Cryptography Reference
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kompatibel. Angesichts dieser unnötigen Zweigleisigkeit sahen es viele Experten
mit Erleichterung, dass sich PCT nicht durchsetzen konnte. Da praktisch nie-
mand dieses Protokoll implementierte, geriet es schnell zum Flop. Während heute
alle Welt SSL einsetzt, ist PCT von der Bildfläche verschwunden.
40.5.8
Secure Electronic Tragedy: SET
Kaum ein Teilbereich der Kryptografie floppte so heftig wie die kryptografischen
Online-Bezahlsysteme. Als das Internet vor etwa zehn Jahren erwachsen wurde,
schossen die Anbieter derartiger Lösungen wie Pilze aus dem Boden. Kein Wun-
der, schließlich war ein großer Boom des Online-Einkaufens abzusehen, und da
wollte sich niemand das Milliardengeschäft des Online-Bezahlens entgehen las-
sen. Was in der Theorie einleuchtete, ging in der Praxis jedoch gründlich dane-
ben. Während der Online-Handel mit der Zeit tatsächlich zum Boom ansetzte,
landete von Millicent bis Clickshare und von First Virtual bis Cybercash ein
Online-Bezahlsystem nach dem anderen in der Pleite.
Den wohl größten Misserfolg der Online-Bezahl-Sparte erlebte das Netz-
werkprotokoll SET (Secure Electronic Transaction). Dabei handelte es sich um
ein Protokoll, mit dem Kundin Alice ihre Kreditkartennummer an einen Online-
Händler übermitteln und dieser (ohne die Nummer lesen zu können) eine Weiter-
leitung an eine Clearing-Stelle veranlassen konnte. SET sollte die Sicherheit beim
Online-Bezahlen mit Kreditkarte deutlich erhöhen und gleichzeitig den Kredit-
kartenanbietern ihren Marktanteil im Internet langfristig sichern.
An einflussreichen Fürsprechern mangelte es SET nicht. Neben den Kredit-
karten-Riesen Visa, Mastercard und American Express unterstützten auch nam-
hafte Computerfirmen wie Microsoft und IBM das Protokoll. Als 1997 die ersten
SET-Pilotprojekte starteten, glaubten viele, die Zukunft des Online-Bezahlens
hätte begonnen. Doch aus »Secure Electronic Transaction« wurde schnell eine
»Secure Electronic Tragedy«. Offenbar hatten weder die Kunden noch die Ver-
käufer auf SET gewartet. Zu hohe Gebühren für die Clearing-Stellen und Interes-
senkonflikte unter den beteiligten Unternehmen wirkten sich ebenfalls wenig för-
derlich aus. So fing SET nie wirklich Feuer und konnte sich keine nennenswerte
Bedeutung verschaffen. Am Ende blieb eine bittere Erkenntnis: Selbst wenn meh-
rere Weltunternehmen an einem Strang ziehen, kann am Ende ein Flop heraus-
kommen.
40.5.9
Das Stehaufmännchen bleibt liegen: Skipjack
Skipjack (»Stehaufmännchen«) ist das symmetrische Verschlüsselungsverfahren,
das von dem Verschlüsselungschip Clipper (siehe Abschnitt 40.5.2) eingesetzt
wird. Clipper ist an sich schon einer der größten Krypto-Flops, doch Skipjack
sorgte noch für weitere Irritationen. Als 1998 die Funktionsweise des ursprüng-
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