Cryptography Reference
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wichtigsten Krypto-Spezialisten der USA. In den zwanziger Jahren gab es kaum
ein Verschlüsselungsverfahren auf der Welt, das Friedman nicht hätte lösen kön-
nen. Sein erstes Meisterstück lieferte er mit dem Dechiffrieren der von Edward
Hebern konstruierten Rotormaschine ab, deren Schwächen er schonungslos auf-
deckte. Friedmans Verbesserungsvorschläge machten die damalige Rotorchiffren-
Technik deutlich sicherer.
Geradezu legendär ist Friedmans Kryptoanalyse der damals populären Kryha-
Verschlüsselungsmaschine (siehe Abschnitt 5.2.1). In nur 2 Stunden und 41 Minu-
ten knackte er einen Kryha-verschlüsselten Text [Schm10]. Weniger bedeutende
Verschlüsselungsverfahren löste Friedman nahezu im Akkord. Angeblich soll es
keine einzige Chiffre gegeben haben, vor der er kapitulieren musste. Als Friedmans
größter Erfolg gilt das Brechen der japanischen Verschlüsselungsmaschine Purple
im Zweiten Weltkrieg. Friedman und sein Team hatten nie eine Purple gesehen
und wussten nichts über deren Konstruktionsweise. Zur Verfügung standen ihnen
nur abgefangene Geheimtexte, einige Klartexte sowie Informationen über einige
andere japanische Verschlüsselungsmaschinen. Trotz dieser scheinbar aussichtslo-
sen Ausgangsposition schafften es Friedman und seine Mitarbeiter innerhalb von
zwei Jahren, die Funktionsweise der Purple zu durchschauen und eine Methode
zur Ermittlung des Schlüssels zu entwickeln. Ab 1942 konnten die Amerikaner
Purple-Nachrichten routinemäßig entschlüsseln. Viele Experten betrachten das
Knacken der Purple heute als größten Kryptoanalyse-Erfolg der Geschichte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Friedman Chef-Kryptograf der Armed
Forces Security Agency (AFSA) und deren Nachfolgeorganisation NSA. Neben sei-
nen unerreichten Fähigkeiten als Codeknacker war Friedman auch an der Entwick-
lung vieler Verschlüsselungsverfahren beteiligt, die in den USA zum Einsatz kamen.
Außerdem betätigte er sich als Krypto-Ausbilder. Die Lehrbücher, die Friedman
verfasste, waren die mit Abstand besten ihren Zeit und gelten bis heute als didak-
tisch vorbildlich. Friedman war damit der Erste, den man als wissenschaftlich
arbeitenden Kryptografen bezeichnen kann. Als Friedman 1969 starb, hatte die
Kryptografie ihren bedeutendsten Vertreter der Vor-Computer-Ära verloren.
40.1.2
Begründer der Krypto-Geschichte: David Kahn (*1930)
Der US-amerikanische Historiker und Journalist David Kahn erkannte die
Bedeutung der Kryptografie bereits, als außerhalb von Militär und Geheimdiens-
ten kaum jemand davon Notiz nahm. 1967 erschien sein Buch The Codebrea-
kers , in dem er auf über 1.000 Seiten die Geschichte der Verschlüsselungstechnik
erzählte - es wurde zum Klassiker. Die NSA zeigte sich allerdings weniger begeis-
tert von Kahns Buch, da sie kryptografisches Know-how von der Öffentlichkeit
fernhalten wollte. The Codebreakers durfte daher erst nach einigen inhaltlichen
Änderungen erscheinen. Dabei geht es darin fast nur um die Geschichte der Kryp-
tografie, während Kahn über die damals aktuellen Verfahren aufgrund der allge-
mein üblichen Geheimhaltung kaum etwas wissen konnte.
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