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Abb. 3.15 Titelbild und Textauszug „Kommunistisches Manifest“.
Die territoriale Neuordnung Europas
nach dem Zweiten Weltkrieg
im Umland von Paris, meist in ehemaligen Palästen,
unterschrieben wurden. Ausgehandelt wurden die Ver-
träge in der Pariser Friedenskonferenz 1919.
Die Verträge brachten abgesehen von Gebietsverlus-
ten des Deutschen Reichs die Zerschlagung der österrei-
chisch-ungarischen Doppelmonarchie sowie die Grün-
dung einer Reihe von neuen Nationalstaaten auf dessen
Boden, zum Teil auch auf dem Gebiet des früheren rus-
sischen Zarenreichs sowie des aufgelösten Osmanischen
Reichs. Ihre Unabhängigkeit erreichten die drei balti-
schen Staaten, Polen entstand als Staat wieder neu,
ebenso die Tschechoslowakei. Italien wurde um ehemals
österreichische Gebiete und um Südtirol vergrößert,
Österreich und Ungarn wurden kleine Rumpfstaaten,
die südslawischen Gebiete wurden zum neuen König-
reich Jugoslawien zusammengeschlossen, Rumänien er-
hielt ein deutlich größeres Staatsgebiet.
Basis eines friedlichen Zusammenlebens der Völker
in Europa konnte diese staatliche Neuorganisation
durch die Siegermächte des Ersten Weltkriegs nicht wer-
den. Ihr Bestreben und das des Völkerbunds, Gebiete
relativer ethnischer Homogenität (und damit geringerer
Konfliktanfälligkeit) zu schaffen, scheiterte; vielmehr
legten die Verträge den Keim für die kommenden krie-
gerischen Auseinandersetzungen des Zweiten Welt-
kriegs.
Das Dritte Reich in Deutschland (1933 - 1945) hatte
zunächst auf dem Verhandlungsweg, später dann ge-
waltsam den Versuch einer Revision der politischen
Landkarte von Versailles unternommen. Dabei ging es
nicht nur um die Wiedergewinnung der nach dem
Ersten Weltkrieg verlorenen Gebiete, sondern einzelne
Regionen und Staaten wurden zu Quasiprotektoraten
des Deutschen Reichs bzw. des faschistischen Italiens
gemacht: die Slowakei, Großkroatien, Bulgarien, Maze-
donien. Kurzfristig entstanden während des Zweiten
Weltkriegs Reichskommisariate wie das Generalgouver-
nement Polen oder die Ukraine.
Der Sieg der Alliierten 1945 war von einer beträcht-
lichen Expansion des sowjetischen Einflussbereichs
begleitet. Die baltischen Staaten wurden Sowjetrepubli-
ken und verschwanden als eigenständige Staaten von der
Landkarte, Polen wurde komplett nach Westen bis an
die neue Oder-Neiße-Grenze verschoben, Deutschland
zunächst in vier Besatzungszonen geteilt, aus denen die
beiden bis 1990 bestehenden Staaten Bundesrepublik
Deutschland und Deutsche Demokratische Republik
hervorgingen. Jugoslawien entstand wieder, diesmal als
sozialistischer Staat. Die übrigen ostmitteleuropäischen
und südosteuropäischen Staaten gerieten hinter dem
„Eisernen Vorhang“ unter die wirtschaftliche und poli-
tische Kontrolle der Sowjetunion.
Eine letzte Welle territorialer Veränderungen brachte
der Zerfall der Sowjetunion 1990/91. Die Ukraine und
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