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wann wird das langweilig. Womöglich braucht der Mensch ja wirklich ein höheres Ziel im
Leben.
Das Einzige, was ich außerdem noch mit Mexiko assoziiere, sind Kakteen. Komische
Dinger, diese Kakteen. Ich würde mir niemals einen Kaktus zulegen. Kakteen sind für Leu-
te, die keinen grünen Daumen haben. Sie sehen nicht schön aus. Eigentlich kenne ich sie
auch nur aus den Wartezimmern meines Hausarztes und meines Zahnarztes. Meine Tante
hat auch ein paar Kakteen, aber die stehen aus Sicherheitsgründen draußen auf den Fens-
terbänken. Als eine Art natürlicher Stacheldraht.
FREITAG, DEN 2. APRIL
Heute ist Karfreitag. Wir sind mit einer mexikanischen Airline geflogen. Ich bin kein
großer Freund ausländischer Fluggesellschaften. Die Ansagen waren natürlich zuerst auf
Mexikanisch und dann erst auf Englisch. So was macht mich immer nervös. Wenn es einen
Notfall gibt, sind die anderen längst raus aus dem Flieger, bevor ich erfahre, was überhaupt
passiert ist. Ein guter Grund, eine Fremdsprache zu lernen, denke ich.
Der Flug dauerte ewig. Zwölf Stunden, um genau zu sein. Ich bin nicht besonders gut
darin, längere Zeit still zu sitzen. Deswegen könnte ich auch nie an einer Quizshow teilneh-
men. Irgendwann fangen meine Beine an zu zappeln. Meine Beine sind nur dann glücklich,
wenn sie herumlaufen oder sich sonst irgendwie bewegen können. Leute, die das nicht ken-
nen, können das einfach nicht verstehen. Manchmal lege ich mich aufs Bett, lasse meine
Beine über die Bettkante hängen und stelle meine Füße dabei auf den Boden. Das macht es
ein bisschen besser. Ich bin der Einzige, den ich kenne, der ins Bett geht, bevor seine Beine
das ebenfalls tun.
Dass vorne im Flugzeug ein großer Bildschirm angebracht war, auf dem man sehen konn-
te, wie lange es noch bis zur Landung dauerte, war auch keine besonders große Hilfe. Sol-
che Informationen kann ich gar nicht leiden. Als ich mein letztes Buch geschrieben habe,
musste ich beispielsweise die Wörterzählfunktion an meinem Computer ausschalten. Es hat
mich fast verrückt gemacht zu sehen, dass noch mehr als vierzigtausend Wörter fehlten.
Es gibt da diesen Ausdruck: Fasse dich kurz. Nur was, wenn man seinem Verlag eine be-
stimmte Anzahl Seiten abliefern muss?
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