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Ich versuchte ein bisschen von dem probiotischen Pulver zu essen, bevor ich mich schla-
fen legte, aber sobald ich es runtergeschluckt hatte, kam es mir auch schon wieder hoch.
Offenbar hatten die indischen Bakterien schon von meiner Kehle Besitz ergriffen und lie-
ßen von dem Probiotikzeug nichts mehr durch.
Ich werde definitiv krank.
SONNTAG, DEN 28. FEBRUAR
Ich bin früh aufgestanden und habe zum Frühstück Tee und Kekse bekommen. Das klingt
einigermaßen zivilisiert, aber Asheks Freund saß mir dabei gegenüber und rülpste am lau-
fenden Band. Ich glaube, Rülpsen wird hierzulande nicht als unhöflich angesehen, und ich
hätte gern mitgemacht, aber ich kann nicht rülpsen. Wenn er ausnahmsweise mal nicht ge-
rülpst hat, hat er Schleim hochgehustet. Und als er damit erst mal angefangen hatte, hat
seine Frau auch gleich mit eingestimmt. Vielleicht ist das ähnlich wie beim Gähnen. Wenn
einer damit anfängt, muss einfach jeder mitmachen. Seit ich in Indien angekommen bin,
habe ich mehr Rülpser gehört als Handyklingeltöne. Ich nehme mal an, dass sie sich alle-
samt einreden: »Besser raus- als drinlassen.«
Als wir gerade aufbrechen wollten, überreichte Ashek mir einen Umhang und erklärte ein
wenig kryptisch, dass man dort, wo wir heute hinwollten, so etwas tragen müsse.
Und schon wieder hatte ich keinen blassen Schimmer, was auf mich zukommen würde.
Es ist dieses Nicht-wissen, was mich erwartet, das mich bei diesen Reisen so fertigmacht.
Ich schaltete mein Handy ein und erhielt eine Nachricht von Steve.
Hi, Karl! Armut und Verkehrschaos sind in Indien nicht alles, Alter. Beweg deinen
Arsch nach Norden, raus aus Delhi, ab nach Haridwar! Dort erwartet dich das spi-
rituelle Indien. Kumbh Mela ist das größte religiöse Fest auf der Welt. Es werden
läppische zwanzig Millionen Besucher erwartet. Die Sache hat bloß einen Haken:
Man kommt nur mit dem Nachtbus hin, und das dauert acht Stunden.
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