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jeder mit dem Auto. Jede dreispurige Straße wird zu einer sechsspurigen umfunktioniert.
Und in jedem Auto sitzen absurd viele Insassen. Da quetschen sich so viele Leute rein, dass
sie an den Fenstern kleben wie diese Garfield-Sonnenblenden, die es in den 80ern gab. Und
permanent wird gehupt. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass so viele Leute in diese
Autos gequetscht sind und darum immer irgendjemand aus Versehen mit seinem Arsch auf
der Hupe sitzt.
Die Fahrt zum Hotel dauerte ewig, und je länger wir unterwegs waren, umso spärlicher
wurden die schönen Hotels, bis wir schließlich vor dem Windsor anhielten. Das Windsor
ist eines der ältesten Hotels in Kairo und liegt in einem der übelsten Viertel. Es hat sogar so
einen Metalldetektor am Eingang, wie um zu demonstrieren, wie übel das Viertel ist. Als
ich eintrat, löste mein Gürtel den Alarm aus. Während ich richtig erschrocken bin, ist der
Sicherheitsmann davon aber noch nicht mal aufgewacht.
Nicht nur das Hotel ist eines der ältesten, sondern auch das Personal. In England würden
so alte Leute nicht mehr in Hotels arbeiten dürfen. Ein uralter Mann hat meinen Koffer
vom Bus in die Lobby getragen. Wir hatten exakt vor dem Eingang geparkt, aber der Alte
brauchte für das Hereintragen genauso lange, wie ich brauchte, um die Formulare auszufül-
len und meinen Schlüssel entgegenzunehmen. Irgendwie erinnerte mich das an einen Um-
zug vor vielen Jahren. Ich hatte eine Firma aufgetan, die billiger war als jede andere und
die nur zehn Pfund die Stunde kostete. Mir wurde erst klar, welchen Fehler ich begangen
hatte, als der Typ aufkreuzte. Er musste so an die siebzig gewesen sein. Er brauchte allein
eine halbe Stunde, um zu unserer Wohnung im dritten Stock zu gelangen. Er trug nur die
leeren Umzugskisten, aber schon davon war er schweißgebadet. Es hat am Ende ein Ver-
mögen gekostet.
Ein anderer Mann zeigte mir mein Hotelzimmer. Sie hatten mich im zweiten Stock ein-
quartiert, genau dort, wo sich die Putzleute trafen. Es war einfach unglaublich. Nicht die
Tatsache, dass sie sich hier trafen, sondern dass das Hotel überhaupt Putzpersonal beschäf-
tigte. Irgendwie hatte es auch ein bisschen was von einem Lager- und Abstellraum: Vor
meiner Zimmertür stand ein Klavier, und auf meinem Kleiderschrank waren fünf Fernseher
aufgestapelt.
Der Typ gab mir eine umfassende Zimmerführung: »Hier ist das Telefon. Da ist das Bad.«
Er sagte noch ein, zwei andere Sachen, aber die konnte ich nicht verstehen, weil der Boden
so laut knarzte und der Verkehr draußen zu sehr dröhnte. Zwei Betten waren durch eine
Leuchtstoffröhre an der Wand voneinander getrennt. Sobald man die Lichtröhre anschalte-
te, kamen all die feuchten Flecken an der Wand besonders gut zur Geltung.
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