Geography Reference
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Buddhismus
Konfuzianismus/Buddhismus
Stammesreligionen
Bruchlinien zwischen Zivilsationen
nach Huntington
„Limes“ zwischen Norden und Süden
nach Rufin
Abb. 3.2 Ähnlich wie die kulturgeographischen Darstellungen von Albert Kolb aus den 1960er-Jahren ordnet Samuel Huntington
bestimmten Großräumen der Erde bestimmte „Kulturen“ zu. Humangeographen kritisieren zu Recht die damit verbundenen Veror-
tungen und Reifizierungen komplexer kultureller Zusammenhänge.
rung, deren Befähigung man sich zum Teil auch
rassi(sti)sch erklärte. Europa war der Kontinent der wei-
ßen Rasse.
Selbst in der Zahl und Gestalt der Staaten Europas
entdeckten Geographen eine steuernde Mitwirkung von
Naturfaktoren: Ihre Vielzahl galt als historisch gewor-
dene Anpassung an die natürliche Kleinkammerung des
Kontinents mit dem Ergebnis, dass sich auf der Basis der
jeweiligen Landesnatur eine bestimmte Nationalkultur
herausgebildet habe. Russlands Größe und seine Auto-
kratie korrelierte man dagegen mit den unendlichen
Ebenen des Ostens, die dem übrigen Europa so fremd
seien. Die zahlreichen innereuropäischen Kriege und
Reibungen hätten dann zu allerlei Erfindungen geführt
und Europa zum Fortschrittskontinent par excellence,
zum Kopf und Willen der Welt in einem imperialen
Rahmen gemacht, speziell Westeuropa. Noch heute ist
der US-amerikanische Evolutionsbiologe, Physiologe
und Biogeograph Jared Diamond von der initiierenden
Rolle der geographischen Faktoren bei der Herausbil-
dung der europäischen Dominanz gegenüber China
überzeugt. Immer aber gab es allgemein Zweifel, ob dies
auf Dauer so bleiben würde. Nach dem Ersten Weltkrieg
wurde es mehr und mehr zur Gewissheit, dass Europa
seine kulturelle Überlegenheit verloren hatte und diese
sich immer weniger zur Bestimmung seiner Besonder-
heit eignete. Heute wäre ein Prädominanzgefühl nur
noch anachronistisch.
Zu diesem traditionellen Kultureuropa kam die Kul-
turerdteillehre, die noch immer vertreten wird, wenn-
gleich heftig umstritten. Beibehalten wurde von ihren
Protagonisten die Vorstellung einer vor Ort entstande-
nen einmaligen Verbindung von Natur und Kultur.
Räumlich reduzierte sich für sie Europa auf das „christ-
liche Abendland“, dessen Menschen durch ihre geistige
und schöpferische Kraft einst die „aufgeklärte“ moderne
Industriekultur und -zivilisation geschaffen und die
Weltpolitik bestimmt hätten. Russland, wahrgenommen
als etwas ganz anderes, wurde ausgeschlossen, wie bei
Samuel Huntington, dem US-amerikanischen Politolo-
gen, dessen Gliederung der Erde in Zivilisationen bzw.
Kulturkreise gewisse Ähnlichkeiten mit dem Kulturerd-
teilkonzept aufweist. Bei Huntington hört Europa aller-
dings schon dort auf, wo das lateinische Christentum
endet und das orthodoxe sowie der Islam beginnen
(Abb. 3.2).
Mit der Kulturerdteillehre waren die alten Kontinente
erledigt, denn anders als diese würden die Kulturerdteile
zwar eine große Konstanz zeigen, aber dennoch keine
starren Gebilde sein, sondern sich in raumzeitlicher Ent-
wicklung befinden (Abb. 3.3). Andere Geographen be-
zogen dagegen nach siedlungsgeographischen und
ackerbaulichen Kriterien noch Teile Sibiriens (bis zum
Jenisej) sowie Kleinasiens in ihren kulturell bestimmten
Kontinentbegriff mit ein, ja, ein Wirtschaftsgeograph,
Theodor Kraus, schlug sogar vor, Europa und Amerika
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