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aber in Wirklichkeit wohnte er in einem fünfstöckigen Wohnklotz. Davor saßen ein paar
alte Leute und spielten Domino, Kinder spielten Fußball, und zwei zahnlose alte Weiber
standen an einem Colastand und unterhielten sich. Trotzdem war es nicht gruselig oder so.
Ehrlich gesagt erinnerte es mich ein bisschen an das Viertel, in dem ich aufgewachsen bin,
nur dass sich hier die alten und die jungen Leute vermischten.
»Hiiiiiii!«, hörte ich eine gekünstelte Stimme. Es war Celso, der mit freiem Oberkörper
an seinem Fenster stand und uns mit einem Taschentuch zwischen den Fenstergittern zu-
winkte. Wir stiegen die Treppen hinauf und machten einen kleinen Bogen um einen ziem-
lich knurrigen Hund, dessen Besitzer uns durch ein verschlossenes Tor hindurch nachstarr-
te.
Ich klopfte an Celsos Tür. Sie war über und über bedeckt mit Postern von irgendwelchen
Karnevalsveranstaltungen und einer Kondom-Werbung. Ich fragte mich, ob Celso sie hier
aufgehängt hatte, damit seine Gäste in der Zwischenzeit etwas zu Lesen hatten, während
sie darauf warteten, dass er zur Wohnungstür geschlurft kam. Endlich öffnete er die Tür,
nur mit Seidenboxershorts und Flipflops bekleidet. Er war gerade dabei gewesen, seine
Zimmerpflanzen zu besprühen, und beklagte sich über die Hitze. Irgendwie wirkte er heute
ruhiger und ein bisschen weniger selbstsicher als an den vergangenen Tagen.
STEPHEN: Hey, Kumpel! Wie läuft's denn so in deinem Hostel?
KARL: Oh, dort bin ich ausgezogen. Es war unerträglich.
STEPHEN: Du bist dort ausgezogen?
KARL: Ja. Ernsthaft, es war richtig übel. Ich bin ja wirklich nicht pingelig, aber die-
ses Hostel war ein Albtraum. An meinem Bettpfosten baumelte eine Unterhose -
und zwar nicht meine eigene.
STEPHEN: Und wie lang warst du dort?
KARL: Eine Nacht …
STEPHEN: Weichei!
KARL: Ich bin kein Weichei! Es war dort einfach nicht sicher. Ich hätte dort gar nicht
erst einziehen dürfen. Ich meine, ich hab alle möglichen Impfungen gekriegt, be-
vor ich hierhergekommen bin, die mich sogar vor einem lausigen Affen schützen
würden. Aber in diesem Hostel war ich mir nicht mehr so sicher, ob der Schutz
wirklich ausreicht. Also bin ich nach einer Nacht wieder ausgezogen.
STEPHEN: Sei's drum. Ich muss dir was erzählen.
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