Geography Reference
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eine Kombination aus mittabstandstreuer Zylinderabbildung und der unecht-azi-
mutalen Abbildung von Aitoff (vgl. Wagner 1962). Obwohl der Netzentwurf
nicht flächentreu ist, wird er wegen seiner ausgeglichenen Wiedergabe häufig in
der kartographischen Praxis angewandt.
2.5 Geodätische Abbildungen
Da Berechnungen im geographischen Koordinatensystem auf der Kugel oder dem
Ellipsoid sehr aufwendig sind, wurden bereits im 18. Jahrhundert für Zwecke der
Landesaufnahme (lokale) Koordinatensysteme entwickelt, welche bei Abbildung
in die Ebene kartesische Netze ergaben und damit nach Korrektur der Messdaten
die Koordinatenberechnung über die ebene Trigonometrie ermöglichten. Als Be-
zugsfläche diente zunächst eine Kugel, die aber bald durch regional unterschiedli-
che Ellipsoide abgelöst wurde. Das in Deutschland verwendete Ellipsoid von Bes-
sel (1841) wird heute durch das des Geodätischen Referenzsystems von 1980 (GRS
80) ersetzt (vgl. Tegeler 2000).
2.5.1 Geodätische Koordinaten
Die heute noch gebräuchlichen Koordinatensysteme sind je nach Land unter-
schiedlich (vgl. Hofmann-Wellenhof u . a . 1994). Bei der am häufigsten anzutref-
fenden Anordnung bildet ein in der Mitte eines abzubildenden Gebietes befindli-
cher Meridian als sog. Haupt- oder Mittelmeridian die Abszissenachse eines
symmetrisch hierzu angeordneten lokalen x,y-Koordinatensystems. Senkrecht
zum Hauptmeridian verlaufen die Ordinatenlinien als mit zunehmendem Ab-
stand von diesem konvergierende Großkreisbögen (auf einer Kugel) bzw. ‚geodä-
tische Linien' (auf einem Ellipsoid). Die Abszissen sind parallele Linien zum
Hauptmeridian und damit keine Großkreisbögen oder geodätischen Linien. In
Anlehnung an die kartographische Zylinderabbildung wird die Abbildung dieses
Systems in die Ebene auch als ‚transversale Zylinderprojektion' bezeichnet, d.h.
ein Zylinder berührt die Kugel oder das Ellipsoid in einem Meridian (oder schnei-
det parallel hierzu) und Ordinaten und Abszissen werden zunächst unter be-
stimmten Vorgaben auf den Zylindermantel und dieser dann in die Ebene abge-
bildet.
Ein in Deutschland lange verwendetes System war das des bayerischen Astro-
nomen J.G.Soldner (1776-1833). Koordinatenursprung war ein in Gebietsmitte
gelegener Festpunkt (vgl. 3.2.1), der hier hindurchgehende Meridian bildete als
Hauptmeridian die x-Achse und der rechtwinklig hierzu nach Osten verlaufende
Großkreisbogen (geodätische Linie) die y-Achse. Bei der Abbildung in die Ebene
wurde der Hauptmeridian als längentreue Gerade und die Ordinaten als senkrecht
hierzu verlaufende, gleichabständige und längentreue Geraden wiedergegeben,
mit der Folge einer zunehmenden Dehnung der Abszissen. Die Abbildung war
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