Geography Reference
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sog. Feldvergleich. Dieser Vorgang wird besonders durch die unterschied-
lichen Perspektiven bzw. Betrachtungspositionen erschwert. Die unmit-
telbare Naturbetrachtung liefert uns von einem dicht am Boden befindli-
chen Standort zentralperspektive Bilder mit infolge zunehmender
Entfernung kleiner werdenden Objekten sowie infolge von Verdeckungen
nicht einsehbaren Bereichen. Die Erkennbarkeit einer räumlichen Gliede-
rung nimmt mit zunehmendem Betrachtungsabstand rasch ab und endet
praktisch bei etwa 500 m. Des weiteren erscheinen uns Entfernungen zu-
nehmend verkürzt, wodurch bei frontaler Betrachtung etwa Geländenei-
gungen deutlich überhöht und Kurven, z.B. von Verkehrswegen, sehr viel
ausgeprägter wahrgenommen werden. Die Karte hingegen stellt als Or-
thogonalprojektion alle Objekte im Grundriss maßstäblich verkleinert
und vereinfacht, aber weitgehend in den richtigen Größenverhältnissen
und in richtiger gegenseitiger und absoluter Lage dar.
Insbesondere das feldmäßige Kartenlesen erfordert einen hinreichend großen
Maßstab, da mit zunehmender kartographischer Generalisierung bereits ab dem
Maßstab 1:50.000 der unmittelbare Geländevergleich erschwert wird (vgl. 9.1.1).
Während die Identifizierung und Deutung definierter Grundrißobjekte noch
vergleichsweise leicht erlernbar ist, stellt das ‚Lesen' von Höhenlinien, d.h. ihre
Umdeutung in eine Geländeform eine besondere Schwierigkeit dar. Sie setzt
nicht nur ein geschultes Vorstellungsvermögen, sondern auch fachliches Ver-
ständnis zur Morphologie und Übungen durch Geländebegehung voraus (Abb.
9.2.1).
9.2.2 Karteninterpretation
Während sich das Kartenlesen weitgehend auf das Erkennen von Objekten bzw.
Sachverhalten, deren räumlicher Verteilung sowie ihrer Umdeutung in reale Ob-
jekte, also eine Art Naturvorstellung beschränkt, ist es Ziel der Karteninterpreta-
tion , mit Hilfe des Erkannten Aussagen über in der Karte nicht unmittelbar darge-
stellte Sachverhalte und Zusammenhänge zu machen. Interpretation setzt daher
nicht nur hinreichende Kenntnisse über die Kartenentstehung und ihre Eigen-
schaften voraus, sondern auch profundes Wissen in dem Fachgebiet, dem die In-
terpretationsaufgabe gilt.
In aller Strenge sind bei einer solchen Aufgabe Kartenlesen und Interpretation
nicht voneinander trennbar, sondern stellen einen iterativen Vorgang dar, der
schließlich in ein Ergebnis mündet. Je nach Interpretationsziel können auch Mess-
ungen, Schätzungen, Zählungen oder auch andere Karten, Luft- und Satellitenbil-
der sowie Schrifttum die Interpretation ergänzen. Eine zentrale Bedeutung kommt
der Wahl der ‚richtigen' Karte zu, d.h. dem erforderlichen Detailreichtum und
damit dem Maßstab, sowie dem Stand der Fortführung.
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