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Die ›brennenden Steine‹ von Yanartaş
liegen nördlich des Dorfes Çiralı am
Hang. Man fährt auf der Dorfstraße
geradewegs durch das Dorf hindurch,
dann immer der Straße folgend über
die Strandebene bis zum Parkplatz am
Hügelfuß. Nach 20 Min. Aufstieg, zum
Schluss auf dem Pflaster des antiken
Weges, erreicht man ein schwarzes, ve-
getationsloses Hangstück. Und tat-
sächlich: Dort schlagen überall Flam-
men - besser gesagt kleine Flämmchen
- aus der Erde. Unterhalb liegen die
Ruinen eines Gebäudes, das oft als He-
phaistos-Heiligtum bezeichnet wird,
jedoch eher mittelalterlich wirkt. In
der Antike wurde als Hauptgott der
Stadt Olympos der lahme Schmied He-
phaistos verehrt. Auch dieser Dämon
des Erdfeuers hatte seine Kultstätte
am ewig brennenden Berghang.
aber von ihr aus Rache der Vergewalti-
gung bezichtigt worden war. Der Kö-
nig glaubte seiner Frau, scheute aber
vor dem Mord zurück und schickte ihn
stattdessen nach Lykien zu seinem
Schwager Iobates - als Bote eines Brie-
fes, der forderte, Bellerophontes in
den Tod zu schicken. Der Held kämpfte
also gegen die Solymer aus den Taurus-
Bergen und auch gegen die Amazonen
(die manche Forscher für die langhaa-
rigen Hethiter halten). Auch die Chi-
maira konnte der Held, der ein geflü-
geltes Ross namens Pegasos besaß, in
einem wilden Kampf besiegen, und
dort, wo die Chimaira ihr Leben aus-
hauchte, entzündeten sich immerwäh-
rende Flammen - die bis heute tat-
sächlich nicht verloschen sind.
Berichte und Ursachen
Schon Plinius der Ältere (1. Jh. v. Chr.)
berichtet, dass man nur mit einem
brennenden Stock die Erde berühren
müsse, und schon schieße eine Flamme
hervor - das stimmt, wie man auspro-
bieren kann. 1811, als Kapitän Sir
Francis Beaufort mit einem Firman des
Sultans die Südküste bereiste, sollen
die Flammen einen halben Meter hoch
gewesen sein - er konnte sie nachts
schon vom Meer aus sehen. Wissen-
schaftliche Untersuchungen haben er-
geben, dass das Gas durch metamor-
phische Prozesse entstanden ist (also
Erdgas ähnelt) und nicht vulkanischen
Ursprungs ist.
Besonders faszinierend ist ein Be-
such natürlich nicht tagsüber in heller
Sonne, wenn man die Flammen kaum
erkennen kann, sondern bei Nacht:
Dann tanzen die Flammen geisterhaft
auf dem Hang - ein echtes Highlight
für Romantiker oder Mystiker. Weiter
oben (noch einmal 20 Min. Aufstieg)
liegt ein zweites, kleineres Flammen-
feld, das nur selten besucht wird.
Chimaira und Bellorophontes
Die Chimaira war ein feuerspeiendes
Ungeheuer, ein dreiköpfiges Mischwe-
sen, zusammengesetzt aus einem Lö-
wen, von dem der Kopf stammte, einer
Ziege und einer Schlange, die den
Schwanz bildete. Sie stammte aus dem
Geschlecht der Gaia (Erde) und des
Pontos (Meer), den ersten Naturgöt-
tern in der griechischen Mythologie.
Die Chimaira hauste in Lykien und be-
drohte Mensch und Nutztiere - quasi
ein Symbol für die barbarische Welt
Kleinasiens, gegenüber der die Posi-
tion der griechischen Kolonien an der
Küste immer höchst prekär blieb.
König Iobates von Lykien schickte
schließlich den Helden Bellerophontes
(s. S. 133, 202) zum Kampf gegen das
Ungeheuer. Von diesem Helden er-
zählt Homer im 6. Gesang der »Ilias«:
Er stammte aus dem dorischen Ko-
rinth, war dort aber in Ungnade gefal-
len, weil er die amourösen Avancen
der Königin Anteia abgelehnt, dann
 
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