Geography Reference
In-Depth Information
Abb. 3.9 Die Porta Nigra, das
„schwarze Tor“, ist ein bis heute
gut erhaltenes römisches Stadttor,
das um 180 n. Chr. als nördlicher
Zugang in die Stadt Trier (Augusta
Treverorum) errichtet wurde
(Foto: Hans Gebhardt).
Mittelalterliche Islamisierung
und Reconquista
rücken slawischer Stämme ins östliche Mitteleuropa.
Die dadurch entstandene Nachbarschaft in Mitteleu-
ropa, die über lange Zeiträume bis in die jüngste Ver-
gangenheit mehr als Konkurrenz und Gegensatz emp-
funden wurde, prägte Sprache, Volkstum, Ortsnamen
und Stadttypen.
Das Mittelmeergebiet hingegen wurde nach dem Zerfall
weströmischer Macht zum Expansionsraum der jungen
islamischen Religion. Ausgehend von den Keimzellen
des neuen Glaubens, Mekka und Medina auf der Arabi-
schen Halbinsel, breitete sich der Islam bereits in den
folgenden Jahrzehnten über große Teile des Vorderen
Orients und Nordafrikas aus (Abb. 3.11). Zur Zeit der
Umayyaden 661 bis 750 gerieten große Teile des soge-
nannten Maghreb (des islamischen „Abendlandes“)
unter ihre Kontrolle, ferner der größte Teil der spani-
schen Halbinsel. Das Emirat Córdoba erlangte eine kul-
turelle und bauliche Blüte, der die späteren christlichen
Eroberer (siehe unten) nichts Gleichgewichtiges ent-
gegenzusetzen hatten (Exkurs 1.6).
Um das Jahr 715 waren alle wichtigen Städte Spa-
niens besetzt, einschließlich Narbonne im Süden Frank-
reichs. Nach 756 wurde das islamische Spanien ein
unabhängiger Staat, der jedoch enge wirtschaftliche und
kulturelle Beziehungen zur übrigen islamischen Welt
aufrechterhielt. Macht und Wohlstand dieses umayyadi-
schen Staates erreichten ihren Höhepunkt in der Regie-
rungszeit Abd ar-Rahmans III (912 - 961), und sie hiel-
ten an bis zum Beginn des ersten Jahrtausends. Danach
jedoch zerfiel der Umayyaden-Staat in zahlreiche unab-
hängige Kleinfürstentümer. Ungeachtet der politischen
Wirren blieb jedoch ein gewisser Wohlstand erhalten,
und Kunst und Wissenschaft standen weiter in Blüte -
auch unter der folgenden Herrschaft der Almoraviden
(al-murabitun) und der mächtigen Berberdynastie der
Almohaden (al-muwahhidun).
Das Heilige Römische Reich Deutscher
Nation als vormoderne Herrschaftsidee
Dominierender Stammesverband wurden nach der
Schlacht von Zülpich 496 die Franken, die durch die
Übernahme des römischen Christentums unter Chlod-
wig sowie durch die karolingische Renaissance im
9. Jahrhundert in gewisser Weise das Erbe der Römer
und ihrer Kultur antraten. Das Heilige Römische Reich
Deutscher Nation war eine transnationale, vormoderne
Form der Raumorganisation, kein Nationalstaat moder-
ner Prägung, vielmehr ein monarchisch geführtes, stän-
disch geprägtes Gebilde aus Kaiser und Reichsständen
mit nur wenigen gemeinsamen Reichsinstitutionen.
Die territoriale Ausdehnung des Fränkischen Reichs
erreichte unter Karl dem Großen (gestorben 814) mit
der Unterwerfung und Christianisierung der Friesen
und Sachsen ihren Höhepunkt. In der späteren Teilung
des Fränkischen Großreiches in den Verträgen von Ver-
dun, Meusen und Ribemont wurde der Grundstock für
die späteren Nationalstaaten Deutschland und Frank-
reich gelegt (Abb. 3.10).
Search WWH ::




Custom Search