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Selge - Altınkaya
Von der einst prächtigen Stadt Selge,
die sich über drei Hügel erstreckte, ist
heute nur wenig erhalten. Die Anwoh-
ner von Altınkaya haben die zumeist
aus römischer Zeit stammenden Rui-
nen wie selbstverständlich in Besitz ge-
nommen und für ihre Zwecke verwen-
det. Das Theater diente als Steinbruch,
das Stadion wurde in ein Terrassenfeld
verwandelt, und an die Mauern der
Unteren Agora schmiegen sich die
Häuser des Dorfes.
Vom Parkplatz beim einstigen
Haupttor der Stadt führt der Pfad zu-
nächst zum Theater , das einst immer-
hin etwa 8500 Personen fasste. Von den
oberen Sitzreihen übersieht man gut
die Fläche des Stadions. Dann geht es
zur Nordkuppe empor, die von einer
Basilika gekrönt wurde. Hier beginnt
die große, 230 m lange Kolonnaden-
straße , die entlang der Stadionther-
men beim Haupttor zur Oberen Agora
führt.
Einst war die Obere Agora von öf-
fentlichen Gebäuden umgeben. Ne-
ben Markthalle und Stoa standen hier
ein Odeion, das später in die erste Kir-
che der Stadt umgewandelt wurde, so-
wie ein Tyche-Tempel. Die Agora verlor
nach dem Bau der heute nicht mehr
sichtbaren Unteren Agora neben dem
Theater im 2. Jh. n. Chr. ihre Handels-
funktion und wurde zur reinen Staats-
agora, zum politischen Zentrum der
Stadt.
Im Südosten überragt der Kloster-
berg mit den Grundmauern einer Klos-
teranlage den Platz. Im Westen liegt
die Kesbedion-Kuppe, der älteste Sied-
lungsplatz der Stadt. Neben zwei stark
zerstörten Tempeln und den Resten
einer Säulenstraße beeindruckt auf
der Kuppe zuallererst die prächtige
Aussicht über die Gesamtanlage von
Selge.
Die abgeschirmte Lage in den Bergen
gestattete der Stadt Selge eine jahr-
hundertelange Unabhängigkeit. Nach
dem Mythos hatten Griechen aus
Sparta sie gegründet, später war Selge
für seine wilden Krieger berüchtigt
und wurde zur nichtgriechischen Land-
schaft Pisidien gezählt. Mit Alexander
dem Großen verbündete sich Selge
beim erfolglosen Angriff auf Termes-
sos (s. S. 202), denn gegen die Solymer
bestand eine Jahrhunderte währende
Feindschaft. In der Kaiserzeit erlebte
die Stadt ihre Blüte und war bis in by-
zantinische Zeit Bischofssitz. Wirklich
verlassen wurde Selge nie - man kann
also davon ausgehen, dass die heuti-
gen Einwohner Nachfahren der anti-
ken Selger sind, evtl. sogar der Sparta-
ner.
Durch den Köprülü-Kanyon-
Nationalpark
Den Abzweig nach Selge erreicht man
etwa 5 km östlich von Aspendos. Die
Straße folgt dem Flusstal, das bis auf
wenige Dörfer unbesiedelt ist und im-
mer wieder schöne Panoramablicke
über die wilde Naturlandschaft frei-
gibt: einsame Kiefernwälder, hell
schimmernde Bergriesen des Taurus.
Hinter Beşkonak liegt bald das Kanyon
Restaurant am Weg, in dem man über
dem Fluss Köprülü Çay sitzen und ge-
grillte Forelle ( alabalık ) essen kann.
Dort werden auch Kajaks vermietet
und Rafting-Touren angeboten. Aber
Achtung: Nie ohne Führer fahren,
denn die Strömungen und Strudel kön-
nen sehr gefährlich sein.
Im weiteren Verlauf quert die
Straße eine vollständig erhaltene Brü-
cke aus der Römerzeit und führt dann
durch eine wild-romantische Berg-
landschaft mit hellgrau ausgewasche-
nen Kalkfelsen, betupft mit grünen
Kiefernkronen (s. Abb. links).
 
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