Cryptography Reference
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PGP verbreitete sich schnell, und genauso schnell hatte Zimmermann Ärger
am Hals. Die Firma RSA Data Security warf Zimmermann die Verletzung des
RSA-Patents vor und bezeichnete PGP bei dieser Gelegenheit als »Pretty Good
Piracy«. Außerdem wurde Zimmermann wegen Verstoßes gegen die US-Export-
bestimmungen angeklagt. Diese Querelen sorgten für eine ausgeprägte Berichter-
stattung in der Presse und machten Zimmermann zum Volkshelden. Die Popula-
rität von PGP stieg dadurch immer weiter an. 1996 wurde das Verfahren gegen
Zimmermann eingestellt, auch der Patentstreit wurde beigelegt. Zu diesem Zeit-
punkt war PGP längst die populärste Kryptografie-Software überhaupt.
In den folgenden Jahren schaffte es Zimmermann, seine Entwicklung in bare
Münze umzuwandeln. Er hielt gut bezahlte Vorträge und gründete eine Firma
(PGP Inc.), die 1997 von Network Associates (NAI) übernommen wurde. NAI
baute PGP zu einer benutzerfreundlichen PKI-Lösung aus, die mit dem primitiven
Krypto-Tool aus den Anfangstagen nicht mehr viel zu tun hatte. Einige Hardcore-
Fans fühlten sich durch diese Entwicklung abgeschreckt und boykottierten die
neuen PGP-Versionen.
Während nun andere Unternehmen PGP-kompatible Produkte auf den Markt
brachten, stellte Network Associates im Jahr 2002 die Weiterentwicklung von
PGP aufgrund mangelnder Umsätze ein. Kurz darauf sorgten jedoch einige Inves-
toren unter Beteiligung von Phil Zimmermann für eine Wiederbelebung. Nicht
zuletzt dank des Standards OpenPGP und der Open-Source-Implementierung
GnuPG ist PGP immer noch aktuell. Zimmermann selbst muss sich ohnehin
keine Sorgen machen, denn als hervorragender Redner kann er nach wie vor gut
bezahlte Vorträge halten.
40.1.9
Der Krypto-Papst: Bruce Schneier (*1963)
Bruce Schneier ist Gründer eines Unternehmens (Counterpane Systems) sowie
Erfinder einiger Krypto-Verfahren (u. a. Blowfish und Twofish). Bekannt gewor-
den ist er jedoch in erster Linie durch sein Buch Angewandte Kryptographie , das
Mitte der neunziger Jahre erschienen ist [Schn96]. Dieses Werk - insbesondere
die zweite Ausgabe von 1996 - galt lange Zeit als die Bibel unter den Kryptogra-
fie-Büchern. Schneier gehört als Forscher sicherlich nicht zu den ganz Großen der
Zunft. Durch sein äußerst erfolgreiches Buch wurde er jedoch zu einem der größ-
ten Stars der Krypto-Szene. Oft wird er sogar als »Krypto-Papst« bezeichnet, was
nicht zuletzt durch seine umfangreiche Präsenz in den Medien begründet ist.
Neben Phil Zimmermann hat er wohl den größten Bekanntheitsgrad unter allen
Krypto-Prominenten. Dies zeigt sich nicht zuletzt darin, dass Schneier und Zim-
mermann in dem Bestseller Sakrileg von Dan Brown als Beispiele für bedeutende
Krypto-Experten genannt werden.
Leider hat Schneier seit 1996 keine Neubearbeitung seines Erfolgsbuchs in
Angriff genommen. Dafür hat er zwischenzeitlich einige andere Bücher veröffent-
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