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Ab ungefähr 1983 war es den Leuten nämlich zunehmend peinlich zu verraten, dass sie
sich das anguckten. Vielleicht fingen auch deshalb einige der Wrestler an, Masken zu tra-
gen. Ihnen war es ebenfalls peinlich, damit irgendwas zu tun zu haben.
Mexikanisches Wrestling war allerdings etwas vollkommen anderes. Ricky hatte so was
von recht. Die sahen wirklich alle aus wie Superhelden.
Ich lernte Sandy kennen, die Chefin der Sportarena. Sie zeigte mir Fotos von ein paar
Wrestlern, für die sie verantwortlich war. Da waren wirklich alle Formen und Größen da-
bei. Für jeden etwas, sozusagen. El Porky beispielsweise, ein kleiner, untersetzter Typ, der
aussah wie Russell Grant. Zwerge. Riesenweibsbilder. Und sexy Frauen.
Ich schrieb Suzanne eine SMS und erzählte ihr, dass ich gleich wrestlen gehen würde. Ich
solle auf mich aufpassen, antwortete sie - und wie sie den DVD -Spieler wieder an den Fern-
seher verkabelt bekäme. Nicht gerade die enthusiastischste Unterstützung, würd ich mal
sagen. Nicht die Art von Nachricht, die Rocky vor dem großen Kampf von Adrian bekom-
men hatte. Ich machte mir nicht die Mühe zurückzuschreiben.
Sandy stellte mich dem Wrestler vor, mit dem ich trainieren sollte. Sein Name war Scho-
cker. Er war gebaut wie ein Schrank. Und er sah umso kräftiger aus, weil er getan hatte,
was alle Muskeltypen tun: sein T-Shirt in seine Jeans gestopft. Ich fragte Sandy, ob ich viel-
leicht einen der Zwerge als Sparringspartner bekommen könnte, aber sie sagte, von denen
sei heute keiner da.
Ich bat Schocker, er solle bitte vorsichtig mit mir sein, weil ich mir mal den Rücken ver-
letzt habe, als ich als kleiner Junge einen Tritt über Kopfhöhe hatte machen wollen und da-
bei auf dem Hintern gelandet bin. Und mein Handgelenk ist seit einem Unfall ein bisschen
instabil. Außerdem habe ich einen eingeklemmten Nerv im Bein. Er schien mir nicht zuhö-
ren zu wollen, was mir ein bisschen Sorgen bereitete. Dann warf er mir einen Trainingsan-
zug zu. Einen echt schlimmen Fetzen. Und ich beschloss, mich Schockiert zu nennen.
Ich absolvierte ein kleines Hanteltraining und dann eine Dreiviertelstunde im Ring mit
Schocker und zwei anderen Wrestlern. Danach ging es mir hundeelend. Ich hatte vorher ein
paar Marshmallows gegessen - nicht gerade die optimale Sportlerernährung und nicht die
allerbeste Idee, wenn man obendrein im Ring herumgeworfen wird.
Schocker war ein Jahr älter als ich, aber ich fühlte mich wesentlich älter. Ich musste ir-
gendwann abbrechen, weil ich völlig erschöpft war und mir schwindlig wurde. Ich wollte
gerade aus dem Ring steigen, als einer der Wrestler mich packte und sich auf mich drauf-
setzte und meine Beine um meinen Hals wickelte. Ich war total hilflos - wie ein Hirsch,
der ganz langsam von einer Anakonda verschlungen wird. Ich kann mich nur noch daran
erinnern, dass der Wrestler mir seine Eier ins Gesicht drückte und diese einen salzigen Ge-
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