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Dann fuhren wir los in Richtung Tadsch Mahal. Eigentlich hatte ich eine Tagesreise er-
wartet, aber irgendwann fuhr der Kleinbus auf einmal links ran, und Luke forderte mich
auf auszusteigen, um einem Hare Krishna Hallo zu sagen. Dieser führte mich über sein
Kuhasyl. Diese Kühe waren wirklich unsagbar verwöhnt, was alles mit dem Gott der Hare
Krishna zu tun hat, der offenbar auf Kühe steht. Ich half ihnen dabei, eine zu waschen, und
dann sangen alle für die Kuh und segneten sie. Die Kuh sah nicht sonderlich begeistert aus.
Eher peinlich berührt, wenn überhaupt.
Außerdem wurde mir beigebracht, aus Kuhfladen eine Art Baumaterial zu stampfen -
diese Isolierkuhfladen, mit denen die Leute in der Zeitschrift die Mauerritzen ihrer Häuser
ausgestopft haben und die dann außen abgeklopft werden, damit man mit den Resten im
Haus Feuer machen kann. Sie forderten mich auf, mit beiden Händen in den Riesenbottich
voll frischem Kuhdung zu greifen und dann einen Pfannkuchen daraus zu formen, indem
ich ihn mit Karacho auf die Erde pfefferte und dann mit den Händen flach klopfte. Es war
merkwürdig, dass sie betonten, wie »frisch« der Kuhdung sei - als würde es das angeneh-
mer machen, darin rumzuwühlen. Es war übrigens das erste Mal in Indien, dass ich in ir-
gendeinem Zusammenhang das Wort »frisch« hörte.
Ich machte zwei Isolierkuhfladen, in die ich dann meinen Namen hineinritzen sollte.
Bevor wir weiterfuhren, führten sie mich noch in eine Art Museumsshop. Ich war der
einzige Besucher, was nicht weiter verwunderlich war, wenn man bedenkt, dass sämtliche
Produkte dort aus Kuhmist und Kuhpisse hergestellt werden. Nicht gerade Bodyshop, sag
ich mal. Heutzutage, wo doch auf jedem käuflich erwerbbaren Produkt eine Liste mit In-
haltsstoffen abgedruckt werden muss, hat so ein Geschäft einfach keine allzu rosige Zu-
kunft. Die Sachen waren zwar alle ordentlich verpackt und eingeschweißt, aber wie sagt
man so schön? Aus Scheiße kann man kein Gold machen. Aber sie haben es immerhin pro-
biert.
Das Sortiment umfasste Gesichtscremes, Seifen, Pulver gegen Kahlköpfigkeit und Fett-
leibigkeit, Spüli und sogar ein »antiseptisches Aftershave für Männer«, das auf Pipi basier-
te. Einer der Männer rieb meine Glatze mit der Kahlkopfsalbe ein. Definitiv ein erstes Mal
in puncto Haarpflege für mich. Wenn ich wieder daheim bin, frage ich meinen Friseur, ob
er mir eine Nummer zwei angedeihen lässt. Die Zwei steht bei ihm für eine bestimmte Ein-
stellung des Langhaarschneiders - nicht für das zweite Mal Kuhfladen auf dem Kopf.
Während ich diese Zeilen schreibe, sitze ich schon wieder im Kleinbus und bin unterwegs
nach Agra. Angeblich ist Agra noch schlimmer als Delhi. Vielleicht werden die Ortschaften
ja wirklich nach bestimmten Wortassoziationen benannt. Bei »Delhi« musste ich ja, wie
bereits gesagt, sofort an das englische Wort »delay« denken. Wenn ich es mir recht über-
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