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der Gesamtfläche Deutschlands sind als naturnah oder
halbnatürlich einzustufen, das heißt mit Vegetationsty-
pen bestanden, die vom Menschen nur wenig verändert
wurden. 40 Prozent gehören zu den agrarischen Inten-
sivgebieten mit großflächigen Ackerfluren, 8 Prozent zu
den urban-industriellen Ballungsräumen und 33 Pro-
zent zu den Übergangsräumen mit kleinparzellierten
Agrarmischgebieten (Glawion 2002).
In den tieferen, niederschlagsarmen Lagen der win-
terfeuchten Subtropen auf der Iberischen und der
Apenninenhalbinsel, in der Provence, auf Korsika und
Sardinien sowie in Griechenland sind mediterrane Hart-
laubwälder und -gebüsche verbreitet, die sich aus im-
mergrünen Laubgehölzen aufbauen (5.1). Im westlichen
Mittelmeerraum werden sie überwiegend von Steinei-
chen-, Korkeichen- und Kermeseichenwäldern und -ge-
büschen gebildet, im östlichen Mittelmeergebiet von
Steineichenwäldern und Wildölbaum-Johannisbrot-
baumwäldern. Vereinzelt finden wir in den winterfeuch-
ten Subtropen auch xerophytische Nadelwälder und
-gebüsche, wie zum Beispiel Kiefernwälder, Wacholder-
und Zypressengebüsche sowie in den Gebirgslagen des
Peloponnes Tannenwälder.
In Osteuropa gehen die kontinentalen Winterlinden-
Stieleichenwälder der temperiert-immerfeuchten Zone
bei abnehmenden Jahresniederschlägen nach Süden in
Steppenformationen der wechselfeuchten Zone über.
Von Nordwest nach Südost schließen sich auf Distanzen
von jeweils etwa 250 bis 300 Kilometern an den ge-
schlossenen Laubwald die Waldsteppe, Federgrassteppe,
Wüstensteppe und schließlich in der Kaspischen Senke
die Halbwüste an (4.1 bis 4.4). Die subkontinentale
Waldsteppe, deren westliche Ausläufer bis nach Ungarn
in das Pannonische Becken reichen, setzt sich aus einem
Mosaik von Wiesensteppen und Eichenwäldern zusam-
men. Bei weniger als 500 bis 600 Millimeter Jahresnie-
derschlag wird die Waldsteppe von echten Steppen, das
heißt reinen Gras- oder Kraut-Gras-Formationen abge-
löst, bei denen kräuterreiche Feuchtsteppen (600 -
400 mm Niederschlag) von hartpolsterreichen Trocken-
steppen (400 - 300 mm) unterschieden werden. Die Ech-
ten Steppen werden von ausdauernden, horstbildenden
Federgräsern (daher der Name Federgrassteppe) der
Gattung Stipa und dem Walliser Schwingel ( Festuca
valesiaca ) dominiert. Nach Südosten gehen die Feder-
grassteppen schließlich in strauchreiche, lückige Wüs-
tensteppen über, in denen mehrere Arten des Beifuß
( Artemisia spp.) zwischen den Steppengräsern vorkom-
men. Bei weniger als 200 Millimeter Jahresniederschlag
wird die Wüstensteppe in der Kaspischen Senke und der
Kura-Tiefebene von einer winterkalten Zwerghalb-
strauch-Wüstenformation abgelöst.
Weitgehend unabhängig von der zonalen Vegeta-
tionsgliederung ziehen sich die Formationen der boden-
und hydroökologisch geprägten azonalen Vegetation
durch alle Ökozonen Europas. Sie besiedeln die einzigen
von Natur aus waldfreien Standorte in der planaren bis
hochmontanen Stufe der borealen und nemoralen
Waldzone des Kontinents. Da es sich nicht um Klimax-
gesellschaften, sondern um Pionier- oder Dauersukzes-
sionen handelt, unterliegt die azonale Vegetation einer
großen räumlichen und zeitlichen Dynamik. Die Küs-
tenvegetation (A1) hat nicht nur besondere Anpas-
sungsmechanismen an hohe Salzkonzentrationen ent-
wickelt ( Halophyten ), sondern sich auch an die
küstenmorphologischen Prozesse (Sandakkumulation,
Dünenwanderungen, Überflutungen, Gezeitenwechsel
im Wattenmeer der Nordsee) optimal angepasst.
Binnenländische Halophytenvegetation ist unter ande-
rem in den abflusslosen Salzpfannen der Kaspischen
Senke großflächig verbreitet. Die meisten binnenländi-
schen Standorte der azonalen Vegetation werden durch
einen besonderen Wasserhaushalt geprägt. Während bei
Mooren, Sumpf- und Bruchwäldern ein stagnierendes
Grundwasserregime vorherrscht (A2), sind die Auen
und Marschen, sofern sie nicht eingedeicht sind, durch
regelmäßige Überflutungen und Sedimentation geprägt
(A3). Durch Niederschlagswasser gespeiste (ombrotro-
phe) Moore durchsetzen an zahlreichen Stellen den
borealen Nadelwald Nordosteuropas sowie die Eichen-
mischwälder der Britischen Inseln. Nördlich der borea-
len Zone ist wegen des Wärmemangels ein Wachstum
von Hochmooren nicht mehr möglich, sodass an ihre
Stelle in den subpolaren und Hochgebirgstundren
minerotrophe Moore treten. In der wärmeren nemora-
len Zone entwickelten sich teilweise aus den Mooren
Bruch- und Sumpfwälder, wie zum Beispiel in Nord-
Silbergrasfluren
Trockenrasen
sehr trocken
trocken
mäßig trocken
mäßig frisch
frisch
mäßig feucht
feucht
mäßig nass
nass
sehr nass
Wasser
mit Kiefer
Wärme liebende
Eichenmischwälder
mit Kiefer
Eichen-Hainbuchen-
Eichen-Hainbuchen-
wälder
Orchideen-
Buchenwälder
wälder
basenarme
Buchenwälder
Buchenwälder
basenreiche Buchenwälder
Eichen-Hainbuchen-
wälder
Eschen-
Erlen-Wälder
mit Pfeifengras
Birken-Bruch-
wälder
Erlen-Bruchwälder
Niedermoore
Hochmoore
stark
sauer
sauer
mäßig
sauer
schwach
sauer
neu-
tral
alka-
lisch
Abb. 2.47 Ökogramm mitteleuropäischer Laubwälder in der
submontanen Stufe. Die Waldgesellschaften sind entlang eines
Bodenfeuchtegradienten (y-Achse) und eines Bodensäure-
Basengradienten (x-Achse) angeordnet (verändert nach:
Schmitt & Schmitt 2011, Ellenberg 1996).
 
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