lissabon
Sofia
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Rom
Rom
Istanbul
Lissabon
Sofia
Athen
Istanbul
5 h
5 h
Athen
Abb. 4.4 Eisenbahnreisezeiten in Europa 1993 und 2020.
den Regionen, den Wachstumspolen, wirken Agglome-
rationseffekte, die dazu führen, dass dort höhere Rendi-
ten zu erlösen sind. In dem Maß, in dem dann der
Wachstumspol an Wirtschaftskraft gewinnt, verliert der
benachbarte Raum. Somit können sich bestehende
räumliche Disparitäten zirkulär verstärken. Es entstehen
Vorstellungen von Zentrum und Peripherie, welche in
den Zentrums-Peripherie-Modellen der Wirtschafts-
geographie theoretisch gefasst werden (Schätzl 2003).
Innerhalb Europas lässt sich über Zentrums-Periphe-
rie-Strukturen auf unterschiedlichen Maßstabsebenen
sprechen: großräumig sowie innerhalb der einzelnen
Nationalstaaten.
Mit der Aufnahme weiterer Mitgliedstaaten in die EU
in den 1990er-Jahren sind die schon seit den 1980er-Jah-
ren bestehenden Divergenzen hinsichtlich Wirtschafts-
kraft und künftiger Entwicklung noch gewachsen. In
regelmäßigen Abständen wird daher über ein Europa
der „zwei Geschwindigkeiten“ nachgedacht, da die Ent-
wicklungspfade unübersehbar in unterschiedliche Rich-
tungen gehen. Wirtschaftlicher Erfolg oder Rückstän-
digkeit spiegelt sich nicht zuletzt in der Zugehörigkeit
zur Euro-Zone, wenngleich die Finanzkrise seit 2008
hier inzwischen einiges durcheinander gewirbelt hat.
Wohl am deutlichsten wird der Gegensatz zwischen
Zentrum und Peripherie bei den Verkehrsmitteln und
durchschnittlichen Reisezeiten in Europa (Abb. 4.4). Er-
reichbarkeit ist in einer globalisierten Wirtschaft - un-
geachtet der Möglichkeiten elektronischer Kommunika-
tion - nach wie vor ein wichtiger Standortfaktor.
Die Regionen „hoher Geschwindigkeit“ werden durch
zwei Raummodelle miteinander verknüpft, welche seit
den 1980er-Jahren von der Europäischen Raumordnung
entwickelt wurden: der „blauen Banane“, welche den
Großraum London, die Benelux-Länder, die Rhein-
achse, die Schweiz und Norditalien zu einem Entwick-
lungsband verknüpft, ergänzt um eine erst im Entstehen
begriffene östliche Entwicklungsachse, welche die Wachs-
tumsregionen von Berlin, Prag, Wien und Budapest mit-
einander verbindet.
Für die Peripherie hat die EU-Regionalpolitik in den
letzten Jahren ebenfalls Raummodelle entwickelt; sie
spricht - die negativen Konnotationen von Peripherie
vermeidend - von „Regionen mit geographisch beding-
ten Besonderheiten“ (Katsarova 2010). Darunter wer-
den Bergregionen, Inselregionen und dünn besiedelte
Grenzregionen gefasst, außerdem Küstenregionen, die
unter Entwicklungsdruck stehen und von der globalen
Erwärmung bedroht sind. Ungefähr 10 Prozent der EU-
Bevölkerung leben in Bergregionen; weitere 3 Prozent
(d. h. 14 Millionen Menschen) in Inselregionen.
 
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