Cryptography Reference
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Obwohl
The Codebreakers
eher ein Geschichtsbuch als ein Fachbuch ist, hat
es die Entwicklung der Kryptografie maßgeblich beeinflusst. Es machte die Ver-
schlüsselungstechnik einer breiten Öffentlichkeit bekannt, und es ist sicherlich
kein Zufall, dass um 1970 - also etwa drei Jahre nach Erscheinen des Buchs - die
Kryptografie erstmals öffentlich als Wissenschaft betrieben wurde. Für die Kryp-
tografen der ersten Generation war
The Codebreakers
eine Pflichtlektüre, zumal
es damals kaum andere Literatur gab. Whitfield Diffie, Martin Hellman und viele
weitere Koryphäen der ersten Stunde wären ohne dieses Buch vermutlich nie mit
der Kryptografie in Berührung gekommen.
Ein weiteres Verdienst David Kahns ist es, die Geschichte der Kryptografie als
eigenständige Disziplin etabliert zu haben. Bis heute gilt Kahn als der bedeu-
tendste Experte auf diesem Gebiet, das nicht erst seit Hollywood-Filmen wie
Enigma
oder
Windtalkers
einen Boom erlebt. Nach
The Codebreakers
schrieb
Kahn mehrere weitere bedeutende Bücher zur Kryptografie-Geschichte, darunter
Seizing The Enigma
[Kahn12] und
The Reader of Gentlemen's Mail
[Kahn04].
Hinzu kommen unzählige Zeitschriftenartikel und Fachaufsätze. Auch mit über
80 Jahren ist Kahn noch sehr aktiv und als Redner äußerst begehrt. 2010 ehrte
ihn die Universität Luxemburg mit einem zweitägigen Symposium anlässlich sei-
nes 80. Geburtstags. Unter den zahlreichen teilnehmenden Kryptografen war ein
Satz immer wieder zu hören: »Ohne David Kahns Buch wäre ich nie zur Krypto-
grafie gekommen.«
40.1.3
Guru und Rebell: Whitfield Diffie (*1944)
Whitfield Diffie
gilt zusammen mit Martin Hellman und Ralph Merkle als Erfin-
der der asymmetrischen Kryptografie. Der 1944 geborene Diffie studierte am
Massachusetts Institute of Technology (MIT) und beschäftigte sich bereits
Anfang der 70er Jahre mit Computersicherheit und Kryptografie. Dabei wurde
ihm klar, dass die Lösung des Schlüsselaustausch-Problems die Kryptografie
einen großen Schritt nach vorne bringen würde. 1974 erfuhr er, dass sich ein
gewisser Martin Hellman ebenfalls mit diesem Thema beschäftigte. Diffie nahm
Kontakt mit Hellman auf, der Rest ist Geschichte. Nach zweijähriger gemeinsa-
mer Forschung entstand der Diffie-Hellman-Schlüsselaustausch, und die asym-
metrische Kryptografie war geboren. Die von Diffie und Hellman 1976 veröf-
fentlichte Forschungsarbeit »New Directions in Cryptography« gilt bis heute als
wichtigster Aufsatz in der Geschichte der Kryptografie [DifHel].
Durch seine Pioniertat wurde Diffie in der Krypto-Szene zu einer lebenden
Legende. Daran änderte sich auch während seiner Karriere in der Industrie
nichts, die er in den achtziger Jahren startete. Zunächst war er als Sicherheits-
fachmann für eine Telefongesellschaft aktiv, bevor er 1991 bei Sun Microsystems
anheuerte. Diffie betätigt sich heute als Lobbyist gegen Krypto-Regulierungen
und tritt häufig als Redner auf. Sein Buch »Privacy on the Line«, in dem es um
