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[ISO/IEC 29192]. Diese Standardisierung könnte dazu beitragen, dass PRESENT
in den nächsten Jahren deutlich an Bedeutung gewinnt, denn schlanke Verschlüs-
selungsverfahren sind gefragt, und die meisten Konkurrenten von PRESENT
haben keinen Standardstatus und sind zudem nicht so gut untersucht. PRESENT
könnte dadurch zu einem der wenigen praktisch eingesetzten Krypto-Verfahren
werden, die unter deutscher Beteiligung entstanden sind.
10.3.3
Bewertung schlanker Verfahren
Die Forschung zu schlanken symmetrischen Verschlüsselungsverfahren befindet
sich noch in einer frühen Phase. Bisher wurden noch nicht allzu viele Verfahren
dieser Art vorgeschlagen, und es gibt vergleichsweise wenige Kryptoanalyse-
Resultate. Nachdem es bereits mehrere Wettbewerbe zur Ermittlung guter kryp-
tografischer Verfahren gegeben hat (AES-Wettbewerb, eSTREAM, SHA-3-Wett-
bewerb und andere, siehe Abschnitt 18.5), wäre es nun an der Zeit, einen Wettbe-
werb zum Thema schlanke Verschlüsselungsverfahren durchzuführen. Ich hoffe,
dass dies in den nächsten Jahren in irgendeiner Form passieren wird.
Eine interessante Frage lautet, wie man schlanke Blockchiffren im Vergleich
zu Stromchiffren (siehe Kapitel 16) einordnen soll. Bisher werden in ressourcen-
schwachen Umgebungen meist Letztere eingesetzt. Die Entwicklung von Verfah-
ren wie PRESENT oder SEA zeigt jedoch, dass auch Blockchiffren für diesen
Zweck geeignet sind. Da Stromchiffren meist eine Initialisierungsphase benöti-
gen, haben diese vor allem bei der Verschlüsselung kleinerer Datenmengen einen
Nachteil. Da Blockchiffren zudem besser untersucht sind und insgesamt häufiger
verwendet werden, könnte es durchaus sein, dass Stromchiffren in den nächsten
Jahren an Bedeutung verlieren werden.
Bleibt noch die Frage, welches schlanke Verschlüsselungsverfahren derzeit das
empfehlenswerteste ist. Durch die ISO-Standardisierung spricht derzeit vieles für
PRESENT. Die bisherigen Untersuchungen lassen vermuten, dass PRESENT sicher
ist - sollte sich diese Einschätzung als Irrtum herausstellen, dann kann man als Ver-
antwortlicher immer noch die Schuld auf die ISO schieben. Auch der geringe Hard-
wareverbrauch ist ein Argument für PRESENT. Die Entwickler des Verfahrens
(diese sind natürlich keine neutrale Quelle) geben folgende Zahlen an [BKLPPR]:
■
PRESENT: 1.570 Gatter
■
SEA (mit Parameter, die mit PRESENT vergleichbar sind): 2.280 Gatter
■
Stromchiffren aus dem eSTREAM-Projekt (siehe Abschnitt 16.6):
1.300-2.600 Gatter
■
TEA: 2.100 Gatter
■
DES: 3.000 Gatter
■
AES: 3.600 Gatter (nach neueren Überlegungen wären hier eher 3.000 Gatter
angebracht)
